Hokus Pokus Zuckerkuss
dauert. Das sei individuell ganz verschieden. Also habe ich nicht einmal Zeit, meine eigene Hochzeit zu planen – geschweige denn, die gewünschte Figur zu erzielen.
Komisch – jedes Mal, wenn ich an »meine Hochzeit« denke, wird mir ganz eng um die Brust. Im Ernst, da fällt mir das Atmen schwer. Und was ist das für ein roter Fleck in meiner Armbeuge, der plötzlich juckt? Was mag das sein? Warum taucht er
immer wieder auf und verschwindet, nur um an einer anderen Stelle wieder zu erscheinen? Manchmal sind es auch mehrere Flecken.
Ist das – o mein Gott, ist es Nesselausschlag ? Nein. Unmöglich. So was hatte ich nicht mehr seit der Highschool. Damals musste ich die Kostüme für Jesus Christ Superstar nähen, und der Regisseur wollte alle Leute in Schlaghosen sehen. Die gehörten damals noch nicht zum Retro-Schick. Deshalb musste ich in die Hosen von siebzig Ensemblemitgliedern bunte Stoffbahnen nähen. An einem einzigen Wochenende. Da bekam ich einen so schlimmen Nesselausschlag, dass Dr. Dennis, Sharis Dad, mir Prednisone injizieren musste.
O mein Gott – noch ein Fleck in meiner anderen Armbeuge.
Nein, bitte nicht! Setzt mir meine Hochzeit mit Luke genauso zu wie damals die Schlaghosen? Warum ? Warum passiert mir so was? Liegt es an Mom, die beharrlich behauptet, unser Garten sei ein genauso schöner Schauplatz für die Hochzeit wie das Château Mirac? Das andere kann es nicht sein. Was Monique gesagt hat. Über Chaz’ Liebe zu mir. Nein, völlig ausgeschlossen.
Also hängt es mit Mom und der Vorstellung zusammen, meine Familie würde über Lukes Familiensitz herfallen – verbunden mit der Frage, wie sie sich dort benehmen werden. Gran mit ihrer Sauferei, Rose und Sarah mit ihrem Gezänk und ihrer Nörgelei an mir und…
Ganz klar. Noch ein Nesselausschlag. An meinem
Handgelenk. Ich wusste es ja. Weil ich vor meinem geistigen Auge sehe, wie Roses Mann Angelo im Château umherwandert und wissen will, wo er ein Pabst-Blue-Ribbon-Bier kriegt …
Und Gran – die wird zu Mrs. de Villiers gehen und fragen, um wie viel Uhr Dr. Quinn, Ärztin aus Leidenschaft anfängt.
Um Himmels willen. Noch zwei Flecken.
Wenn der Friedensrichter – oder wer immer in Frankreich die Leute verheiratet – die Frage stellt, ob jemand einen Grund hat, warum dieses Paar nicht heiraten sollte, tritt Chaz vor. Weil er nicht an die Institution der Ehe glaubt und sie nur für ein Blatt Papier hält…
O mein Gott! Ein weiterer Fleck an meinem Handgelenk!
Okay. Das war’s, ich werde nicht mehr an Chaz denken. Auch nicht an meine Hochzeit. Was immer zwischen Chaz und mir geschehen ist, gehört der Vergangenheit an. Genau, das ist vorbei. Es hätte ohnehin keinen Sinn. Für unsere Beziehung gibt es keine Zukunft – selbst wenn wir eine hätten. Weil er nicht an die Ehe glaubt.
Und es tut mir leid – nennen Sie mich eine naive Närrin –, ich glaube an die Ehe! Wirklich!
Nie wieder werde ich Chaz sehen und schon gar nicht mit ihm sprechen, das ist besser so, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten. Nur wenn es unbedingt sein muss, rede ich mit ihm, weil er der beste Freund meines Verlobten und unser Trauzeuge ist. Natürlich würde es seltsam wirken, wenn
ich auf meiner Hochzeit nicht mit dem Trauzeugen rede.
Alles klar. Mit Chaz bin ich fertig.
Und mit dem Gedanken an meine Hochzeit. Vorerst.
Okay. Tief durchatmen. Also, wo war ich gerade? Ach ja, das Bianchi-Kleid. Okay.
Alles klar. Ich werde mich in die Arbeit stürzen. Das ist alles, was ich tun muss, und die Zeit wird so schnell vergehen, dass ich es gar nicht merke. Ehe ich weiß, wie mir geschieht, wird der Juni anbrechen – und dann fange ich mit den Vorbereitungen für meine eigene Hochzeit an.
Und nichts, was Chaz sagen oder tun könnte, wird mir diesen Tag verderben …
Bis dahin wird alles perfekt sein. Einfach perfekt.
Genauso, wie es sein soll.
So, jetzt fühle ich mich schon besser. Sehen Sie? Keine neuen Flecken.
Puh. Großartig. Okay. Also – ARBEIT!
EINE KURZE GESCHICHTE DER EHE
Jeder weiß, dass eine Braut etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues tragen soll. Aber kaum jemand weiß, warum. Einem althergebrachten Aberglauben zufolge erhält etwas Altes der Braut die Treue ihrer Freunde, falls sie diese braucht, nachdem sie ein neues Leben mit ihrem Mann und seiner Familie begonnen hat. Etwas Neues sorgt für den Erfolg ihrer Ehe. Etwas Geborgtes symbolisiert die Liebe ihrer eigenen Verwandten, die sie begleiten soll,
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