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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der hart durch-
    greift. Manchmal benötigt der Patient namens Geschichte einen Chirur-
    gen. Eine Axt hat etwas Endgültiges. Doch wenn man einen König tötet,
    wird man sofort zu einem Königsmörder. Obwohl es überhaupt keine
    Angewohnheit oder gar ein Laster ist…
    Mumm hatte das Tagebuch des alten Steingesichts in der Bibliothek
    der Unsichtbaren Universität gefunden. Der Mann hatte hart durchge-
    griffen, kein Zweifel, aber es waren auch harte Zeiten gewesen. Er hatte
    folgende Worte geschrieben: »Das Feuer des Kampfes sollige uns backen
    neue Menschen, die nicht glaubet an alte Lügen.« Doch die alten Lügen
    hatten letztendlich den Sieg errungen.
    Er sagte zu den Leuten: Ihr seid frei. Und sie riefen hurra. Dann zeigte
    er ihnen, was die Freiheit kostet, und daraufhin nannten sie ihn einen
    Tyrannen. Sie verrieten ihn, irrten umher wie Hühner, die aus dem Stal
    kamen und zum ersten Mal die große weite Welt sahen. Schließlich kehr-
    ten sie ins Warme zurück und schlossen die Türe…
    »Bimm-bamm-bimmel-bumm.«
    Mumm seufzte und holte den Organizer hervor.
    »Ja?«
    »Notiz: Termin beim Stiefelmacher, zwei Uhr nachmittags«, verkünde-
    te der Kobold.
    »Es ist nicht zwei Uhr, und außerdem war der Termin letzten Diens-
    tag«, erwiderte Mumm.
    »Soll ich ihn von der Zu-erledigen-Liste streichen?«
    Mumm schob den schlecht organisierten Organizer in die Tasche und
    sah wieder aus dem Fenster.
    Wer hatte ein Motiv, dem Patrizier nach dem Leben zu trachten?
    Nein, so durfte er nicht an die Sache herangehen. Wenn man einen ab-
    gelegenen Bereich der Stadt aufsuchte und die Ermittlungen auf alte
    Frauen beschränkte, die ihre Wohnungen nie verließen – unter anderem
    wegen der vielen Tapeten über den Türen –, fand man viel eicht jeman-
    den ohne ein Motiv. Warum war Lord Vetinari bisher am Leben geblieben? Weil er dafür sorgte, daß eine Zukunft ohne ihn riskanter schien als mit ihm.
    Potentiel e Attentäter mußten also entweder verrückt sein – und die
    Götter wußten, daß es in Ankh-Morpork genug Irre gab – oder glauben,
    daß sie nach dem Zusammenbruch der Stadt ganz oben auf dem Schutt-
    haufen standen.
    Wenn Fred recht hatte – der Feldwebel stand dafür, wie der Mann auf
    der Straße dachte, denn er war der Mann auf der Straße –, gab es einen Mann, der hoffen durfte, den Platz des Patriziers einzunehmen: Hauptmann Karotte. Doch Karotte gehörte zu den wenigen Leuten in der
    Stadt, die Lord Vetinari mochten.
    Es gab noch eine andere Person, die etwas zu gewinnen hatte.
    Verdammter Mist, dachte Mumm. Ich selbst, nicht wahr?
    Erneut klopfte jemand an. Diesmal konnte er den Klopfenden nicht
    vorzeitig identifizieren.
    Vorsichtig öffnete er die Tür.
    »Ich bin’s, Kleinpo.«
    »Komm herein.« Mumm empfand es als beruhigend, daß auf der Welt
    wenigstens eine Person existierte, die mehr Probleme hatte als er. »Wie
    geht es seiner Lordschaft?«
    »Sein Zustand ist stabil«, erwiderte Kleinpo.
    »Der Tod ist ein stabiler Zustand«, sagte Mumm.
    »Ich meine, er lebt noch, Herr Kommandeur. Er sitzt jetzt und liest.
    Herr Krapfen hat was Klebriges zusammengebraut, das nach Algen
    schmeckt, und ich habe Gloobools Salz hinzugefügt. Äh… was den alten
    Mann im Haus an der Brücke betrifft…«
    »Welcher alte… Oh, ja.« Es schien eine Ewigkeit her zu sein. »Was ist
    mit ihm?«
    »Nun, du hast mich gebeten, mir al es anzusehen, und… ich habe eini-
    ge Aufnahmen gemacht. Darunter auch diese, Herr Kommandeur.«
    Kleinpo reichte Mumm ein fast völlig schwarzes Bild.
    »Seltsam. Woher stammt das?«
    »Äh… du kennst sicher die Geschichte über die Augen von Toten.«
    »Geh einfach davon aus, daß mir die literarische Bildung fehlt, Klein-
    po.«
    »Nun, man sagt…«
    »Wer?«
    » Man, Herr Kommandeur. Du weißt schon. Man.«
    »Meinst du ›man‹ wie ›die Leute‹? Jene Leute, aus denen die ›Allge-
    meinheit‹ besteht?«
    »Ja, Herr Kommandeur. Ich glaube schon.«
    Mumm machte eine vage Geste. »Oh. Ich verstehe. Na schön. Fahr
    fort.«
    »Man sagt… Es heißt, daß ein Abbild von dem, was ein Sterbender zu-
    letzt sieht, in seinen Augen zurückbleibt.«
    »Ach, das meinst du. Es ist nur eine alte Geschichte, nichts weiter.«
    »Ja… äh… al erdings… Wenn nichts Wahres dran wäre, hätte man sie
    bestimmt längst vergessen. Ich glaubte, einen roten Fleck zu sehen, des-
    halb bat ich den Kobold, die Mitte zu malen, bevor das Abbild verblaßte.
    Und hier, in der Mitte der

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