Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
schmalen Straßen
    und Gassen.
    Angua schritt zur Theke.
    Ein Schemen glitt aus den Schatten. »Hal o, Angua«, sagte eine tiefe,
    rollende Stimme. »Fruchtsaft, nicht wahr?«
    »Ja. Kalt.«
    »Und der Zwerg?«
    »Sie möchte ihn roh«, kommentierte jemand in der Finsternis. Geläch-
    ter erklang. Manches hörte sich sehr seltsam an. Grinsi konnte sich kaum
    vorstel en, daß die Laute von normalen Lippen stammten.
    »Ich nehme ebenfal s Fruchtsaft«, brachte sie mit zittriger Stimme her-
    vor.
    Angua blickte auf die Zwergin hinab und fühlte eine sonderbare
    Dankbarkeit dafür, daß die verächtlichen Worte wirkungslos an Grinsi
    abpral ten. Sie nahm die Dienstmarke ab und legte sie langsam auf die
    Theke. Ein leises Plink war zu hören. Dann beugte sie sich vor und zeigte dem Mann das ikonographische Bild.
    Wenn es wirklich ein Mann war. Grinsi war da nicht ganz sicher. Auf
    einem Schild über der Theke stand: »Hier wird nicht gewechselt.«
    »Du weißt doch immer, was so läuft, Igor«, sagte Angua. »Gestern
    wurden zwei Menschen umgebracht. Und vor einer Weile hat man dem
    Troll Eruptiv einen Haufen Ton gestohlen. Hast du was darüber ge-
    hört?«
    »Warum interessierst du dich dafür?«
    »Es verstößt gegen das Gesetz, alte Männer umzubringen«, erwiderte
    Angua. »Viele Dinge verstoßen gegen das Gesetz, und deshalb haben wir
    Wächter viel zu tun. Wir kümmern uns gern um wichtige Angelegenheiten.
    Wenn das nicht mehr möglich ist, müssen wir uns den unwichtigen Din-
    gen zuwenden. Hast du verstanden?«
    Der Schemen dachte darüber nach. »Nehmt Platz«, sagte er schließlich.
    »Ich bringe euch gleich die Getränke.«
    Angua führte die Zwergin zu einem Nischentisch. Die übrigen Gäste
    verloren das Interesse an ihnen und setzten ihre leisen Gespräche fort.
    »Was ist das für ein Ort?« fragte Grinsi.
    »Hierher kommen Leute, die… sie selbst sein wollen«, sagte Angua
    langsam. »Leute, die… sonst sehr vorsichtig sein müssen. Verstehst du?«
    »Nein.«
    Angua seufzte. »Vampire, Zombies, Schwarze Männer, Ghule und so
    weiter. Die Unto…« Sie unterbrach sich. »Die auf andere Weise Leben-
    den«, sagte sie. »Personen, die permanent darauf achten müssen, andere
    Leute nicht zu erschrecken, denen es sehr schwerfäl t, sich anzupassen.
    Darauf läuft es in Ankh-Morpork hinaus. Wenn man sich anpaßt, eine
    Arbeit findet und niemandem Angst einjagt, muß man nicht damit rech-
    nen, von einer aufgebrachten Menge mit Mistgabeln und brennenden
    Fackeln besucht zu werden. Wie dem auch sei: Manchmal ist es ange-
    nehm, einen Ort aufsuchen zu können, an dem man sich nicht verstel en
    muß.«
    Grinsis Augen gewöhnten sich immer mehr ans Halbdunkel, wodurch
    sie diverse Gestalten deutlicher erkennen konnte. Einige von ihnen wa-
    ren ein ganzes Stück größer als Menschen. Manche hatten spitze Ohren
    und lange Schnauzen.
    »Wer ist das Mädchen dort?« fragte sie. »Es sieht… normal aus.«
    »Oh, du meinst Violett. Sie ist eine Zahnfee. Und neben ihr sitzt ein
    Schwarzer Mann namens Schleppel.«
    In einer fernen Ecke saß jemand, der einen langen Mantel sowie einen
    spitz zulaufenden Hut mit breiter Krempe trug.
    »Und der?«
    »Des Alten Mannes Schwierigkeiten«, sagte Angua. »Ihm sol test du
    besser aus dem Weg gehen, aus eigenem Interesse.«
    »Äh… gibt es hier auch Werwölfe?«
    »Einen oder zwei«, sagte Angua.
    »Ich hasse sie.«
    »Ach?«
    Der seltsamste Gast saß allein an einem kleinen runden Tisch: eine alte
    Frau mit Schal und einem Strohhut, in dem Blumen steckten. Sie starrte
    gutmütig ins Leere und wirkte dadurch noch unheimlicher als die übri-
    gen Anwesenden.
    »Wer ist das?« hauchte Grinsi.
    »Oh, Frau Gammage.«
    »Und was macht sie hier?«
    »Was sie hier macht? Nun, sie kommt fast jeden Tag, um ein Gläschen zu trinken und etwas Gesel schaft zu haben. Manchmal singen wir. Ich
    meine, sie singen. Alte Lieder, an die sich Frau Gammage erinnert. Sie ist praktisch blind. Wenn du wissen wil st, ob sie zu den Untoten gehört…
    Die Antwort lautet nein. Sie ist kein Vampir, kein Werwolf, kein Zom-
    bie, auch kein Schwarzer Mann, einfach nur eine alte Frau.«
    Eine große, wankende und haarige Gestalt trat an Frau Gammages
    Tisch heran und stel te ein Glas vor ihr ab.
    »Portwein mit Zitrone«, grol te sie. »Bitte sehr, Frau Gammage.«
    »Auf dein Wohl, Charlie«, krächzte die Alte. »Wie läuft das Klempner-
    geschäft?«
    »Kann nicht klagen«, erwiderte der Schwarze Mann und

Weitere Kostenlose Bücher