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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie drehte den Kopf und bedachte ihn mit dem klügsten Blick, den er je bei einem Tier gesehen hatte. In Nobby regten sich völlig unerwartete und für ihn untypische Kameradschaftsgefühle.
    Er drückte den Zigarettenstummel aus und bot ihn der Ziege an, die ihn fraß.
    »Du und ich, wir beide«, sagte Nobby.
     
    Das Vieh floh, als Karotte, Angua und Gertie durchs Schlachthausviertel eilten. Die Tiere versuchten vor allem, sich von Angua fernzuhalten. Für Gertie hatte es den Anschein, als schöben sie eine unsichtbare Barriere vor sich her: Einige entsetzte Geschöpfe versuchten, an Wänden emporzuklettern. Andere stoben durch schmale Gassen davon.
    »Warum haben die Tiere solche Angst?« fragte Gertie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Angua.
    Einige panische Schafe sprinteten zur Seite, als sich die Gruppe der Kerzenfabrik näherte. Licht hinter den hohen Fenstern verriet, daß die Produktion auch während der Nacht weiterging.
    »In vierundzwanzig Stunden werden fast eine halbe Million Kerzen hergestellt«, sagte Karotte. »Angeblich soll es dort sehr moderne Maschinen geben. Das klingt interessant. Ich würde es mir gern ansehen.«
    Hinter dem Gebäude strahlte es hell im Nebel. Dort wurden Kisten mit Kerzen auf Karren geladen.
    »Hier scheint alles ganz normal zu sein«, meinte Karotte, als sie in einem nahen Hauseingang anhielten. »Es wird gearbeitet.«
    »Ich weiß nicht, was das für einen Sinn haben soll«, sagte Angua. »Wenn uns die Leute sehen, können sie eventuelles Beweismaterial verschwinden lassen. Und selbst wenn wir Arsen finden… Was dann? Es ist doch nicht verboten, Arsen zu besitzen.«
    »Äh… ist es vielleicht verboten,
so etwas
zu besitzen?« flüsterte Gertie.
    Ein Golem schritt durch die Straße. Er unterschied sich von allen anderen Golems, die sie bisher gesehen hatten. Die anderen waren alt und durch häufige Reparaturen so formlos wie eine Lebkuchengestalt. Dieses Exemplar hingegen sah aus wie ein Mensch. Besser gesagt, es sah so aus, wie Menschen gerne aussehen möchten. Er ähnelte einer Statue aus weißem Ton. Und er trug eine Krone, die fest mit dem Kopf verbunden war.
    »Ich hatte
recht
«, hauchte Karotte. »Sie haben
tatsächlich
einen Golem geschaffen. Arme Burschen. Haben vermutlich geglaubt, daß sie durch einen König frei werden.«
    »Sieh dir die Beine an«, sagte Angua leise.
    Während der Golem ging, bildeten sich Linien aus rotem Licht an den Beinen und an anderen Körperstellen.
    »Das sind Risse«, fügte Angua hinzu.
    »Ich
wußte,
daß man im Ofen eines Bäckers keinen richtigen Ton brennen kann«, ließ sich Gertie vernehmen. »Er hat nicht die richtige
Form

    Der Golem öffnete eine Tür und verschwand in der Fabrik.
    »Gehen wir«, sagte Karotte.
    »Kommandeur Mumm hat uns angewiesen, auf ihn zu warten«, sagte Angua.
    »Ja, aber wir wissen nicht, was da drin vor sich geht«, erwiderte Karotte. »Außerdem begrüßt der Kommandeur Eigeninitiative. Wir können hier nicht einfach herumstehen.«
    Er huschte durch die Gasse und öffnete die Tür.
    Auf der anderen Seite standen Kisten. Dazwischen war nur ein schmaler Durchgang. Überall um sie herum, von den Kisten gedämpft, erklangen die klickenden und rasselnden Geräusche der Fabrik. Es roch nach heißem Wachs.
    Gertie hörte ein geflüstertes Gespräch, das etwa einen Meter über ihrem kleinen runden Helm geführt wurde.
    »Wenn der Kommandeur nur nicht darauf bestanden hätte, daß wir sie mitnehmen. Wenn ihr was passiert…«
    »Wovon redest du da?«
    »Nun, du weißt schon… Sie ist ein Mädchen.«
    »Na und? In der Wache gibt es mindestens drei Zwerginnen, und um die machst du dir auch keine Sorgen.«
    »Oh, ich bitte dich – nenn mir einen!«
    »Zum Beispiel Lars Schädeltrinker.«
    »Nein! Im Ernst?«
    »Willst du mich vielleicht als Lügnerin bezeichnen?«
    »Aber in der letzten Woche hat er in der Taverne
Des Bergmanns Arme
einen Streit angefangen und die halbe Einrichtung zertrümmert!«
    »Und wenn schon. Warum hältst du Frauen für schwächer? Du wärst bestimmt nicht in Sorge, wenn ich es mit einem Haufen Betrunkener zu tun bekäme.«
    »Ich würde helfen.«
    »Den Betrunkenen oder mir?«
    »Das ist unfair!«
    »Findest du?«
    »Ich würde ihnen erst dann helfen, wenn du zu hart mit ihnen umspringst. «
    »Ach? Und da sagt man, es gäbe keine Kavaliere mehr…«
    »Wie dem auch sei: Bei Gertie liegt der Fall ein wenig… anders. Er… Ich meine, sie versteht ihr Handwerk, wenn es um Alchimie

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