Hohle Köpfe
an?«
Der Kleine Irre Arthur schwieg.
Colon drehte sich um.
Ein Golem stand hinter ihm. Er war größer als alle anderen Golems, die der Feldwebel bisher gesehen hatte, und seine Gestalt hatte auch wesentlich mehr Details. Er wirkte nicht plump und primitiv, sondern fast schön wie eine Statue. Und seine Augen strahlten wie zwei rote Suchscheinwerfer.
Er hob eine Faust über seinen Kopf und öffnete den Mund, aus dem es rot schimmerte.
Der Golem schrie wie ein Stier.
Der Kleine Irre Arthur trat Colon gegen den Fußknöchel.
»Was hältst du davon, wenn wir weglaufen, hm?«
Colon wich zurück und starrte das Ding weiter an.
»Es… besteht keine Gefahr, sie sind nicht sehr schnell…« Und dann setzte sich die Vernunft des Körpers gegen die Dummheit des Gehirns durch. Die Beine starteten, drehten Colon um und beschleunigten ihn.
Er riskierte einen Blick über die Schulter. Der Golem nahm die Verfolgung auf, lief mit langen, mühelosen Schritten.
Der Kleine Irre Arthur erschien neben dem Feldwebel.
Colon war an langsame, gemütliche Streifengänge gewöhnt. Sein Leib eignete sich nicht für hohe Geschwindigkeiten, worauf er auch hinwies. »Außerdem kannst
du
nicht schneller laufen als das Ding!« fügte er schnaufend hinzu.
»Es genügt mir, schneller zu sein als du«, erwiderte der Kleine Irre Arthur. »Hier entlang!«
An der Seite eines Lagerhauses führte eine alte Holztreppe empor. Der Gnom sauste ebenso flink über die Stufen wie eine von ihm gejagte Ratte. Colon folgte ihm und schnaufte wie eine Dampfmaschine.
Auf halbem Wege nach oben verharrte er und sah zurück.
Der Golem erreichte die unterste Stufe und setzte vorsichtig einen Fuß darauf. Das Holz knarrte, und die ganze Treppe – sie trug das graue Gewand des Alters – erzitterte.
»Sie hält das Gewicht nicht aus!« sagte der Kleine Irre Arthur. »Der Bursche fällt und zerschellt auf dem Boden, wart’s ab!«
Der Golem wagte einen zweiten Schritt. Das Holz ächzte.
Die Gestalt aus Ton schien zu dem Schluß zu gelangen, daß die Treppe stabil genug war. Sie stieg von einer Stufe zur anderen, und das ganze Holzgerüst schwankte.
Das Geländer unter Colons Hand wand sich wie eine Schlange hin und her.
»Komm endlich!« drängte der Kleine Irre Arthur, der bereits das obere Ende der Treppe erreicht hatte. »Der Bursche holt auf!«
Der Golem sprang, und der Treppe wurde es zuviel – sie gab nach. Colon streckte die Hände aus und bekam den Dachrand zu fassen. Sein Körper klatschte gegen die Seitenwand des Gebäudes.
In der Ferne erklang das Geräusch von Holzteilen, die auf ein hartes Pflaster prasselten.
»Na komm schon«, sagte der Kleine Irre Arthur. »Zieh dich endlich hoch, du Idiot!«
»Kann nicht«, stöhnte Colon.
»Warum nicht?«
»Der Golem hält sich an meinem Fuß fest…«
»Eine Zigarre, Euer Lordschaft?«
»Brandy, Herr Graf?«
Lord de Nobbes lehnte sich in einem bequemen Sessel zurück. Seine Füße berührten gerade eben den Boden. Brandy und Zigarren. So ließ es sich leben. Er paffte genießerisch.
»Wir haben gerade über die zukünftige Regierung der Stadt gesprochen, Herr Graf. Immerhin geht es Lord Vetinari derzeit sehr schlecht…«
Nobby nickte. Über solche Dinge sprach man, wenn man zu den feinen Leuten gehörte. Für derartige Gespräche war er geboren.
Der Brandy vermittelte ihm ein angenehm warmes Empfinden.
»Zweifellos würde das gegenwärtige politische Gleichgewicht gestört, wenn wir nach einem anderen Patrizier Ausschau hielten«, sagte ein anderer Sessel. »Was meinst du, Lord de Nobbes?«
»Oh, ja«, bestätigte dieser. »Die Gilden kämpfen wie Katzen im Sack. Das weiß jeder.«
»Eine sehr gute Beschreibung, wenn du mir diese Bemerkung gestattest.«
Die anderen Sessel brummten zustimmend.
Nobby lächelte. O ja. So konnte man’s aushalten, und ob. Mit anderen piekfeinen Leuten plaudern, über wichtige Dinge reden und nicht immer wieder Erklärungen für die Leere in der Teebüchse erfinden müssen… Dies war eindeutig die Sonnenseite des Lebens.
»Gibt es überhaupt irgendwelche Gildenoberhäupter, die der Aufgabe gewachsen wären?« fragte ein Sessel. »Oh, sie können eine Gruppe von Geschäftsleuten organisieren, aber die Geschicke einer ganzen Stadt lenken… Nein, dazu reichen ihre Fähigkeiten nicht aus. Meine Herren, ich glaube, es wird Zeit, die Zukunft der Stadt neuen, kompetenten Händen anzuvertrauen. Vielleicht ist nun die Zeit gekommen, in der sich das Blut
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