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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fast seine Knie sehen. Ihre Knie.«
    »Jeder hat Knie.«
    »Mag sein. Aber man fordert Schwierigkeiten heraus, wenn man sie so
    deutlich zur Schau stellt. Ich meine, ich bin an Knie gewöhnt. Ich kann sie mir ansehen und denken: ›O ja, Knie sind nur Gelenke in den Beinen.‹ Aber einige von den anderen Jungs…«
    Angua schnupperte. »Hier ist er nach links abgebogen. Die anderen
    Jungs was ?«
    »Nun… ich weiß nicht, wie sie reagieren werden. Du hättest ihr nicht
    begegnen dürfen. Ich meine, es gibt natürlich weibliche Zwerge, aber sie
    sind wenigstens so anständig, es nicht zu zeigen.«
    Karotte hörte, wie Angua nach Luft schnappte. »Weißt du…«, sagte sie
    nachdenklich. »Ich habe deine Einstel ung zu den Bürgern von Ankh-
    Morpork immer respektiert.«
    »Ja?«
    »Dingen wie Gestalt und Farbe gegenüber scheinst du blind zu sein,
    und das hat mich immer sehr beeindruckt.«
    »Ja?«
    »Und offenbar nimmst du Anteil.«
    »Ja?«
    »Und du weißt, daß ich eine Menge für dich empfinde.«
    »Ja?«
    »Aber manchmal…«
    »Ja?«
    »Manchmal frage ich mich wirklich nach dem Grund dafür.«

    Dutzende von Kutschen parkten vor Lady Selachi s Villa, als Korporal
    Nobbs über die Zufahrt schlenderte. Er klopfte an die Tür.
    Ein Lakai öffnete. »Dienstboteneingang«, sagte er und wol te die Tür
    wieder schließen.
    Doch darauf war Nobbys Fuß vorbereitet. »Lies das hier.« Er hielt dem
    Mann zwei Zettel vors Gesicht.
    Auf dem ersten stand:

    Nachdem ich die Gutachten einiger Fachleute entgegengenommen und
    auch mit der Hebamme Frau Rutschtrocken gesprochen habe, erkläre
    ich hiermit: Mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit ist der Besitzer dieses
    Dokuments, C. W. St. John Nobbs, ein Mensch.
    Gezeichnet, Lord Vetinari

    Die zweite Mitteilung war ähnlich offizieller Natur und stammte vom
    Drachenkönig.
    Der Lakai riß die Augen auf. »Oh, es tut mir schrecklich leid, Euer
    Lordschaft.« Er richtete erneut einen Blick auf Korporal Nobbs. Nobby
    war glatt rasiert. Besser gesagt, als er sich zum letztenmal rasiert hatte, war er glatt rasiert gewesen. Doch sein Gesicht wies so viele kleine topo-graphische Merkmale auf, daß es wie ein sehr schlechtes Beispiel für
    Brandrodung aussah.
    »Meine Güte«, ächzte der Lakai. Er riß sich zusammen. »Normalerwei-
    se kommen die Besucher mit einer Einladungskarte.«
    Nobby holte eine knittrige Karte hervor. »Ich muß jetzt erst einmal mit
    den hohen Tieren plaudern und so«, sagte er. »Aber nachher hätte ich
    nichts gegen eine Runde Leg-Herrn-Zwiebel-rein einzuwenden.«
    Der Lakai musterte ihn von Kopf bis Fuß. Es verschlug ihm die Spra-
    che. Er hatte natürlich Gerüchte gehört – wer nicht? –, daß der rechtmä-
    ßige König von Ankh-Morpork in der Stadtwache arbeitete. Eins stand
    fest: Wenn man ein heimlicher Thronerbe sein wol te, konnte man sich
    nicht besser tarnen als mit dem Gesicht von C. W. St. J. Nobbs.
    Andererseits war der Lakai Amateurhistoriker und wußte daher: Wäh-
    rend der langen monarchischen Geschichte von Ankh-Morpork hatten
    die verschiedensten Geschöpfe auf dem Thron gesessen, unter ihnen
    Bucklige, Einäugige, Sabberer und Leute, so häßlich wie die Sünde. Nach
    diesen Maßstäben war Nobby zweifel os sehr königlich. Zwar trug er
    keinen Buckel auf dem Rücken, dafür aber vorn und an den Seiten. In
    dieser Hinsicht konnte man kaum majestätischer sein.
    »Besuchst du solch einen Empfang zum erstenmal, Herr?« fragte er.
    »Ja«, bestätigte Nobby.
    »Ich bin sicher, das Blut Eurer Lordschaft wird sich der Herausforde-
    rung gewachsen zeigen«, sagte der Lakai.

    Ich muß fort, dachte Angua, als sie durch den Nebel eilten. Ich kann
    nicht länger von Monat zu Monat leben.
    Es ist keineswegs so, daß er nicht liebenswert wäre. Sicher gibt es kaum
    jemanden, der ihn an Warmherzigkeit übertrifft.
    Und genau das ist es. Sein warmes Herz gilt jedem und allem. Karottes
    Anteilnahme kennt keine Grenzen. Er weiß alles über jeden, weil ihn
    jeder interessiert. Seine Warmherzigkeit ist allgemeiner, nie persönlicher Natur. Er hält persönliche Dinge für nicht so wichtig.
    Wenn er doch nur eine anständige menschliche Eigenschaft hätte, zum
    Beispiel Egoismus.
    Ich bin sicher, daß er nicht bewußt daran denkt, aber ich weiß, daß ihn
    diese Werwolf-Sache tief in seinem Innern beunruhigt. Was die Leute
    hinter meinem Rücken sagen… Es berührt ihn. Und er weiß nicht, wie
    er damit fertig werden soll.
    Was haben die Zwerge

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