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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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den anderen, daß ich
    einen geeigneten Kandidaten gefunden habe. Und wenn du es wagst,
    noch einmal hierherzukommen…«

    Die Königliche Schule der Wappenherolde war ein grünes Tor in einer
    Mauer an der Mumpitzstraße. Mumm zog an der Glockenschnur. Auf
    der anderen Seite bimmelte etwas, unmittelbar im Anschluß ertönte eine
    Kakophonie aus Heulen, Knurren, Pfeifen und Trompeten. Eine Stimme
    versuchte, das Durcheinander zu übertönen. »Runter mit dir! Mit erho-
    benem Kopf! Mit erhobenem Kopf sol st du liegen! Nein, nicht auf den
    Hinterbeinen! Du bekommst drei Zuckerstücke, wenn du brav bist, Wil-
    libald! Hör sofort damit auf! Laß ihn los! Mildred, laß Friederich wieder
    auf den Boden!«
    Die Tiergeräusche wurden ein wenig leiser, und Schritte näherten sich.
    Eine Klappe im Tor schwang einige Zentimeter auf.
    Mumm sah ein schmales Gesichtssegment eines ziemlich kleinen Man-
    nes.
    »Ja? Bringt Ihr das Fleisch?«
    »Ich bin Kommandeur Mumm«, stellte er sich vor. »Ich habe mich an-
    gemeldet.«
    Die Tiergeräusche schwol en wieder an.
    »Was?«
    »Kommandeur Mumm!« rief Mumm.
    »Oh. Nun, ich schätze, Ihr solltet besser hereinkommen.«
    Das Tor öffnete sich. Mumm trat ein.
    Es wurde still. Mehrere Dutzend Augenpaare beobachteten den Neu-
    ankömmling mit ausgeprägtem Mißtrauen. Einige der Augen waren klein
    und rot. Andere waren recht groß und schwebten dicht über der Ober-
    fläche eines trüben Teichs, der einen großen Teil des Hofes beanspruch-
    te. Wieder andere hockten auf Sitzstangen.
    Es wimmelte von Tieren. Aber etwas anderes drängte sie zur Seite, beanspruchte noch mehr Platz: der Geruch von Tieren. Die meisten waren ziemlich alt, was den Geruch keineswegs verbesserte.
    Ein zahnloser Löwe musterte Mumm und gähnte. Ein frei herumlau-
    fender Löwe – beziehungsweise ein frei herumliegender – war erstaun-
    lich genug. Noch verblüffender war, daß er von einem älteren Greif, der
    al e vier Klauen in die Luft gestreckt hatte und schlief, als Kissen benutzt wurde.
    Mumm sah diverse Igel, einen ergrauenden Leoparden und Pelikane in
    der Mauser. Grünes Wasser plätscherte im Teich; zwei Nilpferde tauch-
    ten auf und gähnten noch eindrucksvoller als der Löwe. Kein einziges
    Geschöpf hockte in einem Käfig, und niemand versuchte, jemand ande-
    ren zu fressen.
    »Oh, ja, so wirkt es auf die meisten Besucher, die zum erstenmal hier-
    herkommen«, sagte der kleine Alte. Er hatte ein Holzbein. »Wir sind eine
    glückliche kleine Familie.«
    Mumm drehte sich um, und sein Blick fiel auf eine kleine Eule. »Meine
    Güte!« entfuhr es ihm. »Das ist eine Morpork, nicht wahr?«
    Ein fröhliches Lächeln erschien auf dem Gesicht des Alten. »Ah, of-
    fenbar kennt Ihr Euch mit Wappen aus«, sagte er und lachte meckernd.
    »Daphnes Vorfahren kamen den ganzen Weg von den Inseln jenseits der
    Mitte, jawohl.«
    Mumm holte die Dienstmarke der Stadtwache hervor und betrachtete
    das eingeprägte Wappen.
    Der Alte stellte sich auf die Zehenspitzen und sah ihm über die Schul-
    ter. »Das ist sie natürlich nicht.« Er meinte die Eule auf dem Henkel-
    kreuz. »Es war ihre Urgroßmutter Olive. Eine Morpork auf einem Hen-
    kelkreuz beziehungsweise einem Ankh. Na, fäl t Euch was auf? Es ist ein
    Wortspiel. Ich hätte fast darüber gelacht. Ja, so lustig kann’s hier werden.
    Um ganz ehrlich zu sein, wir könnten einen Eulenmann für sie gebrau-
    chen. Und auch ein Nilpferdweibchen würden wir nicht zurückweisen.
    Seine Lordschaft sagt zwar, wir hätten zwei Nilpferde, was auch stimmt.
    Ich meine aber, daß es für Roderick und Kimbert nicht normal ist. Nicht
    natürlich. Womit ich niemandem zu nahe treten möchte. Äh… wie lautete Euer Name noch gleich?«
    »Mumm. Sir Samuel Mumm. Meine Frau hat den Termin vereinbart.«
    Wieder das meckernde Lachen. »Ah, das ist meistens der Fal .«
    Trotz des Holzbeins lief der Alte recht schnell, als er Mumm an damp-
    fenden Dunghaufen von vielen verschiedenen Spezies vorbei zum Ge-
    bäude auf der anderen Seite des Hofes führte.
    »Ich schätze, das ist gut für den Garten«, sagte Mumm, um Konversa-
    tion bemüht.
    »Ich hab’s beim Rhabarber ausprobiert«, erwiderte der Alte und öffnete
    die Tür. »Das Zeug wuchs sechs Meter hoch und ging dann plötzlich in
    Flammen auf. Achtet darauf, wo Ihr hintretet. Unser kleiner Drache ist
    krank. Muß sich immer wieder übergeben und hat Durchfal . Oh, zu
    spät… Na, nicht weiter schlimm. Man kann’s mühelos

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