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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hinzufüge und dich damit redselig mache.«
    Dorfls Augen glühten heller.
    »Aber ich lehne diese Möglichkeit ab. Es wäre unmenschlich. Du hast niemanden ermordet. Ich darf dir deine Freiheit nicht vorenthalten. Weil du keine hast. Geh nur. Ja, du kannst gehen. Immerhin weiß ich, wo du wohnst.«
    Zu arbeiten heißt zu leben.
    »Was wünschen sich Golems, Dorfl? Ich habe gesehen, wie ihr Golems durch die Straßen wandert und die ganze Zeit arbeitet. Aber was erhofft ihr euch?«
    Eine Pause.
    Dorfl drehte sich um und verließ das Gebäude.
    »Verd***t«, sagte Karotte und leistete damit linguistisch Erstaunliches. Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch, stand dann abrupt auf, zog sich an und ging durch den Flur. Sein Ziel hieß Angua.
    Sie lehnte in Korporal Kleinpos winzigem Büro an der Wand und sprach mit dem Zwerg.
    »Ich habe Dorfl nach Hause geschickt«, sagte Karotte.
    »Hat er eins?« erwiderte Angua.
    »Sicher kehrt er zum Schlachthaus zurück. Aber derzeit ist es nicht besonders gut für einen Golem, allein in den Straßen von Ankh-Morpork unterwegs zu sein. Deshalb folge ich ihm und… Ist alles in Ordnung mit dir, Korporal Kleinpo?«
    »Ja, Herr Hauptmann«, erwiderte Gertie.
    »Du trägst einen… einen… einen…« Karottes Selbst rebellierte gegen die Vorstellung, daß ein Zwerg so etwas tragen konnte. Er begnügte sich mit: »Einen Kilt?«
    »Ja, Herr Hauptmann. Einen Kilt. Beziehungsweise Rock, Herr Hauptmann. Aus Leder.«
    Karotte suchte nach einer passenden Antwort und fand keine. »Oh.«
    »Ich begleite dich«, sagte Angua. »Gertie kümmert sich hier um die Wache und so.«
    »Ein… Kilt«, murmelte Karotte. »Oh. Na schön… Behalt hier alles im Auge, in Ordnung? Wir bleiben nicht lange fort. Und… äh… bleib hinter dem Schreibtisch sitzen.«
    »Komm«, drängte Angua.
    Draußen im Nebel fragte Karotte: »Findest du nicht auch, daß Kleinpo ein wenig… seltsam ist?«
    »Scheint mir eine ganz normale Zwergenfrau zu sein«, erwiderte Angua.
    »Frau? Er hat dir gesagt, daß er eine Frau ist?«
    »Sie«, berichtigte Angua. »Wir sind hier in Ankh-Morpork. In dieser Stadt gibt es weitere Pronomen.«
    Sie roch Karottes Verwirrung. Natürlich wußten alle, daß es unter den vielen Schichten aus Leder und Kettenpanzer zwei verschiedene Geschlechter von Zwergen gab, damit die Existenz der Zwerge auch in Zukunft gesichert war. Aber das Thema wurde nur während besonders kritischer Phasen der Brautwerbung angeschnitten – um Peinlichkeiten vorzubeugen.
    »Nun, ich hätte von ihr genug Anstand erwartet, daß sie es für sich behält«, brachte Karotte schließlich hervor. »Ich meine, ich habe nichts gegen Frauen. Ich bin ziemlich sicher, daß meine Stiefmutter weiblichen Geschlechts ist. Aber es ist wohl kaum sehr klug, einfach so herumzulaufen und ganz deutlich darauf hinzuweisen.«
    »Karotte, ich glaube, mit deinem Kopf ist etwas nicht in Ordnung«, sagte Angua.
    »Ach?«
    »Vielleicht muß darin die eine oder andere Schraube angezogen werden. Ich meine… Gütiger Himmel! Ein bißchen Schminke, ein Rock… Und schon reagierst du, als hätte sich Gertie in Frau WaWa Wumm verwandelt, die im Skunk-Club auf Tischen tanzt!«
    Einige Sekunden herrschte schockierte Stille, während sie sich eine zwergische Striptease-Tänzerin vorstellten. Beide empfanden Abscheu.
    »Wenn die Leute nicht einmal in Ankh-Morpork sie selbst sein können…«, sagte Angua. »Wo dann?«
    »Es gibt bestimmte Probleme, wenn die Zwerge dahinterkommen«, meinte Karotte. »Ich konnte fast seine Knie sehen.
Ihre
Knie.«
    »Jeder hat Knie.«
    »Mag sein. Aber man fordert Schwierigkeiten heraus, wenn man sie so deutlich zur Schau stellt. Ich meine,
ich
bin an Knie gewöhnt. Ich kann sie mir ansehen und denken: ›O ja, Knie sind nur Gelenke in den Beinen.‹ Aber einige von den anderen Jungs…«
    Angua schnupperte. »Hier ist er nach links abgebogen. Die anderen Jungs
was

    »Nun… ich weiß nicht, wie sie reagieren werden. Du hättest ihr nicht begegnen dürfen. Ich meine, es gibt natürlich weibliche Zwerge, aber sie sind wenigstens so anständig, es nicht zu zeigen.«
    Karotte hörte, wie Angua nach Luft schnappte. »Weißt du…«, sagte sie nachdenklich. »Ich habe deine Einstellung zu den Bürgern von Ankh-Morpork immer respektiert.«
    »Ja?«
    »Dingen wie Gestalt und Farbe gegenüber scheinst du blind zu sein, und das hat mich immer sehr beeindruckt.«
    »Ja?«
    »Und offenbar nimmst du

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