Hohle Köpfe
Gärt-
ner.« Er winkte dem Wirt zu. »Noch zwei Halbe, Ron.« Er sah wieder zu
Nobby. Sein alter Freund wirkte trauriger als jemals zuvor. Das Problem
mußte so schnell wie möglich gelöst werden. »Und zwei für Nobby«,
fügte er hinzu.
»Prost, Fred.«
Feldwebel Colon wölbte die Brauen, als einer der Krüge fast in einem
Zug geleert wurde. Ein wenig unsicher stellte Nobby ihn wieder ab.
»Wäre nicht übel, wenn’s irgendwo ‘n Pott vol er Geld gäbe«, sagte
Nobby und griff nach dem nächsten Krug. »Ich dachte immer, man
könnte kein feiner Pinkel nich’ sein, ohne das Geld vol er Taschen, ich
meine, die Taschen vol er Geld zu haben. Ergibt doch keinen Sinn, piek-
fein und arm zu sein. Is’ das Schlimmste von beidigem.« Er leerte auch
den zweiten Krug und knal te ihn auf den Tisch. »Ein ganz normaler
Bürger und reich – ja, daran könnte ich mich gewöhnen.«
Der Wirt beugte sich zu Feldwebel Colon vor. »Was ist denn mit dem
Korporal los? Sonst trinkt er kaum mehr als einen halben Halben. Und
jetzt hat er schon acht intus.«
Fred Colon beugte sich ebenfal s vor und sprach aus dem Mundwinkel.
»Behalt’s für dich, Ron. Er wurde erhoben, und zwar in den Adelsstand.«
»Tatsächlich? Dann gehe ich besser und hole frisches Sägemehl.«
Im Wachhaus sah Sam Mumm auf die Streichhölzer hinab. Er fragte
Angua nicht, ob sie sicher war – sie konnte sogar den Geruch der einzel-
nen Wochentage voneinander unterscheiden.
»Und die anderen?« erkundigte er sich. »Alles Golems?«
»Die Spuren al ein geben noch keine Gewißheit«, erwiderte Angua.
»Aber ich denke schon. Normalerweise wäre ich den Fährten gefolgt,
aber unter den gegebenen Umständen hielt ich es für besser, sofort hier-
her zurückzukehren.«
»Wie kommst du darauf, daß es Golems waren?«
»Die Fußabdrücke waren ziemlich groß«, erklärte Angua. »Und Golems
haben keinen eigenen Geruch. Sie nehmen die Gerüche ihrer Umgebung
an. Sie riechen nach ihrer Arbeit…« Die Wände mit den Worten fielen
ihr wieder ein. »Sie führten eine lange Debatte«, fügte sie hinzu. »Eine
schriftliche Golem-Diskussion, die ziemlich hitzig war, glaube ich.«
Angua dachte einige Sekunden nach und betrachtete ein Erinnerungs-
bild der Wände. »Einige Diskussionsteilnehmer vertraten ihren Stand-
punkt mit besonderem Nachdruck«, meinte sie und dachte an die Größe
mancher Buchstaben. »Wenn sie Menschen gewesen wären, hätten sie
vermutlich geschrien.«
Mumm bedachte die vor ihm liegenden Streichhölzer mit einem finste-
ren Blick. Elf kleine Holzstäbchen, das zwölfte in der Mitte durchgebro-
chen. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu verstehen. »Die Burschen
haben Lose gezogen. Und Dorfl hat verloren.«
Er seufzte. »Das wird immer schlimmer. Weiß jemand, wie viele Go-
lems es in der Stadt gibt?«
»Nein«, sagte Karotte. »Es läßt sich kaum feststellen. Seit Jahrhunder-
ten werden keine mehr… konstruiert, aber sie verschleißen nicht.«
»Es werden keine neuen hergestellt?«
»Das haben die Priester ausdrücklich verboten, Kommandeur. Sie mei-
nen, es liefe auf die Erschaffung von Leben hinaus, und das sei al ein den Göttern vorbehalten. Andererseits tolerieren sie die bereits existierenden Exemplare, weil sie so nützlich sind. Einige sind eingemauert, stecken in
Tretmühlen oder arbeiten ganz unten in einem tiefen Schacht. Sie ver-
richten unangenehme Arbeiten an gefährlichen Orten. Sie kümmern sich
um al die Dinge, die für andere Leute zu schmutzig und zu mühsam
sind. Insgesamt gibt es Hunderte von ihnen…«
»Hunderte?« wiederholte Mumm. »Und sie treffen sich auf geheimen
Versammlungen und schmieden irgendwelche Pläne? Meine Güte! Wir
sollten sie sofort zerstören. Alle.«
»Warum?«
»Gefällt dir vielleicht die Vorstellung, daß sie Geheimnisse haben? Ich meine, Trolle und Zwerge gehen ja noch, und selbst Untote sind in gewisser Weise lebendig, wenn auch auf ziemlich scheußliche Art…«
Mumm bemerkte Anguas Blick. »Das gilt zumindest für einige von ih-
nen. Aber Golems? Sie sind doch nur… Dinge, die arbeiten. Genausogut
könnten sich einige Schaufeln treffen und miteinander plaudern.«
»Äh… das ist noch nicht al es«, sagte Angua langsam.
»Hast du noch etwas anderes im Kel er gefunden?«
»Nein. Ich meine… Es ist schwer zu erklären. Ich hatte so ein… Ge-
fühl.«
Mumm zuckte unverbindlich mit den Schultern. Er hatte gelernt, An-
guas Gefühle
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