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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ernst zu nehmen. Zum Beispiel wußte sie immer, wo sich
    Karotte befand. Wenn sie im Wachhaus war und plötzlich zur Tür blick-
    te… dann wußte man, daß draußen Karotte die Straße heraufkam.
    »Ja?«
    »Ich habe… Kummer gespürt. Tiefen Kummer.«
    Mumm nickte und rieb sich den Nasenrücken. Ein langer Tag lag hin-
    ter ihm, und ein Ende war noch nicht abzusehen.
    Er brauchte unbedingt einen Drink. Die Welt um ihn herum war ein
    heilloses Durcheinander, und wenn er sie durch den Boden eines Glases
    betrachtete, sah al es viel deutlicher aus.
    »Hast du heute schon was gegessen?« fragte Angua.
    »Eine Kleinigkeit zum Frühstück«, erwiderte Mumm.
    »Du kennst doch das Wort, das Feldwebel Colon manchmal benutzt,
    um gewisse Dinge zu beschreiben?«
    »Meinst du ›lausig‹?«
    »Ja. So siehst du aus. Wenn du hierbleibst, sol ten wir uns wenigstens
    Kaffee kochen und etwas Gebäck holen.«
    Mumm zögerte. Lausig. Er hatte immer gedacht, daß dieses Wort einen Zustand beschrieb, den man nach einer dreitägigen Kneipentour erreichte. Die Vorstel ung, daß man so aussehen konnte, erfül te ihn mit Entsetzen.
    Angua griff nach der Teebüchse, in der die Wache ihr Geld aufbewahr-
    te. Sie war erstaunlich leicht.
    »He, hier sol ten mindestens fünfundzwanzig Dollar drin sein. Nobby
    hat das Geld erst gestern gesammelt…«
    Angua drehte die Büchse um. Ein kurzer Zigarettenstummel fiel heraus.
    »Fehlt auch der Schuldschein?« fragte Karotte.
    »Ein Schuldschein? Wir reden hier von Nobby .«
    » Oh. Natürlich.«

    In der Geflickten Trommel war es still geworden. Die Zeit des Grölens und der Ausgelassenheit war vorbei, und die Phase der Besinnung – in manchen Fäl en auch der Besinnungslosigkeit – hatte begonnen.
    Ein Wald von Krügen stand vor Nobby.
    »Ich meine, ich meine, was hat’s denn überhaupt für einen Schinn,
    wenn man genau nachdenkt?« lal te er.
    »Du könntest den Titel verscherbeln«, sagte Ron.
    »Gute Idee«, ließ sich Feldwebel Colon vernehmen. »Es gibt ‘n Haufen
    Leute, die viel Geld dafür ausgeben würden, um zum Grafen zu werden.
    Ja, sie gäben eine Menge dafür, so piekfein zu sein wie du.«
    Der dreizehnte Krug verharrte auf halbem Weg zu Nobbs Lippen.
    »Könnte Tausende von Dol ars wert sein, der Titel«, meinte Ron auf-
    munternd.
    »Mindestens«, bestätigte Colon. »Die Leute würden sich darum raufen.«
    »Wenn du es richtig anstellst, verdienst du genug, daß du dich in den
    Ruhestand zurückziehen kannst«, fügte Ron hinzu.
    Der Krug bewegte sich nicht. Verschiedene Ausdrücke huschten durch
    Nobbys Miene und sprangen dabei geschickt über diverse Warzen und
    Furunkel hinweg. Es war deutlich zu sehen, wie sehr es in ihm arbeitete.
    »Ach, glaubt ihr wirklich?« brachte er schließlich hervor.
    Feldwebel Colon wich voller Unbehagen zurück. Er hatte eine unheil-
    verkündende Schärfe in Nobbys Stimme bemerkt.
    »Dann könntest du reich und gleichzeitig ein einfacher Mann sein, wie
    du es dir wünschst«, sagte Ron, der den mentalen Wetterwechsel nicht
    kommen sah. »Die feinen Pinkel würden übereinander hinwegklettern,
    um den Grafentitel zu ergattern.«
    »Die Abschtammung und dasch Geburtsrecht schol ich verkaufen?«
    fragte Nobby. »Für eine Erbschenschuppe?«
    »Ich glaube, es muß ›Eintopf‹ heißen«, spekulierte Feldwebel Colon.
    »Der richtige Ausdruck lautet ›Linsengericht‹«, meinte ein Zuhörer, um
    weiteren Unterbrechungen vorzubeugen.
    »Ha! Nun, ich schag euch wasch…« Nobby stand auf und torkelte.
    »Esch gibt einige Dinge, die nicht zu verkaufen schind. Ha! Ha! Isch
    doch ganz klar. Wer mir die Börse schtiehlt, hat nix… hat nisch gewon-
    nen.«
    »Das stimmt«, sagte jemand. »Eine so abgenutzte Börse kann kaum et-
    was wert sein.«
    »Linsengericht?« fragte eine verwirrte Stimme. »Worum geht’s dabei?«
    »Weil… ich meine, wasch kann ich schon mit… mit Geld anfangen,
    hm?«
    Die anderen Gäste wechselten verblüffte Blicke. Ihrer Meinung nach
    hätte man auch fragen können: »Ist es angenehm, Alkohol zu trinken?«
    oder »Schwere Arbeit, möchtest du sie erledigen?«
    »Was, ein Linsengericht soll den Adelsstand wert sein?«
    »Nun, Geld…«, sagte ein Tapferer ungewiß. »Man könnte sich ein gro-
    ßes Haus damit kaufen, jede Menge Fressalien… was zu trinken… Frau-
    en…«
    »Und dadurch wird ein Mann glücklich?« erkundigte sich Nobby und
    ließ einen glasigen Blick über die Zuhörer schweifen.
    Die Leute starrten ihn

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