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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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natürlich nichts zu tun…«
    »Wie wär’s, wenn du dich mit der Übersetzung begnügst und die Lek-
    tion in komparativer Religion auf einen späteren Zeitpunkt verschiebst?«
    schlug Mumm vor.
    »Wie du wünschst, Herr Kommandeur.« Obergefreiter Besuch wirkte
    ein wenig beleidigt, als er einen Zettel hervorholte, ihn entfaltete und
    dabei erneut mit unüberhörbarer Geringschätzung schniefte. »Es gibt da
    einige Regeln, die das zenozackige Volk von ihrem angeblichen Gott
    bekam, nachdem er es angeblich aus Ton gebrannt hatte. Ich meine Re-
    geln wie ›Du sollst fleißig arbeiten, und zwar an allen Tagen deines Le-
    bens‹ und ›Du sol st nicht töten‹ und ›Du sol st demütig sein‹. So was in
    der Art.«
    »Das ist alles?« fragte Mumm.
    »Ja, Herr Kommandeur«, bestätigte Obergefreiter Besuch.
    »Es sind nur religiöse Zitate?«
    »Ja, Herr Kommandeur.«
    »Hast du eine Ahnung, warum sie ihm in den Mund gesteckt wurden?
    Der arme Kerl sah aus, als wol te er eine letzte Zigarette rauchen.«
    »Nein, Herr Kommandeur.«
    »Ich könnte es ja verstehen, wenn es der übliche Al e-Ungläubigen-
    werden-zermalmt-Unsinn wäre«, sagte Mumm. »Aber in diesem Fal
    heißt es einfach: Arbeite fleißig und mach keine Schwierigkeiten.«
    »Zeno war ein recht liberaler Gott, Herr Kommandeur. Legte keinen
    großen Wert auf Gebote und dergleichen.«
    »Klingt fast anständig. Soweit Götter überhaupt anständig sein kön-
    nen.«
    Obergefreiter Besuch warf Mumm einen mißbilligenden Blick zu. »Die
    Zenozacken haben sich selbst ausgelöscht. Sie führten fünfhundert Jahre
    lang einen der blutigsten Kriege auf dem ganzen Kontinent.«
    »Spare einzelne Blitze und bringe die ganze Gemeinde um«, murmelte
    Mumm.
    »Wie bitte?«
    »Schon gut. Herzlichen Dank, Obergefreiter. Ich… äh… gebe Haupt-
    mann Karotte Bescheid. Nochmals herzlichen Dank, ich möchte dich
    jetzt nicht länger aufhalten…«
    Mumm sprach immer schnel er, was den Obergefreiten jedoch nicht
    davon abhielt, eine Papierrol e unter dem Brustharnisch hervorzuziehen.
    »Ich habe dir die neueste Ausgabe von Ungeschmückte Fakten mitge-
    bracht, Herr Kommandeur, zusammen mit dem Schlachtruf dieses Mo-
    nats. Er enthält mehrere Artikel, die du bestimmt sehr interessant fin-
    dest, unter anderem Pastor Riecher Rennfuß’ Aufforderung an die Ge-
    meinde, sich zu erheben und ganz offen durch die Briefkästen zu den
    Leuten zu sprechen.«
    »Äh… vielen Dank.«
    »Ich muß leider zur Kenntnis nehmen, Herr Kommandeur, daß die
    Broschüren und Hefte, die ich dir in der vergangenen Woche mitge-
    bracht habe, noch immer an der gleichen Stel e auf dem Schreibtisch
    liegen.«
    »Oh, nun, entschuldige, aber du weißt ja, wie das ist. Ich habe soviel
    Arbeit, daß ich kaum Zeit finde, um…«
    »Man sol te nicht zu lange warten, über die ewige Verdammnis nach-
    zudenken, Herr Kommandeur.«
    »Ich denke dauernd über sie nach, Obergefreiter. Danke.«
    Wie unfair, fuhr es Mumm durch den Sinn, als Besuch gegangen war.
    Wir finden eine Mitteilung am Tatort, aber hat sie den Anstand, eine
    Todesdrohung zu sein? Nein. Ist sie vielleicht das letzte Gekritzel eines
    Sterbenden, der den Namen seines Mörders preisgeben will? Nein. Es ist
    bloß irgendein religiöser Firlefanz. Welchen Sinn haben Spuren, die noch
    rätselhafter sind als das Rätsel des Verbrechens?
    Er fügte Besuchs Übersetzung eine Notiz hinzu und überließ den Zet-
    tel dem Eingangskorb.

    Zu spät erinnerte sich Angua, weshalb sie um diese Zeit des Monats das
    Schlachthausviertel mied.
    Sie konnte jederzeit bewußt die Gestalt wechseln. Das vergaßen die
    Leute häufig, wenn es um Werwölfe ging. Und doch gab es einen sehr
    wichtigen Aspekt: Das Licht des Vol monds weckte den unwiderstehlichen Wunsch, zum Wolf zu werden. Die Mondstrahlen drangen bis ins Zentrum des morphischen Gedächtnisses vor und legten dort alle Schalter
    um, ganz gleich, ob Angua dies wol te oder nicht. Bis zum nächsten
    Vol mond waren es nur noch zwei Tage. Der herrliche Geruch von Tie-
    ren in den Pferchen und des Bluts in den Schlachthäusern brodelte gegen
    ihren strengen Vegetarismus. Die innere Unruhe wuchs.
    Sie sah zu dem düsteren Gebäude weiter vorn. »Ich glaube, wir neh-
    men den Hintereingang«, sagte sie. »Und du klopfst an.«
    »Ich?« entfuhr es Grinsi. »Bestimmt achtet man überhaupt nicht auf
    mich.«
    »Zeig deine Dienstmarke und weis darauf hin, daß du zur Stadtwache
    gehörst.«
    »Man wird mir keine

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