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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ge-
    öffnet. Licht fiel in den Kopf, und ein Teil davon schien durch die Au-
    genhöhlen wieder heraus. In den Straßen von Ankh-Morpork hatte
    Mumm viele schreckliche Dinge gesehen, doch dieser stumme Golem
    war schlimmer als alles andere. Zu leicht konnte man sich vorstellen, wie
    die Augen plötzlich aufleuchteten, wie sich das Ding in Bewegung setzte
    und die Fäuste schwang wie Vorschlaghämmer. Es schien in der Natur
    eines solchen Geschöpfes zu liegen. Es war eine Möglichkeit, ein Potenti-al, das nur auf den richtigen Zeitpunkt wartete.
    Darum hassen wir sie, dachte der Kommandeur. Die ausdruckslosen
    Augen beobachten uns, und die großen Gesichter sind uns immer zuge-
    wandt. Und sieht es nicht so aus, als ob sie sich Notizen machen, Namen
    notieren und dergleichen? Wenn man hört, daß ein Golem in Quirm
    jemanden den Schädel eingeschlagen hat… Man möchte so etwas glau-
    ben.
    Eine Stimme erklang tief in Mumm, eine Stimme, die er damals nur in
    den stillen Stunden der Nacht gehört hatte, nach einer halben Flasche
    Whisky. Sie flüsterte: So wie wir sie benutzen… Vielleicht haben wir Angst, weil wir wissen, daß wir etwas Schreckliches verdient haben…
    Nein. Es verbirgt sich nichts hinter den Augen. Hier gibt es nur Ton
    und magische Worte.
    Mumm zuckte mit den Schultern. »Ich habe einen Golem verfolgt«,
    sagte er. »Der Bursche stand auf der Messingbrücke. Verdammtes Ding.
    Nun gut, wir haben jetzt ein Geständnis und außerdem den Beweis des
    Augenbilds. Wenn du nichts weiter anzubieten hast als ein… Gefühl,
    müssen wir…«
    »Müssen wir was, Herr Kommandeur?« fragte Karotte. »Wir können
    ihm nichts mehr antun. Er ist bereits tot.«
    »Du meinst, er hat sein Pseudoleben verloren.«
    »Ja, Herr Kommandeur. Wenn du es so ausdrücken möchtest.«
    »Wenn Dorfl den Alten nicht umgebracht hat – wer dann?«
    »Das weiß ich nicht, Herr Kommandeur. Aber ich glaube, Dorfl kennt
    den Mörder. Vielleicht ist er ihm gefolgt.«
    »Könnte man ihm befohlen haben, jemanden zu schützen?«
    »Das wäre möglich, Herr Kommandeur. Oder er hat eine entsprechen-
    de Entscheidung getroffen.«
    »Gleich behauptest du noch, das Ding hätte auch Gefühle. Wo ist An-
    gua?«
    »Sie möchte das eine oder andere überprüfen«, erwiderte Karotte.
    »Dies hier erschien mir… seltsam. Dorfl hielt es in der Hand.« Er zeig-
    te das Objekt.
    »Ein Streichholzstück?«
    »Golems rauchen nicht, und sie benutzen auch kein Feuer, Herr
    Kommandeur. Ich finde es… sonderbar, daß wir so etwas bei ihm ge-
    funden haben.«
    »Oh«, sagte Mumm voller Sarkasmus. »Ein Indiz .«

    Dorfl hatte eine überaus deutliche Fährte auf der Straße hinterlassen –
    Angua nahm die verschiedenen Gerüche des Schlachthauses wahr.
    Die Spur führte im Zickzack durch die Stadt, aber es ließ sich doch ei-
    ne gewisse Zielstrebigkeit erkennen. Jemand schien ein Lineal auf eine
    Karte von Ankh-Morpork gelegt zu haben, um dann jede Straße und
    Gasse zu nehmen, die in die gewünschte Richtung führte.
    Angua erreichte eine kurze Sackgasse, an deren Ende sie die Tore meh-
    rerer Lagerhäuser sah. Sie schnüffelte. Da waren auch andere Gerüche.
    Teig. Farbe. Schmiere. Kiefernharz. Scharfe, laute, frische Gerüche. An-
    gua schnupperte erneut. Kleidung? Wol e?
    Fußabdrücke im Boden. Die Abdrücke großer Füße.
    Jener kleine Teil von Angua, der immer auf zwei Beinen ging, stellte
    fest, daß die Fußabdrücke, die von den Lagerhäusern fortführten, sich
    auf den Fußabdrücken befanden, die hineinführten. Sie schnüffelte wei-
    ter. Bis zu zwölf Geschöpfe, jedes mit einem charakteristischen Geruch
    ausgestattet. Aber es waren nicht die Gerüche lebender Wesen, eher die
    von Ware. Auf jeden Fal waren die betreffenden Individuen die Treppe hinuntergegangen, um etwas später auf die Straße zurückzukehren.
    Angua schlich über die Stufen – und stieß auf eine unüberwindliche
    Barriere.
    Eine Tür.
    Mit Pfoten konnte man keinen Türknauf drehen.
    Sie spähte über den oberen Rand der Treppe. Niemand in der Nähe.
    Nebelschwaden hingen zwischen den Gebäuden.
    Sie konzentrierte sich und wechselte die Gestalt. Einige Sekunden
    lehnte sie an der Mauer und wartete, bis die Welt um sie herum wieder
    zur Ruhe kam. Dann öffnete sie die Tür.
    Dahinter erstreckte sich ein großer Kellerraum. Selbst für die scharfen
    Augen eines Werwolfs gab es nicht viel zu sehen.
    Angua mußte Mensch bleiben, denn in dieser Gestalt konnte sie

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