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Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
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brauchte, und stellte den Rest beiseite. „Viele Informationen gab es dazu nicht, aber ich konnte herausfinden, dass er die Psychopharmaka braucht. Das hier, das … und das.“ Beim Reden drückte er ihr die Tabletten in die Hand.
    Victoria betrachtete sie. Eine war gelb und rund, eine blau und länglich, die dritte weiß mit einer Kerbe in der Mitte. Diese winzigen Dinger sollten ihm helfen, obwohl sie es nicht konnte?
    „Hol ein Glas Wasser aus dem Bad“, sagte sie.
    Normalerweise reagierte Riley auf Befehle nicht, aber dieses Mal ging er, ohne zu zögern, und drückte ihr wenig später das gewünschte Glas in die Hand. Er war ebenso besorgt um Aden wie sie.
    „Heb seinen Kopf an und lass ihn nach hinten kippen.“ Wieder gehorchte Riley sofort.
    Victoria drückte Adens Mund auf und legte die Tabletten auf seine Zunge. Sie hielt ihm das Glas an den Mund und spülte nach. Nur ein wenig, aber genug. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, stellte sie das Glas auf ihren Nachttisch. Besser gesagt, sie versuchte es. Sie zielte nicht richtig, das Glas fiel zu Boden, und das Wasser lief aus. Sie kümmerte sich nicht darum. Mit einer Hand drückte sie Aden den Mund zu, mit der anderen strich sie über seinen Hals, bis er die Tabletten geschluckt hatte.
    Als das geschafft war, stand sie auf und beobachtete ihren Patienten. „Und jetzt?“, flüsterte sie. Sie hoffte auf eine Reaktion, aber es veränderte sich nichts.
    „Jetzt“, antwortete Riley grimmig, „jetzt warten wir.“

4. KAPITEL
    Mary Ann Gray saß an einem Tisch in der hinteren Ecke der Bibliothek und las zahllose Mikrofiches, genau wie an jedem Abend der letzten Woche. Mittlerweile verschmolzen die Tage miteinander, ihre Schläfen pochten, ihr Rücken war komplett verspannt, und auf Hintern und Beinen trug sie – wahrscheinlich bleibende – Abdrücke des unglaublich unbequemen Stuhls, den sie mit Beschlag belegte.
    Nach allem, was sie über Leute auf der Flucht gelesen hatte, war es keine gute Idee, eine Routine zu entwickeln. Da könnte man gleich mit einem Leuchtpfeil auf dem Kopf herumlaufen. Das Problem war nur, dass es nicht anders ging.
    „In einer halben Stunde machen sie zu.“
    Sie warf ihrem Begleiter einen genervten Blick zu. Besser gesagt dem Jungen, den sie einfach nicht loswurde, was sie auch tat. Und sie hatte alles Mögliche versucht. Einfach zu gehen. Den alten Trick: „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“ Den Klassiker: „Was ist das denn da drüben?“ Sogar brutale Offenheit: „Lass mich in Ruhe, ich mag dich nicht.“
    „Dann höre ich in einer halben Stunde auf“, sagte sie. „Und jetzt hau ab.“
    „Fang doch nicht schon wieder Streit an.“ Tucker Harbor lehnte sich an ihren Tisch und schob dabei die Bücher und Zeitungen ineinander, dass sie verknickten. Bestimmt nur, um sie zu ärgern. „Ich haue nicht ab.“
    „Sag, was soll das, geht’s dir eigentlich noch gut? Was ich hier mache, ist wichtig.“
    „Es geht mir bestens, danke der Nachfrage“, antwortete er, ohne sich zu rühren.
    Mary Ann blickte finster zu ihm hoch. Er hatte leicht zerzaustes braunes Haar mit blonden Strähnen und ein Gesicht wie ein Engel. Eine echte Mogelpackung, wenn man bedachte, dass er die Ausgeburt eines Dämons war. Oder sogar des Teufels?
    „Wann sagst du mir endlich, wonach du suchst?“, fragte er.
    „Wenn ich dir nicht mehr die Kehle rausreißen will. Also nie.“
    Er schüttelte den Kopf und tat, als sei er tief getroffen. Was bei seinem breiten Grinsen nicht ganz einfach war. „Das ist grausam, Mary Ann. Sehr grausam.“
    Was für eine Nervensäge. Sie war ein paar Monate lang mit ihm zusammen gewesen und hatte ihn fallen lassen wie ein benutztes Kondom,als sie herausfand, dass er sie mit ihrer besten Freundin Penny betrogen hatte. Mit Penny, die jetzt von ihm schwanger war.
    Mary Ann hatte Penny verziehen und telefonierte regelmäßig mit ihr. Heute früh hatte Penny erzählt, ihre morgendliche Übelkeit würde sich mittlerweile über den ganzen Tag ziehen. Sie hatte versprochen, sich trotzdem aus dem Bett zu hieven und nach Mary Anns Vater zu sehen.
    Was sie ihr später berichtet hatte, ging Mary Ann immer noch durch den Kopf. „Herrje, Mary“, war Pennys Stimme durch das Knacken in der Leitung gedrungen. „Er sieht aus wie ein Zombie. Er geht nicht mal mehr arbeiten und bleibt nur im Haus. Gestern Abend habe ich durchs Fenster gesehen, und er hat einfach nur auf dein Bild gestarrt. Ich bin ja tough, aber das hat mich

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