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Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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vergewissern, dass die Ehe auch wirklich vollzogen wurde. Zum Beweis für die Entjungferung verlangten sie das Strumpfband der königlichen Braut oder einen Strumpf. Weil das niedrige Volk das Verhalten des Adels gern imitierte, mussten schließlich alle Bräute nach der Hochzeit ihre Strümpfe oder Strumpfbänder hergeben. Manchmal haben die Hochzeitsgäste ihr gewaltsam ein Strumpfband ausgezogen. Und deshalb entwickelte sich eine neue Tradition – der Bräutigam nahm seiner Braut das Strumpfband schon während des Hochzeitsempfangs ab, damit die Gäste den Frischvermählten nicht zum Schlafzimmer
folgen und der Braut das Ding runterreißen konnten.«
    Chaz schneidet eine Grimasse. »Da siehst du’s. Das allein ist schon ein Grund, warum man Hochzeiten abschaffen sollte.«
    Nun geht mir ein Licht auf. »Also lehnst du nicht die Ehe an sich ab, nur die Hochzeiten .«
    »Stimmt. Aber das eine geht nicht ohne das andere.«
    »Doch, natürlich«, erwidere ich beiläufig. Aber es spielt keine Rolle. Nicht wirklich, angesichts der Grube, die wir uns bereits gegraben haben. »Hast du wirklich kein schlechtes Gewissen? Wegen unserer – veränderten Beziehung?«
    »Nicht im Geringsten.« Chaz trinkt seinen Screwdriver aus. »Im Lauf meines Lebens habe ich schon viele schlimme Dinge getan, Lizzie. Aber dich zu lieben – das gehört nicht dazu. Keine Ahnung, was passieren wird, wenn Luke im Herbst zurückkommt. Aber die Wochen, die mir noch mit dir bleiben, will ich in vollen Zügen genießen. Denn bei meinem Philosophiestudium habe ich was Wichtiges über die Zeit gelernt – was immer in der Zukunft passieren wird, ist schon jetzt unvermeidlich.«
    Ich runzle die Stirn und stelle die einzige Frage, die mir einfällt. »Und?«
    »Und – was?«
    »Und – was jetzt?« Hoffentlich denkt er sich etwas aus. Denn ich fühle mich völlig verloren. Und verängstigt. Auf eine erregende Art, die meine Herzschläge wieder einmal beschleunigt. So ähnlich ist
mir zumute gewesen, als ich mit Shari aus dem Flieger von Michigan nach New York gestiegen bin. Da standen wir neben der Taxireihe beim LaGuardia Airport und wussten nicht, was uns in Manhattan erwarten würde. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo ich war oder was ich tun sollte.
    Doch es hat keineswegs bedeutet, dass ich am falschen Ort war.
    »Jetzt«, sagt Chaz und winkt den Barkeeper zu sich, »bestelle ich noch einen Drink. Und ich schlage dir vor, meinem Beispiel zu folgen. Weil ich eine Lady kenne, die es verdient, dass man sich ihrer erinnert. Und darauf möchte ich nicht mit Cola light anstoßen.«
    Ich schenke ihm ein etwas wässriges Lächeln. »Ich bin nicht gut darin, im Ungewissen zu sein über das, was passieren wird«, gestehe ich. Als unsere Screwdriver serviert werden, greifen wir nach den Gläsern.
    »Machst du Witze? Das kannst du am allerbesten. Du entscheidest dich für das Unkonventionelle, verwandelst dann aber alles, was du anfasst, in Gold. Was glaubst du denn, warum Luke sich so an dich klammert, obwohl er am anderen Ende der Welt ist? Du strahlst eine magische Aura aus. Und das merkt jeder.«
    »Also, ich weiß es nicht «, erwidere ich unsicher.
    »O Lizzie!« Durchdringend schaut Chaz in meine Augen. »Was glaubst du denn, warum gerade du so eng mit deiner Großmutter verbunden warst – und kein anderes Familienmitglied? Weil du, genau wie
sie, niemals ein Nein akzeptieren würdest. Immer hast du getan, was du wolltest – zur Hölle mit den Konsequenzen. Und nun heb dein Glas.«
    Als ich gehorche, kaue ich an meiner Unterlippe.
    »Auf Gran«, sagt Chaz. Klirrend stoßen unsere Gläser aneinander. »Auf eine nette alte Trinkerin mit verdammt gutem Geschmack.«
    »Auf Gran.« Plötzlich verschleiern Tränen meinen Blick. Aber es sind Freudentränen. Weil endlich jemand sagt, was ich schon die ganze Zeit über Gran hören wollte.
    O ja, sie würde billigen, was Chaz und ich tun. Was immer das auch ist.
    Ich halte mein Glas an die Lippen. Und ich trinke.
    Auf Gran.

EINE KURZE GESCHICHTE DER EHE
    Die ersten Trinksprüche wurden im sechsten Jahrhundert vor Christus ausgebracht, als die alten Griechen den Wein für ihre Gäste in einen Gemeinschaftskrug gossen. Daraus trank der Gastgeber zuerst, um den Gästen zu beweisen, dass der Wein nicht vergiftet war (damals eine gängige Praxis, falls man lästige Schwiegereltern oder Nachbarn loswerden wollte). Später entwickelte sich das Klirren der Trinkgefäße auf Hochzeitsfeiern zu einer beliebten

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