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Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
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Ewigkeit malträtiert hatten, verstummten auf einen Schlag, nur Stille blieb übrig. Aber die Stille war noch schlimmer, denn ohne die Ablenkung bemerkte er nun den dichten, finsteren Nebel, der tückisch um ihn herumwallte.
    Fliehen, er musste fliehen. Wenn er hierblieb, würde er sterben. Der Nebel würde ihn ersticken. Schon jetzt setzte er Aden zu. Entschlossen kämpfte er sich voran, er kletterte weiter und weiter, mit zerschundenem schmerzendem Körper, immer höher und höher, bis …
    Er schlug die Augen auf.
    Als Erstes fiel ihm auf, dass sich der Nebel gelichtet hatte. Trotzdem erschien ihm die Welt undeutlich, wie durch die verschmierte Linse einer Kamera. Er sog tief Luft ein, um richtig zu sich zu kommen, und knurrte. Ein süßlicher Duft lag in der Luft, der ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Sein Blut wurde heiß.
    Schmecken …
    Jemand rief seinen Namen. Ein Mädchen, dem man Sorge und Erleichterung anhören konnte. Er blinzelte, bis er deutlicher sah, und setzte sich auf, ohne auf die stechenden Schmerzen in seinem Körper zu achten. Er sah ein … Schlafzimmer. Richtig, er war in einem Schlafzimmer. Oder in einem Schneesturm. Dieses ganze Weiß – weiße Wände, weißer Teppich, weiße Möbel – wirkte gleichzeitig erdrückend und vertraut.
    Ein Mädchen kam näher, die Hände im Stoff ihres schwarzen Kleids vergraben. Endlich eine andere Farbe als Weiß. Ihr langes schwarzes Haar fiel über ihre zarten Schultern. Sie war blass, hatte makellose glatte Haut und die schönsten blauen Augen, die er je gesehen hatte.
    Zögerlich streckte sie die Hand aus, um seine Stirn zu befühlen. Der süße Duft verdichtete sich, und der Drang zu schmecken wurde noch stärker. Obwohl er sie am liebsten gebissen hätte, wich er vor ihrer Berührung zurück.
    Sie war sichtlich getroffen.
    Doch sofort überspielte sie die Reaktion und straffte die Schultern. „Schön, dass du wach bist“, sagte sie tonlos.
    Zwischen ihren Lippen ragten Fangzähne hervor. Sie war eine Vampirin. Eine Vampirprinzessin. Sie hieß Victoria und war seine Freundin. Diese Details sprangen ihn regelrecht an, eines nach dem anderen. Aber sie berührten ihn nicht.
    „Wie fühlst du dich?“, fragte sie.
    Er sah sie nur an. Wie er sich fühlte? Seine Nerven hatten sich beruhigt, und er fühlte gar nichts.
    Sie schluckte schwer. „Du hast fast vier Tage lang geschlafen. Wir haben dir Tabletten gegeben, damit die Seelen ruhig sind, falls du ihretwegen nicht aufwachst.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick über die Schulter. „Wir haben keine andere Möglichkeit gesehen.“
    Sie sagte immer „wir“. Also hatte ihr jemand geholfen.
    „Können wir dir mit irgendwas helfen?“
    Wieder dieses „wir“. Aden sah sich noch einmal im Zimmer um und entdeckte einen Jungen, der hinten in der Ecke stand. Groß, kräftig, dunkles Haar, grüne Augen. Riley. Ein Gestaltwandler und eine extreme Nervensäge, trotzdem einer von den Guten.
    Neben ihm stand ein menschliches Mädchen. Aden war nicht sicher, woher er wusste, dass sie ein Mensch war. Er hatte sie noch nie gesehen. Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Unter ihren Sommersprossen war sie leichenblass. Sie hatte kurzes blondes Haar und braune Augen, deren Blick Aden auswich.
    Wieder erfüllte dieser süße Duft das Zimmer. Jetzt mischte sich eine würzige Note darunter, und er erzitterte am ganzen Körper vor Vorfreude.
    Vorfreude. Die erste Gefühlsregung, seit er aufgewacht war, und sie verzehrte ihn.
    „Durst“, krächzte er.
    Victoria streckte die Hand aus – nicht um ihn zu berühren, sondern um ihm ihr Handgelenk darzubieten. Er konnte sich dunkel erinnern, dass er von ihr getrunken hatte. Er hob den Blick. Auch von ihrem eleganten Hals hatte er getrunken. Und von diesem prachtvollen Mund. Der Trieb hatte ihn überwältigt, er war völlig berauscht gewesen. Und er hatte sich dafür gehasst. Auch daran erinnerte er sich.
    Sogar sie hatte er gehasst. Zumindest ein Teil von ihm.
    Offenbar war dieser Teil von ihm gewachsen und hatte die Kontrolle übernommen. So bildhübsch und ernsthaft sie auch aussah, hätte er sie doch am liebsten bei den Armen gepackt und kräftig geschüttelt. Er wollte ihr ebenso wehtun, wie sie ihm wehgetan hatte. Sie sollte für das bestraft werden, was sie ihm angetan hatte.
    Er war selbst überrascht. Was hatte sie ihm denn angetan? Sie hatte versucht, ihn in einen Vampir zu verwandeln. Hatte ihm ihr Blut gegeben und

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