Hollisch verliebt
aufgenommen hat.“ Zumindest hoffte sie das.
„Bist du sicher? Vielleicht sind sie in der Nähe gestorben und stehen gar nicht auf der Liste.“
„Auch eine Möglichkeit.“ Die sie im Moment aber nicht in Betracht ziehen wollte. „Durch meine Nachforschungen konnte ich schon mehr als die Hälfte der Namen streichen.“
„Ganz schön viel.“
Eigentlich nicht. „Die Seelen, die noch bei ihm sind, sind männlich, deshalb kommen sämtliche Frauen nicht in Betracht.“
Tucker zog eine Augenbraue hoch. „Es sei denn, die Seelen sind Transen. Mal ernsthaft. Das würde doch zu Aden passen …“
„Tucker.“
„Was denn? Stimmt doch. Sein Freund Shannon ist stockschwul, und …“
„Halt die Klappe. Diese männlichen Seelen besitzen die gleichen außergewöhnlichen Fähigkeiten, die sie schon als Lebende hatten. Das weiß ich, weil es bei meiner Mutter auch so war. Deshalb versuche ich herauszufinden, welche Menschen auf der Liste schon zu Lebzeiten in die Körper anderer schlüpfen, den Tod voraussagen oder Tote zum Leben erwecken konnten. Ich gehe jedem kleinsten Hinweis nach.“
Er dachte kurz nach. „Noch mal ein Stück zurück. Warum willst du die Seelen überhaupt identifizieren?“
„Weil sie sich an ihren letzten Wunsch erinnern und ihn sich erfüllen müssen. Dann können sie Aden verlassen, und er wird stärker, kann sich besser konzentrieren und gegen Vlad kämpfen.“
„Glaubst du echt, das hilft?“
„Was soll das werden? Fragestunde mit Tucker? Ja, zum Teufel, das glaube ich!“ Sie musste es glauben. Andernfalls hätte ihr Freund keine Chance.
Wieder sah Tucker sie strafend an. „Mary Ann, du hast geflucht.“
„Zum Teufel ist doch kein Fluchen.“
„Für mich schon.“
„Wieso? Hast du Angst, du musst den Rest der Ewigkeit mit ihm verbringen?“
Seine gute Laune war wie weggewischt. „So in etwa.“
Er sah so niedergeschlagen aus, dass ihr ihre schnippische Antwort beinahe leidtat. „Bis die Sache ausgestanden ist, habe ich mir vielleicht einen Platz direkt neben dir verdient. Dann können wir gemeinsamin der Hölle schmoren.“
Er lachte laut auf, wie sie gehofft hatte, erntete dafür aber einen weiteren bösen Blick von dem Collegemädchen. Nachdem Tucker ihr den Stinkefinger gezeigt hatte, sagte er zu Mary Ann: „Die Ewigkeit mit mir würdest du dir wohl wünschen … Egal, hast du schon Hinweise?“
„Bevor du mich unterbrochen hast …“, sie machte eine Pause, damit er sich entschuldigen konnte, aber natürlich dachte er gar nicht daran, „… habe ich eine Geschichte über einen Pathologen im Krankenhaus gelesen. Dr. Daniel Smart. Offenbar wurde er dort ermordet. Er hatte Wunden an Armen und Beinen, als hätte er sich zum Schutz zusammengerollt, als ihn jemand …“, oder etwas …, „gebissen und geschlagen hat.“
„Tolle Geschichte. Aber was hat das mit Adens Seelen zu tun?“
„Eine von ihnen kann Tote auferstehen lassen. Vielleicht hat Dr. Smart in der Leichenhalle einen Toten zum Leben erweckt und wurde von ihm umgebracht.“
„Hätte er dann nicht vorher schon mal Tote aufgeweckt? Und wieso hätte er weiter da arbeiten sollen? Er wäre doch ständig in Gefahr gewesen und mit seinem Geheimnis aufgeflogen. Ist er aber nicht, also wird das nicht stimmen.“
„Vielleicht konnte er seine Fähigkeit kontrollieren.“
„Vielleicht auch nicht.“
„Auf dich höre ich doch gar nicht“, grummelte sie. Es ärgerte sie schrecklich, dass er recht hatte. Schon wieder. „Das ist meine beste Spur bis jetzt.“
„Unter einer besten Spur verstehe ich aber etwas anderes. Na ja, überprüfen sollte man das trotzdem“, sagte Tucker munter.
„Weiß ich.“ Nervensäge! Als brauchte sie seine Erlaubnis. „Das steht als Nächstes auf meiner Liste.“
„Was ist mit seinen Eltern?“
„Wessen Eltern, denen von Smart?“
Tucker verdrehte die Augen. „Nein, du Dumpfbacke. Mit Adens.“
„Was soll mit ihnen sein?“ Ihre jetzige Adresse steckte schon in Mary Anns Tasche. Adens Eltern zu finden war sogar der erste Punkt auf ihrer Liste gewesen, und sie hatte ihn erstaunlich schnell abhaken können. Eine Suchmaschine, eine (gestohlene) Kreditkarte, die Tucker ihr gegeben hatte, und zack, eine Antwort.
Sie wohnten immer noch in der Nähe; die Schande, dass sie ihren Sohn verstoßen hatten, obwohl sie ihm vielleicht als Einzige hättenhelfen können, hatte sie nicht vertrieben. Ob sie immer noch froh waren über ihre Entscheidung? Oder ob sie sie
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