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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aber sie paßte nicht in sein schmaler gewordenes Blickfeld.
    »Was is’ das?«
    »Die Rechnung seiner königlichen Lordschaft«, erklärte der Wirt.
    »Soll das ein Witz sein? Niemand kann soviel trinken… Ich bezahle
    nicht.«
    »Ich habe auch Brüche berücksichtigt.«
    »Brüche?«
    Der Wirt holte einen dicken Knüppel unter der Theke hervor. »Arme?
    Beine? Du kannst frei wählen.«
    »Oh, ich bitte dich, Ron. Du kennst mich doch schon seit Jahren!«
    »Ja, Fred. Du warst immer ein guter Kunde. Deshalb erlaube ich dir,
    zuerst die Augen zu schließen.«
    »Aber es ist alles Geld, was ich habe!«
    Der Wirt lächelte. »Da hast du aber Glück.«

    Grinsi Kleinpo lehnte sich außerhalb des Aborts an die Korridorwand
    und schnaufte.
    Diese Sache lernten Alchimisten schon ganz früh in ihrer beruflichen
    Laufbahn. Grinsis Lehrer hatten immer wieder betont, daß es zwei Arten
    von guten Alchimisten gibt: die athletischen und die intellektuellen. Ein
    guter Alchimist der ersten Kategorie sprang über den Experimentiertisch
    und saß drei Sekunden später hinter einer schützenden dicken Mauer.
    Ein guter Alchimist der zweiten Kategorie wußte genau, wann er loslau-fen mußte.
    Die Ausrüstung war keine große Hilfe. Sie hatte versucht, möglichst
    viel bei der Gilde abzustauben, aber in einem richtigen alchimistischen Laboratorium gab es jede Menge Glasbehälter, die aussahen, als wären
    sie beim jährlichen Schluckauf-Wettbewerb der Glasbläsergilde entstan-
    den. Ein richtiger Alchimist benutzte bei seinen Experimenten keine
    Becher mit dem Bild eines Teddybärs – Korporal Nobbs war bestimmt
    sehr verärgert, wenn er vergeblich danach suchte.
    Als Grinsi glaubte, daß sich die Dämpfe verzogen hatten, kehrte sie in
    den kleinen Raum zurück.
    Das war auch so eine Sache. Ihre Bücher über Alchimie stellten wahre Kunstwerke dar. Die Graveure bewiesen ihr Können auf jeder Seite.
    Aber sie enthielten keine Hinweise wie »Denk daran, vorher ein Fenster
    zu öffnen«. Statt dessen lautete der Text zum Beispiel: »Fügige dem Zink
    Aqua Quirmis hinzu, bis entweichet jede Menge Gas.« Die Autoren ver-zichteten auf Warnungen wie »Führet diese Ecksperimente niemals da-
    heime durch.« Und sie erwähnten auch nicht, daß man sich schon bald
    von seinen Augenbrauen verabschieden mußte.
    Wie dem auch sei…
    An den Gläsern zeigte sich nicht der braunschwarze Glanz, der nach
    dem Lecksikon der Alchimie auf Arsen hindeutete. Grinsi hatte al e Nahrungsmittel und Getränke im Palast getestet und zu diesem Zweck Dut-
    zende von Flaschen und Krüge aus dem Wachhaus rekrutiert.
    Sie entschied sich für ein weiteres Experiment mit dem Inhalt eines
    kleinen Beutels, der die Aufschrift »Probe 2« trug. Das Zeug sah aus wie
    schmieriger Käse. Käse? Grinsi hatte zuviel von den Dämpfen eingeat-
    met – ihre Gedanken krochen wie durch zähen Brei. Sie hatte bestimmt
    Käseproben genommen. Probe 17 enthielt Blauader aus Lancre, da war
    sie ziemlich sicher. Er hatte sehr heftig auf die Säure reagiert, ein kleines Loch in die Decke gebohrt und den halben Experimentiertisch mit einer
    dunkelgrauen Substanz überzogen, die sich als ebenso klebrig erwies wie
    weicher Teer.
    Grinsi führte den Test durch.
    Einige Minuten später blätterte sie aufgeregt in ihrem Notizbuch. Die
    erste Probe aus der Speisekammer (von einer Portion Gänseleberpastete)
    trug die Nummer 3. Und die Proben 1 und 2? Nummer 1 war weißer
    Ton von der Schlechten Brücke. Und Nummer 2?
    Kurze Zeit später fand sie den Eintrag.
    Aber das konnte doch nicht sein!
    Grinsi sah noch einmal zu dem Glasröhrchen. Metal isches Arsen er-
    widerte ihren Blick.
    Es war noch etwas von der Probe übrig. Sie konnte das Ergebnis kon-
    trollieren – oder sollte sie ihre Entdeckung sofort jemandem mitteilen?
    Die Zwergin eilte zum Hauptbüro und traf dort einen Troll an. »Wo ist
    Kommandeur Mumm?«
    Der Troll grinste. »Im Eimer… Kleinpo.«
    » Herz lichen Dank.«
    Der Troll wandte sich wieder an einen besorgt wirkenden Mönch, der
    eine braune Soutane trug. »Und?« fragte er.
    »Er sollte es dir vielleicht selbst sagen«, erwiderte der Mönch. »Ich ar-
    beite nur nebenan.« Er stel te ein Einmachglas auf den Schreibtisch. Das
    Glas war mit einer braunen Schleife geschmückt und enthielt Staub.
    »Ich möchte mich mit allem Nachdruck beschweren«, verkündete der Staub mit schriller Stimme. »Ich hatte gerade erst mit der neuen Tätigkeit begonnen, und nach fünf Minuten

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