Hohle Köpfe
erkundigte sich Mumm. »Salz und Pfeffer?«
»Ich glaube, ich erinnere mich an Salz- und Pfefferstreuer, Herr Kom-
mandeur.«
»Aufs Tablett damit.«
Mumm spähte auf die Leere zwischen Karottes Händen.
»Nein«, sagte er. »Das haben wir doch nicht übersehen, oder? Ich mei-
ne… oder viel eicht doch?«
Er streckte die Hand nach einem unsichtbaren Objekt aus.
»Sag mir, daß wir das Salz überprüft haben«, brummte er.
»Das ist der Pfeffer«, meinte Karotte.
»Salz! Senf! Essig! Pfeffer!« stieß Mumm hervor. »Wir haben doch
nicht die Speisen überprüft, um dem Patrizier anschließend zu gestatten,
sie mit Gift zu würzen. Arsen ist ein Metall. Gibt es… metallische Salze?
Sag mir, daß wir uns diese Frage gestellt haben. Wir sind doch nicht so
dumm, oder?«
»Ich gehe der Sache sofort auf den Grund.« Karotte sah sich verzwei-
felt um. »Zuerst muß ich das Tablett irgendwo abstellen…«
»Nein, noch nicht«, sagte Mumm. »Ich bin schon einmal an diesem
Punkt gewesen. Man rennt nicht gleich los und ruft ›Gebt mir ein Hand-
tuch!‹, nur weil man eine Idee hat. Suchen wir weiter. Der Löffel. Woraus
besteht er?«
»Gute Frage. Ich überprüfe das Besteck.«
»Na bitte. Jetzt kommen wir weiter. Was trinkt Lord Vetinari?«
»Abgekochtes Wasser, Herr Kommandeur. Wir haben es kontrolliert,
die Gläser auch.«
»Gut. Nun, wir haben das Tablett, und du stel st es in den Speiseauf-
zug. Was geschieht dann?«
»Die Männer in der Küche ziehen an den Seilen, und nach einer Weile
erreicht das Tablett den sechsten Stock.«
»Ohne einen Zwischenstop?«
Karotte runzelte verwirrt die Stirn.
»Sechs Stockwerke«, sagte Mumm. »Ein Schacht. Und darin ein Ka-
sten, der nach oben gezogen und wieder heruntergelassen werden kann.
Vermutlich gibt’s in jeder Etage eine Klappe, oder?«
»Manche Etagen werden heute kaum noch benutzt…«
»Noch besser für unseren Attentäter. Er steht einfach da und wartet,
bis das Tablett vorbeikommt. Wir können nicht mit Gewißheit sagen, ob die Mahlzeit, die oben ankommt, genauso beschaffen ist wie jene, die
unten dem Aufzug anvertraut worden ist.«
»Ausgezeichnet, Herr Kommandeur!«
»Ich bin ziemlich sicher, daß es nachts passiert«, fuhr Mumm fort.
»Abends geht es ihm recht gut, und morgens ist er dem Tode näher als
dem Leben. Wann wird das Abendessen geschickt?«
»Derzeit gegen sechs Uhr, Herr Kommandeur«, erwiderte Karotte.
»Dann ist es bereits dunkel. Anschließend schreibt Lord Vetinari noch
ein wenig.«
»Na schön. Wir haben eine Menge zu tun. Komm.«
Der Patrizier saß im Bett und las, als Mumm hereinkam.
»Ah, Mumm«, sagte er.
»Bald kommt dein Essen«, meinte der Kommandeur. »Ich möchte
noch einmal betonen, daß wir unsere Aufgabe wesentlich leichter erfül-
len könnten, wenn du dich in einem Quartier außerhalb des Palastes un-
terbringen lassen würdest.«
»Ja, daran zweifle ich nicht«, erwiderte Lord Vetinari.
Im Speiseaufzug rasselte es. Mumm durchquerte das Zimmer und öff-
nete die Klappe.
Ein Zwerg hockte in dem Kasten. Zwischen seinen Zähnen steckte ein
Messer, in jeder Hand hielt er eine Axt. Das Gesicht drückte grimmige
Konzentration aus.
»Meine Güte«, kommentierte Vetinari. »Ich hoffe, ihr habt wenigstens
an den Senf gedacht.«
»Irgendwelche Probleme, Obergefreiter?« fragte Mumm.
»Keine besonderen Vorkommnisse«, brachte der Zwerg undeutlich
hervor und nahm das Messer aus dem Mund. »Auf dem Weg nach oben
ist überhaupt nichts passiert. Mir sind viele andere Klappen aufgefallen,
und die meisten schienen unbenutzt zu sein. Ich habe sie trotzdem zuge-
nagelt, wie von Hauptmann Karotte angeordnet.«
»Gut. Runter mit dir.«
Mumm schloß die Klappe. Es rasselte wieder, als der Kasten seine Rei-
se zum Erdgeschoß begann.
»Du denkst an alles, Mumm.«
»Das hoffe ich, Herr.«
Kurz darauf kehrte der Kasten mit einem Tablett zurück. Mumm griff
danach.
»Nun, was gibt es heute abend?« fragte der Patrizier.
»Eine klatschianische Spezial ohne Sardellen.« Mumm hob den Deckel.
»Wir haben sie aus Rons Pizzabude um die Ecke. Ich glaube, niemand
kann alle Speisen in der Stadt vergiften. Und das Besteck ist von mir.«
»Du hast den wachen Verstand eines wahren Polizisten, Mumm.«
»Danke, Herr.«
»Ach? War das ein Kompliment?« Der Patrizier stach die Gabel mit der
Neugier eines Entdeckers, der ein unbekanntes Land erforscht, mehr-
mals in den Teig.
»Ist das hier schon
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