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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herr Kommandeur. Weshalb, Herr Kommandeur?«
    »Vielleicht fällt dir was auf.«
    »Ja, Herr Kommandeur.«
    Mit einem leisen Brummen ging Mumm in die Hocke, sein Zeigefinger
    berührte einen grauen Fleck auf dem Boden. »Schmutz«, sagte er.
    »So was man findet auf Böden, Herr Kommandeur«, erklärte Detritus.
    »Allerdings ist dieses Zeug grauweiß«, stellte Mumm fest. »Und in die-
    ser Gegend findet man nur schwarzen Lehm.«
    »Ah«, entgegnete Feldwebel Detritus. »Eine Spur.«

    schlauen-Argumenten-hinweg. Gemeinsam gingen sie von Tür zu Tür, weshalb
    sich unschuldige Bürger überal in der Stadt hinter ihren Möbeln versteckten.
    »Könnte natürlich wirklich nur gewöhnlicher Schmutz sein.«
    Und da war noch etwas. Jemand hatte versucht, das Durcheinander der
    Bücher zu ordnen. Einige Dutzend von ihnen bildeten einen hohen Sta-
    pel. Das größte Exemplar lag unten, das kleinste oben, und die Buchrük-
    ken waren genau paral el ausgerichtet worden.
    »Eins verstehe ich nicht«, sagte Mumm. »Es findet ein Kampf statt.
    Der Alte wird angegriffen. Und dann schreibt jemand etwas auf ein Blatt
    Papier – vielleicht der Mörder, vielleicht das Opfer selbst –, mit dem
    Blut des armen Kerls. Und dann rol t der Täter das Blatt zusammen und
    steckt es dem Sterbenden wie eine Zigarette zwischen die Lippen. Und
    dann ist der Alte tot. Und dann schließt ihm jemand die Augen, faltet
    ihm die Hände, räumt auf und… kehrt ins wilde Getümmel namens
    Ankh-Morpork zurück?«
    Falten bildeten sich auf der ehrlichen Stirn von Feldwebel Detritus, als
    dieser nachzudenken versuchte. »Viel eicht… viel eicht es geben Fußab-
    druck draußen vor Fenster«, sagte er schließlich. »Das immer sein gute
    Spur.«
    Mumm seufzte. Trotz seines Intelligenzquotienten in Höhe der Zim-
    mertemperatur war Detritus ein guter Polizist und ein noch besserer
    Feldwebel. Er besaß jene Art von Dummheit, die sich kaum zum Narren
    halten läßt. Es gab nur eins, das ihm noch schwerer fiel, als sich an ein
    neues Konzept zu gewöhnen: wieder Abstand davon zu nehmen.*
    »Detritus«, sagte Mumm so freundlich wie möglich, »vor dem Fenster
    ist kein Boden, sondern der Fluß, und zwar in einer Tiefe von zehn Me-
    tern. Dort kann es keine…« Er unterbrach sich. Sie sprachen hier über
    den Ankh. »Eventuel e Fußabdrücke wären längst zerlaufen«, fügte er
    hinzu. »Mit ziemlicher Sicherheit.«

    * Detritus war besonders gut, wenn es darum ging, Fragen zu stellen. Dabei kannte er drei verschiedene Methoden: die direkte (»Bist du es gewesen?«), die beharrliche (»Bist du ganz sicher, daß du es nicht doch gewesen bist?«) und die subtile (»Du bist es gewesen, nicht wahr?«). Zwar stellte er nicht die Schlauesten al er bisher erfundenen Fragen, doch Detritus’ Talent bestand darin, sie stundenlang mit unendlicher Geduld zu wiederholen, bis die Antwort schließlich lautete: »Ja!
    Ja! Ich bin es gewesen! Ja, ich gestehe alles! Und jetzt sag mir bitte, was ich getan habe!«
    Trotzdem warf er einen Blick nach draußen, um ganz sicherzugehen.
    Unten gluckerte und blubberte der Fluß. Es gab keine Fußabdrücke,
    nicht einmal auf seiner berühmten Kruste. Doch auf dem Fenstersims
    entdeckte Mumm einen weiteren Schmutzfleck.
    Er nahm ein wenig von der Substanz zwischen Zeigefinger und Dau-
    men und schnupperte daran.
    »Noch mehr weißgrauer Ton«, sagte er.
    Mumm kannte keinen Ort in oder außerhalb der Stadt, an dem es wei-
    ßen Ton gab. Jenseits der Mauern von Ankh-Morpork gab es nur
    schwarzen Lehm, bis hin zu den Spitzhornbergen. Wer dort entlangging,
    war fünf Zentimeter größer, wenn er die andere Seite eines Felds erreich-
    te.
    »Weißer Ton«, murmelte er. »Wo kommt das Zeug her?«
    »Es sein ein Rätsel«, meinte Detritus.
    Mumm lächelte freudlos. Ja, es war ein Rätsel. Und Rätsel gefielen ihm nicht. Sie neigten dazu, immer rätselhafter zu werden, wenn man sie
    nicht löste. Rätsel bekamen sogar Junge, wenn man nicht aufpaßte.
    Gewöhnliche Morde geschahen ständig. So etwas konnte selbst Detritus aufklären. Wenn eine verzweifelte Ehefrau mit einem krummen Schürhaken vor dem am Boden liegenden Ehemann stand und heulte »Das
    hätte er nicht über unseren Neville sagen sollen!«, konnte man den Fal
    kaum über die nächste Kaffeepause hinaus strecken. Wenn mehrere
    Männer beziehungsweise Teile von ihnen an den Wänden der Geflickten
    Trommel festgenagelt waren und die übrigen Gäste unschuldige Mienen zur Schau

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