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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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neulich gemurmelt? »Sie spürt den Drang«, und:
    »Den Drang, sich den Magen zu füllen.« Ihr Gesichtsausdruck… Ach,
    ich achte einfach nicht darauf. Es gelingt mir fast immer, solche Bemer-
    kungen zu ignorieren. Aber Karotte… Ihn belastet der Spott sehr. Wenn
    er doch nur einmal wütend werden und jemanden niederschlagen würde!
    Ändern kann er damit natürlich nichts, aber es wäre sicher eine Erleich-
    terung für ihn, etwas Dampf abzulassen.
    Und es wird immer schlimmer. Bestenfal s erwischt man mich in ir-
    gendeinem Hühnerhaus, und dann geht’s rund. Oder jemand überrascht
    mich in seinem oder ihrem Zimmer…
    Angua versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, aber es gelang ihr
    nicht ganz. Man konnte den Werwolf nur kontrol ieren, nicht aber zäh-
    men…
    Es ist die Stadt. Hier gibt es zu viele Leute, zu viele Gerüche…
    Vielleicht würde es funktionieren, wenn wir irgendwo allein wären.
    Aber wenn es »Ich oder die Stadt« hieße, gäbe es für ihn nicht einmal die
    Qual der Wahl.
    Früher oder später muß ich zurück nach Hause. Das ist besser für ihn.

    Mumm wanderte durch die feuchte Nacht. Er war zu zornig, um einen
    klaren Gedanken zu fassen.
    Er hatte nichts erreicht und war dafür lange unterwegs gewesen. Es
    gab viele Indizien und Spuren. Mumm hatte al e logischen Maßnahmen
    ergriffen, und bestimmt hielt ihn inzwischen jemand für einen Narren.
    Vermutlich sah er für Hauptmann Karotte wie ein Tölpel aus. Immer
    wieder kamen ihm gute Ideen – die Ideen eines Polizisten –, doch jede von ihnen führte in eine Sackgasse. Er schrie und drohte, doch nichts
    schien zu klappen. Sie kamen einfach nicht weiter. Als einziges Ergebnis
    ihrer Bemühungen wuchs ihre Unwissenheit.
    Der Geist von Frau Leicht suchte seine Erinnerungen heim. Er erin-
    nerte sich kaum an sie. Damals war er nur einer von vielen rotznäsigen
    Jungen gewesen und Frau Leicht kaum mehr als ein besorgtes Gesicht
    über einer Schürze. Eine Frau aus der Unbesonnenheitsstraße. Sie nähte,
    um über die Runden zu kommen, ständig bemüht, den Schein zu wah-
    ren. Wie die anderen Bewohner der Unbesonnenheitsstraße kroch sie
    durchs Leben, ohne um etwas zu bitten, und sie bekam noch weniger.
    Was hätte er sonst noch unternehmen können? Etwa die verdammte
    Tapete von den verdammten Wänden kratzen und…
    Mumm blieb stehen.
    In beiden Zimmern hing die gleiche Tapete. Sie hing in allen Zimmern
    der betreffenden Etage. Eine gräßliche grüne Tapete.
    Nein, unmöglich. Das konnte nicht sein. Schon seit Jahren schlief Ve-
    tinari in diesem Raum – fal s er überhaupt schlief. Niemand konnte sich
    hineinschleichen und unbemerkt neu tapezieren.
    Vor Mumm wogte der Nebel, eine Lücke entstand in der Graue und
    zeigte ihm weiter vorn ein von Kerzen erhelltes Zimmer. Dann verdich-
    teten sich die Schwaden wieder.
    Der Nebel. Ja. Feuchtigkeit. Schob sich durch Ritzen und Fugen, gele-
    gentlich auch durch geöffnete Fenster, strich über Tapeten. Über alte,
    staubige, modrige Tapeten…
    Hatte Kleinpo sie kontrolliert? Eigentlich sah man sie überhaupt nicht.
    Die Tapeten befanden sich nicht im Zimmer, sondern definierten es vielmehr. Konnte jemand von den eigenen vier Wänden vergiftet werden?
    Mumm wagte kaum, daran zu denken. Wenn er diese Möglichkeit in
    den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit rückte, verflüchtigte sie sich
    vielleicht wie alle anderen.
    Darauf lief es hinaus, sagte der Kern seines Selbst. All das Durchein-
    ander mit Verdächtigen und Spuren… Es diente dazu, den Körper zu
    amüsieren, während das Unterbewußtsein schuftete. Jeder echte Polizist
    wußte, daß man nicht nach Spuren suchte, um den Weg zum Schuldigen
    zu finden. Man begann vielmehr mit einer ziemlich klaren Vorstel ung
    vom Täter – dann wußte man, nach welchen Spuren man suchen mußte.
    Wünschte er sich einen weiteren verwirrenden Tag, in der Hoffnung,
    daß einige gute Ideen Abwechslung brachten? Es war schlimm genug,
    den Ausdruck in Kleinpos Gesicht zu sehen, das neuerdings immer bun-
    ter zu werden schien.
    Mumm erinnerte sich an seine eigenen Worte. »Hm, Arsen ist also ein
    Metall. Ist vielleicht das Besteck daraus hergestellt worden?« Woraufhin Kleinpo mit betonter Geduld erklärt hatte: Ja, es war tatsächlich möglich, Löffel aus Arsen herzustel en; allerdings nützten sie nicht viel, weil sie sich in der Suppe sofort auflösten.
    Diesmal wollte Mumm erst gründlich überlegen, bevor er neue Vermu-
    tungen äußerte.

    »Der

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