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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einmal gegessen worden, Mumm?«
    »Nein, Herr. So werden die Zutaten für eine klatschianische Spezial
    zerhackt.«
    »Oh. Ich verstehe. Und ich dachte schon, die Vorkoster hätten ihren Diensteifer ein wenig übertrieben. Meine Güte. Bestimmt steht mir ein
    einzigartiges kulinarisches Erlebnis bevor.«
    »Offenbar geht es dir besser«, entgegnete der Kommandeur steif.
    »Danke, Mumm.«
    Als Mumm gegangen war, aß Lord Vetinari die Pizza, zumindest die
    Teile davon, die er identifizieren konnte. Anschließend stel te er das Ta-
    blett beiseite und blies die Kerze auf dem Nachtschränkchen aus. Eine
    Zeitlang saß er im Dunkeln, tastete dann unter dem Kissen, bis seine
    Finger ein kleines scharfes Messer und eine Schachtel Streichhölzer be-
    rührten.
    Vetinari dankte der Vorsehung für Mumm. Seine verzweifelte, glühen-
    de und vor al em unangebrachte Kompetenz hatte etwas Liebenswertes.
    Wenn der arme Mann noch mehr Zeit brauchte, blieb dem Patrizier
    nichts anderes übrig, als ihm mit dem einen oder anderen Hinweis auf
    die Sprünge zu helfen.

    Karotte saß allein im Hauptbüro und beobachtete Dorfl.
    Der Golem stand noch immer reglos an der gleichen Stelle. Jemand
    hatte ihm ein Tischtuch über den einen Arm gehängt. Sein Schädel war
    nach wie vor geöffnet.
    Karotte stützte das Kinn auf die Hand und verbrachte einige Zeit mit
    Starren. Dann zog er die Schublade auf und holte Dorfls Schriftrolle
    hervor. Er erhob sich. Er ging zu dem Golem. Er legt ihm die Worte in
    den Kopf.
    Dorfls Augen begannen orange zu glühen, und die Farbe des gebrann-
    ten Tons änderte sich auf kaum merkliche Weise, als er vom Tod ins
    Leben überging.
    Karotte nahm den Griffel und die Schieferplatte des Golems, drückte
    ihm beides in die Hand und trat zurück.
    Der brennende Blick folgte ihm, als er Schwertgürtel, Brustharnisch,
    Wams und die Weste aus Wolle ablegte.
    Karottes Muskeln reflektierten das Glühen. Sie glänzten im Licht der
    Kerzen.
    »Keine Waffen«, sagte Karotte. »Keine Rüstung. Siehst du? Und jetzt
    hör mir zu…«
    Dorfl sprang vor und schwang die Faust.
    Karotte rührte sich nicht.
    Die Faust verharrte unmittelbar vor den nicht blinzelnden Augen.
    »Ich wußte, daß du dazu nicht fähig bist«, sagte Karotte, als der Golem
    erneut ausholte – diesmal kam seine Faust einen Zentimeter vor Karot-
    tes Bauch zum Stillstand. »Früher oder später mußt du mit mir reden.
    Beziehungsweise schreiben.«
    Dorfl zögerte und griff dann nach dem Stift.
    Nimm meine Worte!
    »Erzähl mir von dem Golem, der Menschen getötet hat.«
    Der Griffel bewegte sich nicht.
    »Die anderen haben sich umgebracht«, sagte Karotte.
    Ich weiß.
    » Woher weißt du davon?«
    Der Golem starrte einige Sekunden, bevor er schrieb:
    Ton von meinem Ton.
    »Du spürst, was andere Golems fühlen?« fragte Karotte.
    Dorfl nickte.
    »Die übrigen Golems werden von aufgebrachten und ängstlichen Bür-
    gern zertrümmert«, fuhr Karotte fort. »Ich weiß nicht, ob ich daran et-
    was ändern kann. Aber ich werde es versuchen. Ich glaube, ich weiß
    jetzt, was passiert, Dorfl. Ich verstehe zumindest einen Teil davon. Du
    bist jemandem gefolgt, nicht wahr? Ton von deinem Ton. Jemand, der
    Schande über euch al e gebracht hat. Etwas ist schiefgegangen. Du hast
    versucht, die Sache in Ordnung zu bringen. Vermutlich hattet ihr große
    Hoffnungen. Doch die Worte in eurem Kopf bescheren euch immer
    wieder Enttäuschungen…«
    Der Golem stand wieder reglos da.
    »Du hast ihn verkauft, nicht wahr?« fragte Karotte leise. »Warum?«
    Der Griffel kratzte über die Schieferplatte.
    Golem braucht einen Herrn.
    »Warum? Weil die Worte das verlangen?«
    Golem braucht einen Herrn!
    Karotte seufzte. Menschen atmeten, Fische schwammen. Und ein Go-
    lem brauchte einen Herrn. »Ich weiß nicht, ob ich diese Angelegenheit
    klären kann. Fest steht, daß es niemand sonst versucht.«
    Dorfl stand so unbeweglich wie eine Statue.
    Karotte ging einige Schritte. »Ich frage mich, ob der alte Priester und
    Herr Hopkinson etwas unternahmen… oder halfen …«, sagte er und beo-
    bachtete dabei das Gesicht des Golems. »Und nachher… Etwas wandte
    sich gegen sie, fand die Welt ein bißchen zu…«
    Dorfl reagierte nicht.
    Karotte nickte. »Was auch immer geschehen sein mag: Du kannst ge-
    hen. Was von jetzt an passiert, hängt von dir ab. Ich helfe dir, wenn ich
    kann. Falls Golems Dinge sind, können sie keinen Mord begehen. Dann muß ich weiter ermitteln, um den Fall zu

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