Hohle Köpfe
oder viel eicht auch Ehefrau. Ihr hingegen könnt al
die Berufe ergreifen, die auch Männern offenstehen…«
»Vorausgesetzt, wir verhalten uns dabei genauso wie Männer«, wandte
Grinsi ein.
Angua zögerte. »Oh«, sagte sie. »Ich verstehe.«
»Ich kann Äxte nicht ausstehen!« klagte Grinsi. »Und ich fürchte mich
vor dem Kampf! Lieder über Gold finde ich dumm! Ich verabscheue
Bier! Ich kann nicht einmal nach richtiger Zwergenart trinken! Wenn ich
versuche zu schlürfen, läuft der Zwerg hinter mir Gefahr zu ertrinken!«
»So etwas bringt gewisse Probleme mit sich«, räumte Angua ein.
»Ich habe hier eine junge Frau über die Straße gehen sehen – und die
Männer pfiffen ihr nach! Und ihr dürft Kleider tragen! Bunte Kleider!«
»Meine Güte.« Angua versuchte, nicht zu lächeln. »Seit wann empfin-
den Zwergenfrauen auf diese Weise? Ich dachte immer, sie sind mit ihrer
Situation zufrieden…«
»Oh, es ist einfach, zufrieden zu sein, wenn man es nicht besser weiß«,
erwiderte Grinsi bitter. »Hosen aus Kettenpanzer sind ganz nett, wenn
man noch nie etwas von Damenunterwäsche gehört hat.«
»Damenun… Oh, ja«, entgegnete Angua.
»Damenunterwäsche. Ja.« Sie wol te Mitgefühl empfinden, und es ge-
lang ihr auch. Allerdings fiel es ihr nicht leicht, auf folgenden Hinweis zu verzichten: Du brauchst wenigstens keine Unterwäsche, die man auch mit Pfoten ablegen kann.
»Deshalb bin ich hierhergekommen – um mich mit anderen Dingen zu
beschäftigen.« Grinsi stöhnte. »Ich bin gut in Handarbeiten und bin in
der Näherinnengilde gewesen, aber…« Sie unterbrach sich und errötete
hinter ihrem Bart.
»Ja«, sagte Angua. »Dieser Fehler unterläuft vielen.« Sie stieß sich vom
Türpfosten ab und straffte ihre Gestalt. »Nun, du hast einen guten Ein-
druck auf Kommandeur Mumm gemacht. Hier bei uns gefäl t es dir be-
stimmt. Al e Angehörigen der Stadtwache haben Probleme. Normale
Leute werden keine Polizisten. Ich bin sicher, du gewöhnst dich schnel
an alles.«
»Kommandeur Mumm erscheint mir ein wenig…«, begann Grinsi.
»Gut gelaunt ist er in Ordnung. Früher hat er viel getrunken, aber das
wagt er jetzt nicht mehr. Du weißt schon: Ein Drink ist bereits einer
zuviel, und zwei genügen nicht… Deshalb ist er manchmal gereizt.
Wenn er schlechte Laune hat, tritt er dir auf die Zehen und schreit dich an, weil du nicht gerade stehst.«
» Du bist normal«, brachte Grinsi scheu hervor. »Ich mag dich.«
Angua klopfte ihr auf den Kopf. »Das sagst du jetzt. Aber wenn du
mich besser kennenlernst, wirst du feststel en, daß ich auch… bel en und
knurren kann. Was ist das?«
»Was denn?«
»Das… Bild. Mit den Augen…«
»Mit zwei roten Punkten, die Augen sein könnten«, sagte Grinsi.
»Was hat es damit auf sich?«
»Ich glaube, Pater Tubelcek hat sie unmittelbar vor dem Tod gesehen«,
erklärte die Zwergin.
Angua starrte auf das Foto hinab. Sie schnupperte. »Da ist er wieder!«
Grinsi wich einen Schritt zurück. »Was? Was?«
»Woher kommt der Geruch?«
»Nicht von mir«, versicherte Grinsi sofort.
Angua nahm eine kleine Schale vom Tisch und hob sie dicht unter ihre
Nase. »Dies hier! Ich habe es auch im Museum gerochen! Was ist das?«
»Nur Ton, weiter nichts. Ich habe ihn auf dem Boden des Zimmers ge-
funden, in dem der alte Priester umgebracht worden ist. Vermutlich
stammt er von den Stiefeln des Täters.«
Angua zerrieb etwas davon zwischen den Fingern.
»Ton, wie er von Töpfern benutzt wird«, sagte Grinsi. »In der Gilde
haben wir Töpfe daraus hergestel t«, fügte sie hinzu, um ganz sicherzu-
gehen, daß Angua verstand. »Du weißt schon. Schmelztiegel und so. In
diesem Fall sieht das Zeug so aus, als hätte jemand versucht, etwas zu
brennen, allerdings bei falscher Temperatur. Es ist alles ganz bröcke-
lig…«
»Ton«, wiederholte Angua. »Ich kenne einen Töpfer…«
Sie sah noch einmal auf das ikonographische Bild.
Bitte nicht, dachte sie. Der Täter ist doch nicht etwa einer von ihnen.
Das vordere Tor der Königlichen Schule der Wappenherolde öffnete
sich. Besser gesagt, beide Torflügel schwangen auf, und zwei Herolde tanzten aufgeregt zum Korporal Nobbs herum, als dieser auf die Straße
trat.
»Hat Seine Lordschaft alles, was Er braucht?«
»Nfff«, erwiderte Nobby.
»Wenn wir Seiner Lordschaft sonst irgendwie zu Diensten sein kön-
nen…«
»Nnnf.«
»Wenn Er doch noch Hilfe benötigt…«
»Nnnf.«
»Das mit
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