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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anwesend, darüber
    hinaus einige Wächter, die ihren freien Tag hatten.
    So schmuddelig der Eimer auch sein mochte – Mumm gefiel es hier.
    Die leisen Stimmen um ihn herum wirkten so beruhigend, daß seine Ge-
    danken keine Furcht mehr empfanden, sich frei und unbekümmert zu
    entfalten.
    Herr Käse hatte seine Taverne praktisch zum fünften Wachhaus wer-
    den lassen, weil er so besonderen Schutz genoß. Wächter waren im al -
    gemeinen ruhige Trinker. Sie gingen mit minimaler Unruhe von der ver-
    tikalen in die horizontale Position über; sie zettelten keine größeren
    Schlägereien an und zertrümmerten höchstens einen kleinen Teil der
    Einrichtung. Nie versuchte jemand, sie auszurauben. Wächter legten
    großen Wert darauf, in aller Ruhe zu trinken.
    Deshalb war Herr Käse sehr überrascht, als plötzlich die Tür aufflog
    und drei Männer mit schußbereiten Armbrüsten hereinstürmten.
    »Keine Bewegung! Wer sich rührt, wird erschossen!«
    Die Schurken blieben an der Theke stehen und stel ten verblüfft fest,
    daß ihre Ankunft kaum Aufregung auslöste.
    »Wenn jemand so freundlich wäre, die Tür zu schließen…«, sagte
    Kommandeur Mumm. »Es zieht.«
    Einer der Wächter kam der Aufforderung nach.
    »Und schieb den Riegel vor«, fügte Mumm hinzu.
    Die drei Diebe sahen sich um. Als sich ihre Augen ans Halbdunkel ge-
    wöhnt hatten, sahen sie eine große Anzahl Brustharnische und ebenso
    viele Helme. Alle blieben reglos. Die Blicke der Anwesenden galten den
    Neuankömmlingen.
    »Seid ihr Jungs neu in der Stadt?« fragte Herr Käse und putzte ein Glas.
    Der kühnste Dieb hielt ihm seine Armbrust unter die Nase. »Her mit
    dem Geld!« rief er. »Sonst habt ihr gleich einen toten Wirt«, fügte er hin-zu.
    »Es gibt viele Tavernen in der Stadt, Bürschchen«, antwortete jemand.
    Herr Käse sah nicht von dem Glas auf, das er putzte. »Ich habe deine
    Stimme erkannt, Obergefreiter Schenkelbeißer«, sagte er gelassen. »Du
    stehst bei mir mit zwei Dollar und dreißig Cent in der Kreide, herzlichen
    Dank.«
    Die Diebe rückten enger zusammen. So sol ten sich Tavernengäste
    nicht verhalten. Sie glaubten, die leisen, kratzenden Geräusche zu hören,
    die entstanden, wenn man Klingen aus Scheiden zog.
    »Bin ich euch nicht schon einmal begegnet?« fragte Karotte.
    »Bei den Göttern, das ist er«, stöhnte einer der Männer. »Der Brotwer-
    fer!«
    »Ich dachte, Herr Eisenkruste wol te euch zur Diebesgilde bringen«,
    fuhr Karotte fort.
    »Nun, wir haben über Steuern gesprochen und so…«
    »Verrat ihm nichts davon!«
    Karotte schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Die Formu-
    lare! Herr Eisenkruste ist bestimmt besorgt, weil ich vergessen habe, sie
    ihm zu bringen.«
    Die Diebe standen jetzt so dicht beisammen, daß sie aussahen wie ein
    dicker Mann mit sechs Armen und einer Vorliebe für Hüte.
    »Äh… Wächter dürfen doch niemanden umbringen, oder?« fragte ei-
    ner von ihnen.
    »Nicht solange sie im Dienst sind«, erwiderte Mumm.
    Der Kühnste sprang vor, packte Angua und zerrte sie auf die Beine.
    »Wenn uns jemand daran hindern will, nach draußen zu gehen, muß die-
    ses Mädchen dran glauben, klar?« knurrte er.
    Jemand kicherte.
    »Ich hoffe, du tötest niemanden«, sagte Karotte.
    »Darüber entscheiden allein wir!«
    »Tut mir leid, aber ich habe nicht dich gemeint«, entgegnete Karotte.
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte Angua. Sie drehte den Kopf
    von einer Seite zur anderen und vergewisserte sich, daß Grinsi nicht in
    der Nähe war. Dann seufzte sie. »Na schön, bringen wir es hinter uns.«
    »Spiel nicht mit deinem Fressen«, tönte es aus dem Halbdunkel.
    Hier und da erklang leises Lachen – das sofort verstummte, als sich
    Karotte umdrehte. Plötzlich schienen al e großes Interesse an ihren Glä-
    sern zu haben.
    »Schon gut«, sagte Angua leise.
    Die drei Diebe ahnten, daß etwas nicht mit rechten Dingen zuging,
    was ihren Wunsch bestärkte, so rasch wie möglich nach draußen zu ge-
    langen. Niemand bewegte sich, als sie zur Tür zurückwichen, den Riegel
    beiseite schoben, mit Angua in den Nebel traten und die Tür wieder
    schlossen.
    »Sol ten wir nicht besser helfen?« fragte ein Obergefreiter, der erst seit kurzer Zeit der Wache angehörte.
    »Die Kerle verdienen keine Hilfe«, erwiderte Mumm.
    Rüstungsteile klapperten. Kurz darauf hörten sie ein dumpfes, kehliges
    Knurren.
    Und einen Schrei. Gefolgt von einem zweiten. Und einem

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