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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schon…
    Drachenkönig nahm einen Stift und schrieb: »Nobbs.«
    Er lächelte im vom Kerzenschein kaum erhellten Raum.
    Die Leute redeten immer wieder über den wahren König von Ankh-
    Morpork, doch die Geschichte lehrte etwas Grausames. Ihre oft blutige
    Lektion lautete: Der wahre König ist der Mann, der die Krone trägt.

    Bücher fül ten auch dieses Zimmer. Das war der erste Eindruck: eine
    feuchte, erdrückende Büchermasse.
    Pater Tubelcek lag auf einem kleinen Hügel aus Büchern. An seinem
    Tod konnte kein Zweifel bestehen. Niemand konnte so viel Blut verlie-
    ren und dabei lebendig bleiben. Oder mit einem Kopf, der aussah wie
    ein Fußbal , aus dem jemand die Luft herausgelassen hatte, überleben.
    Ein ziemlich großer Hammer mußte ihn getroffen haben.
    »Die Alte dort kam schreiend aus dem Haus gerannt, und deshalb bin
    ich reingegangen«, sagte Obergefreiter Besuch und salutierte. »Ich habe
    hier al es so vorgefunden, Herr Kommandeur.«
    » Genau so, Obergefreiter Besuch?«
    »Ja, Herr Kommandeur. Übrigens heiße ich Besuch-die-Ungläubigen-
    mit-erläuternden-Broschüren, Herr Kommandeur.«
    »Wer ist die Alte?«
    »Frau Kanacki, Herr Kommandeur. So hat sie sich vorgestellt. Sie
    brachte dem Priester seine Mahlzeiten. Erledigte alles für ihn.«
    »Wie meinst du das?«
    »Oh, sie hat geputzt und so.«
    Es stand tatsächlich ein Tablett auf dem Boden, komplett mit zerbro-
    chener Schüssel und Haferbrei. Die alte Dame mußte sehr verblüfft fest-
    gestel t haben, daß jemand den Priester erledigt hatte, für den sie al es
    erledigte.
    »Hat sie ihn angerührt?« fragte Mumm.
    »Angeblich nicht.«
    Das bedeutete, daß der Priester einen erstaunlich friedlichen Tod ge-
    storben war: Seine Hände ruhten gefaltet auf der Brust, seine Augen
    waren geschlossen.
    Etwas steckte zwischen seinen Lippen. Es schien ein zusammengerol -
    tes Blatt Papier zu sein, was dem Leichnam ein fast heiteres Erschei-
    nungsbild verlieh – als hätte Tubelcek nach dem Sterben beschlossen,
    eine Zigarette zu rauchen.
    Mumm griff danach, entrol te das Blatt und starrte auf fein säuberlich
    geschriebene Symbole, die für ihn unverständlich blieben. Bemerkens-
    wert waren sie, weil der Autor die einzige Flüssigkeit, die an diesem Ort
    reichlich zur Verfügung stand, als Tinte benutzt hatte.
    »Bäh«, sagte Mumm. »Mit Blut geschrieben. Weiß jemand, was diese Zeichen bedeuten?«
    »Ja, Herr Kommandeur!«
    Mumm rol te mit den Augen. »Ich höre, Obergefreiter Besuch.«
    »Besuch-die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren, Herr Kom-
    mandeur«, erwiderte Obergefreiter Besuch und schmol te ein wenig.
    »… die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren* – ich wollte es ge-
    rade hinzufügen, Obergefreiter«, sagte Mumm. »Nun?«

    * Obergefreiter Besuch stammte aus Omnien, einem Land, dessen traditionel e Bekehrungstätigkeit darin bestand, Ungläubige zu foltern und hinzurichten. Seit einiger Zeit ging es dort etwas zivilisierter zu, aber Omnianer hatten noch immer die Tendenz, mit unermüdlichem Eifer das Wort zu verkünden. Sie setzten dazu jetzt nur andere Waffen ein. Obergefreiter Besuch verbrachte seine freien Tage in Gesel schaft des Glaubensbruders Fege-den-Widerstand-des-Ungläubigen-mit-
    »Es ist die alte klatschianische Schrift«, meinte Obergefreiter Besuch.
    »Ich denke zum Beispiel an den Wüstenstamm der sogenannten Zeno-
    zacken. Sie hatten ein sehr hoch entwickeltes, unglücklicherweise aber
    auch fehlerhaftes…«
    »Ja, ja, ja«, sagte Mumm, der den verbalen Fuß in der auralen Tür sah.
    »Weißt du, was die Zeichen bedeuten?«
    »Ich könnte es herausfinden, Herr Kommandeur.«
    »Gut.«
    »Da fällt mir ein… Hast du inzwischen Zeit gefunden, einen Blick in
    das Informationsmaterial zu werfen, das ich dir neulich gegeben habe?«
    »Bin sehr beschäftigt gewesen«, erwiderte Mumm automatisch.
    »Oh, kein Problem, Herr Kommandeur«, sagte Besuch und lächelte das
    schiefe Lächeln eines Mannes, der weiß, daß er kaum hoffen darf. »Es
    genügt völlig, wenn du irgendwann die Zeit findest.«
    Zahllose Bücher waren aus den Regalen gefal en, viele von ihnen hat-
    ten Seiten eingebüßt, die überal herumlagen. Blut bildete große Flecken
    darauf.
    »Es scheinen religiöse Werke zu sein«, sagte Mumm. »Wirf mal einen
    Blick hinein. Vielleicht entdeckst du etwas.« Er drehte sich um. »Sieh
    dich hier gut um, Detritus.«
    Der Trol zeichnete gerade die Umrisse der Leiche mit Kreide auf den
    Boden. »Ja,

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