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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte Karotte.
    Entsetzen hatte den Kerzenmacher gepackt – Angua roch es ganz deutlich. Vielleicht zog er den Abzug der Armbrust aus reiner Panik.
    Und es gab noch einen anderen Geruch. »Wer ist der Vampir?« fragte Angua.
    Ein oder zwei Sekunden befürchtete sie, daß sich der Mann tatsächlich dazu hinreißen ließ, auf sie zu schießen. »Ich habe ihn mit keinem Wort erwähnt!«
    »Du hast Knoblauch in der Tasche«, sagte Angua. »Und es
stinkt
hier regelrecht nach Vampir.«
    »Er meinte, wir könnten den Golem als Werkzeug benutzen«, brummte Traggut.
    »Um vergiftete Kerzen herzustellen?« erkundigte sich Karotte.
    »Ja. Aber er wollte Vetinari nicht töten, sondern ihn nur aus dem Weg schaffen.« Traggut schien sich allmählich zu fassen. »Der Patrizier ist nicht tot – davon hätte ich bestimmt gehört. Es ist wohl kaum ein Verbrechen, wenn er sich unwohl fühlt, und deshalb…«
    »Die Kerzen haben zwei Personen umgebracht«, sagte Karotte.
    Traggut geriet erneut in Panik. »Wen?«
    »Eine alte Frau und ein Kleinkind in der Unbesonnenheitsstraße.«
    »Waren es wichtige Leute?« fragte der Kerzenmacher.
    Karotte nickte sich selbst zu. »Du tust mir fast leid. So weit ist es mit dir gekommen… Nun, du kannst von Glück sagen.«
    »Glaubst du?«
    »Ja. Weil wir dich vor Kommandeur Mumm gefunden haben. Leg jetzt die Armbrust weg und laß uns…«
    Ein Geräusch erklang. Das heißt, es war eher das plötzliche Ende eines Geräusches, das aufgrund seiner Allgegenwärtigkeit gar nicht mehr wahrgenommen wurde.
    Die Fertigungsstraße stoppte. Hunderte von schwingenden Kerzen stießen mit einem multiplen Pochen gegeneinander, dann wurde es still. Eine letzte Kerze fiel auf den überfüllten Trichter, rollte über den Rand und landete auf dem Haufen.
    Die Stille wich ein wenig zurück, um Platz für das Geräusch von Schritten zu schaffen.
    Traggut wich fort. »Zu spät!« stöhnte er.
    Karotte und Angua sahen, wie sich sein Zeigefinger bewegte.
    Angua wollte Karotte beiseite stoßen, als die Armbrustsehne den Bolzen fortschleuderte. Sie vernahm ein dumpfes Surren, dann ein leises, sehr unangenehm klingendes Knirschen, als Karottes Hand vor ihrem Gesicht erschien. Er seufzte leise, als ihn die Wucht des Geschosses umdrehte.
    Er landete schwer auf dem Boden und hielt sich die linke Hand. Der Bolzen steckte darin.
    Angua ging in die Hocke. »Ich glaube nicht, daß er Widerhaken hat. Laß mich…«
    Karotte schüttelte den Kopf. »Die Spitze besteht aus Silber! Rühr das Ding nicht an!«
    Sie sahen beide auf, als ein Schatten das Licht verdunkelte.
    Der Golemkönig starrte auf sie herab.
    Angua spürte, wie ihre Zähne und Fingernägel länger wurden.
    Dann sah sie das kleine runde Gesicht von Gertie, die nervös hinter einigen Kisten hervorspähte. Angua hielt ihre Werwolfinstinkte im Zaum. »Bleib, wo du bist!« rief sie, und diese Aufforderung galt nicht nur der Zwergin, sondern auch jedem einzelnen anschwellenden Haarfollikel. Sie zögerte, wußte nicht recht, ob sie den fliehenden Traggut verfolgen oder den verletzten Karotte in Sicherheit bringen sollte.
    Erneut wies sie ihren Körper darauf hin, daß die Wolfsgestalt jetzt
nicht
in Frage kam. Es gab zu viele fremde Gerüche, zu viele Feuer…
    Talg und Wachs glänzten an dem Golem.
    Angua wich zurück.
    Hinter dem tönernen Riesen blickte Gertie zum stöhnenden Karotte und dann zu einer Feueraxt an der Wand. Die Zwergin griff danach und wog sie nachdenklich in den Händen.
    »Versuch bloß nicht…«, begann Angua.
    »T’dr’duzk b’bazg t’t!«
    »O nein«, ächzte Karotte. »Nicht ausgerechnet
das

    Gertie rannte los und schlug nach der Hüfte des Golems. Die Axt prallte ab, und Gertie schlug eine Pirouette und traf den Golem noch einmal. Ein Tonsplitter löste sich von seiner Taille.
    Angua zögerte. Gerties Axt flog in verschwommenen Kreisen um den Golem herum, während die Zwergin weitere schreckliche Kampfschreie ausstieß. Die Worte konnte Angua nicht verstehen, aber darauf kam es bei vielen zwergischen Kampfschreien auch gar nicht an. Wichtiger war die akustische Vermittlung von Emotionen. Tonsplitter flogen umher und prallten von Kisten ab.
    »Was hat sie gerufen?« fragte Angua, als sie Karotte zur Seite zog.
    »Den schrecklichsten Kampfschrei der Zwerge! Sobald er erklungen ist,
muß jemand
sterben!«
    »Wie lautet er?«
    »Heute ist ein guter Tag für jemand anderen zu sterben!«
    Der Golem beobachtete die Zwergin neugierig wie ein Elefant,

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