Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)
hübschen Frauen mit mir unterwegs waren. Also sprach er mich an und stellte mich seinen Freunden vor. Und ab dem Moment waren wir eine Clique: Jorge und vier umwerfend gut aussehende heterosexuelle Männer, die Sport oder Architektur studierten. Wir gingen ständig miteinander aus. Und sobald ich anfing zu tanzen, kamen die beiden Modelchicas mit ihren nicht weniger hübschen Freundinnen. Ich stellte ihnen meine neue Clique vor, und sie fragten sofort: »Warum kommt ihr nicht morgen zum Casting in unsere Agentur im Kulturinstitut?«
Im Gegensatz zu mir wollten die Jungs natürlich nicht wegen des Castings dahin, sondern nur wegen der Chicas. Die Agentur suchte weibliche und männliche Models, die auf der Show eines berühmten tschechoslowakischen Sängers tanzen sollten. Der Erste, den die Agenturchefin castete, war ich. Ich schaute mich um und dachte: Warum ich? Da stehen doch ein paar echt attraktive Jungs herum. Aber ich war exotisch und konnte mich gut bewegen. Am Ende wurden wir alle fünf genommen.
Als wir ein paar Tage später zu den Proben kamen, waren die Models schon im Look der Achtzigerjahre gestylt: kurze Lackkleidchen mit Schulterpolstern, auftoupierte Haare, Lackpumps mit etwa Fünfzehn-Zentimeter-Heels. Eigentlich nicht schwer, darauf zu tanzen, dachte ich, zumal die Choreografie einen erotischen Touch hatte. Doch es kam anders. Die Chicas konnten zwar auf hohen Schuhen laufen, aber nicht tanzen. Und in den Sky Heels, die für die Show vorgesehen waren, konnten sie nicht einmal gehen.
Als wir Jungs bei den Proben die Augen verdrehten, schimpfte ein Model in unsere Richtung: »Ihr habt gut lachen, ihr müsst das alles ja bloß auf flachen Schuhen machen.«
»Chicas, das kann doch nicht so schwer sein, auf den Schuhen zu tanzen«, sagte ich aus einem Impuls heraus. »Gebt mir ein Paar High Heels, ich will das selber probieren.«
Da die Mädels groß waren, fand sich schnell ein Paar in meiner Größe. Ich fing an zu laufen, zu tanzen, zu springen, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.
»Wie machst du das, Jorge, woher kannst du das?«, schrien die Chicas.
»Keine Ahnung. Ich kann es einfach.«
In dem Moment begann ich zu überlegen, wie ich die Chicas dazu bringen könnte, sich auf High Heels richtig zu bewegen, gut zu laufen oder zu tanzen. Und so kam Jorge zu seinem ersten Job als Catwalktrainer und Choreograf. Denn als die Leute von der Agentur mich beim Tanzen beobachteten, baten sie mich, den Walk zu choreografieren. Nach den Proben wollte ich meine geliehenen High Heels gar nicht mehr ausziehen und kaufte mir deshalb das erste eigene Paar, mit dem ich in meinem Zimmer herumlief und -tanzte.
Von da an arbeitete ich häufiger als Model, Catwalktrainer oder Choreograf für Fashionshows und Fotoshootings von Designern. Ich zeigte den Models, wie man sich sexy bewegt, ohne vulgär zu wirken, wie man post und die Hüften schwingt beim Walk – alles klassisches Catwalktraining.
Der Chicas Walk
Wie man »läuft«, so geht man auch durchs Leben. Deshalb ist die richtige Haltung so wichtig, denn man strahlt dann ein ganz anderes Selbstbewusstsein aus. A ver , Chicas, lasst mal sehen, zieht eure High Heels an, und wir machen zusammen einen tollen Chicas Walk.
Konzentration – Blick nach vorn – Schultern und Kinn gerade – Becken nach vorn. Und dann – Spitze, Hacke, Spitze, Hacke – aus der Hüfte auf einer gedachten Linie einen Fuß vor den anderen setzen und dabei leicht überkreuzen.
Denkt daran, Chicas, die Hüfte hilft immer. Beim Laufen deshalb immer schön die Hüften bewegen. Der Sexappeal kommt aus der Hüfte! Lauft nicht mit der Botschaft: »Ich bin nicht da.« Präsentiert euch beim Laufen und zeigt euren Glam.
Am besten trainiert ihr das zu Hause vor dem Spiegel. Das Geheimnis heißt: üben, üben, üben. *** Ihr müsst es ja nicht unbedingt wie meine Schwester machen und in High Heels Kartoffeln kaufen. Aber wenn ihr abends ausgeht, dann präsentiert euch und euren Glam.
*** Nicht aufgeben, Chicas. Und wenn es nicht gut läuft: Selbst ein schlechter Walk kann zu einem Markenzeichen werden.
Manchmal modelte ich mit meinem Freund Mišo und trainierte dann nicht nur die Chicas, sondern nebenbei auch noch die Chicos. Mišo ging nämlich wie ein Bauer neben mir her und fragte während des Walks ständig: »Jorge, in welche Richtung muss ich mich drehen?« Ich flüsterte ihm durch meine fast geschlossenen Lippen zu: »Nicht so schnell, Mišo, nicht so schneeeell!«
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