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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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scheuß-
    licher, al es andere als unbekannter Geruch hing in der Luft.
    »Nach dem – bist du bereit? – Kampfbrot von B’hrian Blutaxt!« sagte
    Karotte und kramte in den Schubladen des Schreibtischs neben dem
    Eingang.
    »Du meinst… ein Laib Brot? Du hast mich an diesen Ort geführt, um
    mir einen Laib Brot zu zeigen?«
    Angua schnüffelte erneut. Ja. Blut. Frisches Blut.
    »So ist es«, bestätigte Karotte. »Es ist eine Leihgabe und soll hier für
    zwei Wochen ausgestellt werden. Bei der Schlacht vom Koomtal hat
    Blutaxt den Laib mit eigenen Händen geschwungen und siebenundfünf-
    zig Trolle getötet. Al erdings…« Karottes Stimme veränderte sich: Un-
    überhörbarer Enthusiasmus wurde zu bürgerlichem Verantwortungsbe-
    wußtsein. »…liegt das alles schon lange zurück, und wir sol ten uns von
    derartigen historischen Ereignissen nicht den Blick trüben lassen für die
    multiethnische Gesel schaft im Jahrhundert des Flughunds.«
    Eine Tür knarrte.
    »Das Kampfbrot…«, ließ sich Angua vernehmen. »Schwarz, nicht
    wahr? Und ein ganzes Stück größer als ein normaler Laib, habe ich
    recht?«
    »Ja, stimmt«, sagte Karotte.
    »Und Herr Hopkinson… Klein? Mit einem weißen Spitzbart?«
    »Das ist er.«
    »Und sein Kopf zertrümmert?«
    »Wie bitte?«
    »Ich glaube, du solltest dir das hier ansehen«, meinte Angua und wich
    zur Seite.

    Drachenkönig von Wappen saß bei seinen Kerzen.
    Das ist also Kommandeur Sir Samuel Mumm, dachte er. Ein dummer
    Mann. Offenbar nicht imstande, über den Horizont seines Rangabzei-
    chens hinauszusehen. Und solche Leute bringen es heutzutage zu etwas.
    Sie haben auch einen gewissen Nutzen; vermutlich hat ihn Lord Vetinari
    deshalb befördert und zum Ritter geschlagen. Dumme sind oft zu Din-
    gen fähig, über die intelligente Personen nicht einmal nachzudenken
    wagen…
    Er seufzte und zog ein weiteres Buch zu sich heran. Es war nicht viel
    größer und dicker als die anderen in seinem Arbeitszimmer, was jeden
    gewundert hätte, der über den Inhalt Bescheid wußte.
    Er war stolz darauf. Es war ein recht ungewöhnliches Werk, aber es
    überraschte ihn – besser gesagt, es hätte ihn überrascht, wenn ihn wäh-
    rend der vergangenen hundert Jahre überhaupt irgend etwas hätte über-
    raschen können –, wie leicht ihm einiges davon gefallen war. Er brauchte
    das Buch nicht einmal aufzuschlagen, um darin zu lesen. Längst kannte
    er den Inhalt auswendig. Sorgfältig gezeichnete Stammbäume, nicht
    minder gewissenhaft niedergeschriebene Namen… Er las sie, und
    gleichzeitig kamen die Worte aus seinem Gedächtnis.
    Die Überschrift auf der ersten Seite lautete: »Die Abstammung von
    König Karotte L, durch die Gnade der Götter König von Ankh-
    Morpork.« Über die nächsten zwölf Seiten erstreckte sich ein komplexer
    Stammbaum, der schließlich in den Hinweis mündete: verheiratet mit…
    Die dortigen Worte hatten nur vorläufigen Charakter.
    »Delphine Angua von Überwald«, las Drachenkönig laut. »Vater und,
    ah-ha, Ahn, Baron Guye von Überwald, auch bekannt unter dem Namen
    Silberschwanz. Mutter Serafine Soxe-Bloonberg, auch bekannt als Gelb-
    fang, von Gennua…«
    Dieser Teil war eine beachtenswerte Leistung. Drachenkönig hatte er-
    wartet, daß seine Gesandten Schwierigkeiten bekamen mit den wölfi-
    scheren Bereichen von Anguas Herkunft, aber wie sich herausstel te,
    brachten auch die Bergwölfe diesen Angelegenheiten großes Interesse
    entgegen. Anguas Vorfahren waren in der Hierarchie des Rudels immer
    an der Spitze gewesen.
    Drachenkönig von Wappen lächelte. Soweit es ihn betraf, spielte die
    Spezies nur eine untergeordnete Rol e. Es kam in erster Linie auf einen
    guten Stammbaum an.
    Nun, so sah die Zukunft aus, wie sie sein konnte.
    Er schob das Buch beiseite. Einer der Vorteile eines langen Lebens be-
    stand darin, daß man die Fragilität der Zukunft sah. Die Menschen spra-
    chen von »Frieden in unserer Zeit« und vom »Reich, das tausend Jahre
    währt«, doch schon ein halbes Leben später erinnerte sich niemand mehr
    an die betreffenden Personen, geschweige denn an das, was sie gesagt
    hatten oder wo der aufgebrachte Mob die Asche ihrer verbrannten Lei-
    chen verstreut hatte. Kleinere Dinge änderten die Geschichte. Manchmal
    genügten einige geschriebene Worte.
    Er griff nach einem anderen Buch. Auf dessen zweiter Titelseite stand:
    »Die Abstammung von König…« Wie würde sich der Mann nennen?
    Das ließ sich kaum erraten. Und wenn

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