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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einmal die Qual der Wahl.
    Früher oder später muß ich zurück nach Hause. Das ist besser für ihn.
     
    Mumm wanderte durch die feuchte Nacht. Er war zu zornig, um einen klaren Gedanken zu fassen.
    Er hatte nichts erreicht und war dafür lange unterwegs gewesen. Es gab viele Indizien und Spuren. Mumm hatte alle logischen Maßnahmen ergriffen, und bestimmt hielt ihn inzwischen jemand für einen Narren.
    Vermutlich sah er für Hauptmann Karotte wie ein Tölpel aus. Immer wieder kamen ihm gute Ideen – die Ideen eines
Polizisten –,
doch jede von ihnen führte in eine Sackgasse. Er schrie und drohte, doch nichts schien zu klappen. Sie kamen einfach nicht weiter. Als einziges Ergebnis ihrer Bemühungen wuchs ihre Unwissenheit.
    Der Geist von Frau Leicht suchte seine Erinnerungen heim. Er erinnerte sich kaum an sie. Damals war er nur einer von vielen rotznäsigen Jungen gewesen und Frau Leicht kaum mehr als ein besorgtes Gesicht über einer Schürze. Eine Frau aus der Unbesonnenheitsstraße. Sie nähte, um über die Runden zu kommen, ständig bemüht, den Schein zu wahren. Wie die anderen Bewohner der Unbesonnenheitsstraße kroch sie durchs Leben, ohne um etwas zu bitten, und sie bekam noch weniger.
    Was hätte er sonst noch unternehmen können? Etwa die verdammte Tapete von den verdammten Wänden kratzen und…
    Mumm blieb stehen.
    In beiden Zimmern hing die gleiche Tapete. Sie hing in allen Zimmern der betreffenden Etage. Eine gräßliche grüne Tapete.
    Nein, unmöglich. Das konnte nicht sein. Schon seit Jahren schlief Vetinari in diesem Raum – falls er überhaupt schlief. Niemand konnte sich hineinschleichen und unbemerkt neu tapezieren.
    Vor Mumm wogte der Nebel, eine Lücke entstand in der Graue und zeigte ihm weiter vorn ein von Kerzen erhelltes Zimmer. Dann verdichteten sich die Schwaden wieder.
    Der Nebel. Ja. Feuchtigkeit. Schob sich durch Ritzen und Fugen, gelegentlich auch durch geöffnete Fenster, strich über Tapeten. Über alte, staubige, modrige Tapeten…
    Hatte Kleinpo sie kontrolliert? Eigentlich sah man sie überhaupt nicht. Die Tapeten befanden sich nicht
im
Zimmer, sondern definierten es vielmehr. Konnte jemand von den eigenen vier Wänden vergiftet werden?
    Mumm wagte kaum, daran zu denken. Wenn er diese Möglichkeit in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit rückte, verflüchtigte sie sich vielleicht wie alle anderen.
    Darauf lief es hinaus, sagte der Kern seines Selbst. All das Durcheinander mit Verdächtigen und Spuren… Es diente dazu, den Körper zu amüsieren, während das Unterbewußtsein schuftete. Jeder echte Polizist wußte, daß man nicht nach Spuren suchte, um den Weg zum Schuldigen zu finden. Man begann vielmehr mit einer ziemlich klaren Vorstellung vom Täter – dann wußte man, nach welchen Spuren man suchen mußte.
    Wünschte er sich einen weiteren verwirrenden Tag, in der Hoffnung, daß einige gute Ideen Abwechslung brachten? Es war schlimm genug, den Ausdruck in Kleinpos Gesicht zu sehen, das neuerdings immer bunter zu werden schien.
    Mumm erinnerte sich an seine eigenen Worte. »Hm, Arsen ist also ein Metall. Ist vielleicht das
Besteck
daraus hergestellt worden?« Woraufhin Kleinpo mit betonter Geduld erklärt hatte: Ja, es war tatsächlich möglich, Löffel aus Arsen herzustellen; allerdings nützten sie nicht viel, weil sie sich in der Suppe sofort auflösten.
    Diesmal wollte Mumm erst gründlich überlegen, bevor er neue Vermutungen äußerte.
     
    »Der Graf von Ankh, der ehrenwerte Korporal Lord C. W. St. J. Nobbs!«
    Das Gemurmel der Gespräche verstummte. Köpfe drehten sich. Irgendwo in der Menge begann jemand zu lachen, doch die Nachbarn brachten den Betreffenden hastig zum Schweigen.
    Lady Selachii trat vor. Sie war eine hochgewachsene, kantig gebaute Frau, ausgestattet mit den typischen Merkmalen ihrer Familie: einem markanten Gesicht und dinarischer Nase. In gewisser Weise erinnerte sie an eine heransausende Axt.
    Sie machte einen Knicks.
    Viele der Gäste schnappten verblüfft nach Luft, folgten jedoch dem Beispiel der Gastgeberin, als sie ihnen einen scharfen Blick zuwarf. Irgendwo weiter hinter sagte jemand: »Aber der Bursche ist doch ein gräßlicher Prole…«
    Eine taktvolle Hand hinderte ihn daran, den Satz zu beenden.
    »Hat jemand etwas fallen gelassen?« fragte Nobby nervös. »Ich helfe gern bei der Suche.«
    Der Lakai erschien mit einem Tablett neben ihm. »Ein Drink gefällig, Euer Lordschaft?«
    »Ja, gute Idee, für mich einen Krug Winkels«,

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