Hollisch verliebt
Tage alt und noch kein bisschen verblasst.
„Victoria, ich habe dich etwas gefragt.“
Ja, richtig. Sie durfte sich nicht so in ihre Gedanken vertiefen. „Von niemandem, den du kennst.“ Was stimmte. Aden konnte unmöglich die Kuh kennen, die die Milch für genau diesen Käse geliefert hatte.
„Sag mir trotzdem, wie er heißt.“
„Damit du ihn umbringen kannst?“, fragte sie voller Hoffnung. Sie wollte zwar kein Massaker anzetteln, aber wenn Aden eifersüchtig war, bedeutete sie ihm etwas.
„Vergiss es.“ Er winkte ab. „Ist nicht wichtig.“
Ihre Hoffnung wurde zerschmettert.
An ihrem Körper vibrierte etwas, und sie schrie leise auf. Aden sah sie überrascht und vielleicht auch ein wenig besorgt an. Wieder keimte Hoffnung in ihr auf.
Ein Jo-Jo, sie war mittlerweile wie ein Jo-Jo!
„Alles in Ordnung?“, fragte er.
„Ich glaube …“ Noch einmal vibrierte es, und sie schrie leise auf. Was zum … Ihr Handy, merkte sie erleichtert. Nur ihr Handy. „Ja, alles in Ordnung.“
Mit der freien Hand holte sie das kleine Plastikteil aus der einzigen Tasche ihres Gewands. Sie nahm immer ein Handy mit, seit sie Aden kannte, damit er sie erreichen konnte, wenn er sie brauchte. Bis jetzt hatte er noch nie angerufen, aber Riley nutzte das Handy ausgiebig.Der kleine Dieb hatte jedes Mal eine andere Nummer, aber seine SMS klangen immer gleich. Wie oft konnte er ihr „So ein Scheiß!“ schreiben?
„Eine SMS von Riley“, sagte sie. „Moment, ich muss antworten.“
So ein Scheiß! , las sie. Hab MA in Sicherheit gebracht & T baut Mist.
T wie Tucker. Victoria hasste Tucker. Nachdem sie widerwillig Adens Hand losgelassen hatte, schrieb sie: Töte ihn. Scherzhaft. In ihrer Eile schrieb sie tatsächlich „scherzhaft“ statt „schmerzhaft“, aber das merkte sie erst, als es zu spät war.
„Wie geht es ihm?“, fragte Aden. Er schlang ihr einen Arm um die Taille und führte sie zwischen den Bäumen hindurch, weil sie mehr auf ihr Handy achtete als darauf, wohin sie lief. Ach herrje. Das Händchenhalten war schon so schön gewesen wie einen Regenbogen zu entdecken, aber jetzt fühlte sie sich, als hätte sie den Topf voll mit Gold darunter gefunden. Sie nahm seine Wärme in sich auf und spürte, wie sie mit jeder Faser ihres Körpers auf ihn reagierte.
„Gut.“ Wieder vibrierte das Handy, und sie las: Scherzhaft? Na klar! Mach ich. Haha! Bald. AL hilft auch. Dann noch eine SMS. Wie geht’s KK?
KK – Kinderkönig. Diesen albernen Spitznamen benutzte Riley schon länger in seinen SMS.
Besser , schrieb sie zurück.
Frag ihn, ob der Name Tyson ihm was sagt.
„Kennst du jemanden, der Tyson heißt?“
„Tyson?“, fragte Aden.
„Mhmm.“
Er überlegte. „Nein. Sollte ich?“
„Keine Ahnung.“ Sie fragte Riley.
Wir reden später. Ruf an, wenn was ist.
Gut.
Ich melde mich, wenn Tuck tot ist.
Leise grinsend steckte sie das Telefon wieder ein.
Aden fragte nicht, worum es gegangen war. Er wechselte einfach das Thema: „Elijah sagt, ich sei jetzt so wie du. Von meiner Persönlichkeit her, meine ich.“
„War ja klar, dass Elijah mir die Schuld gibt. Er mag mich nicht. Keiner von ihnen mag mich.“ Als sie wirklich begriff, was er gesagt hatte, schnappte sie nach Luft. „Moment mal, was?“ Victoria kam aus dem Tritt, beim Stolpern löste sich Adens Arm von ihrer Taille. Sie richtete sich auf und starrte ihn finster an, während er einfach weiterging.Dass ihr erst gestern der gleiche Gedanke gekommen war, tat jetzt nichts zur Sache. Sie hatte eher ihrem Vater die Schuld geben wollen. „Aden!“
Er wandte sich zu ihr um, bemerkte stirnrunzelnd, wie weit sie von ihm entfernt war, und kam zurück. Wieder spürte sie seine Wärme. Ihr ganzer Körper war hellwach, jede Faser bebte vor Glück, ihm so nah zu sein.
Wie wunderbar es gewesen wäre, wenn er ihren Blick erwidert hätte. Aber nein, sein Gesicht blieb ausdruckslos. „Er sagt, Teile deines Wesens seien in mir zurückgeblieben. Wahrscheinlich, als ich dir die Seelen gegeben habe und du mir Scharfzahn.“ Er legte den Kopf schief und sah an ihr vorbei in die Ferne, als würde er irgendjemandem zuhören. Wahrscheinlich tat er das auch. Dann nickte er und sagte: „Und als wir voneinander Blut getrunken haben.“
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, scharf und nutzlos. „Soll das etwa heißen, du benimmst dich meinetwegen so gefühllos und beinahe unausstehlich?“ Du hast doch dasselbe gedacht, erinnerte sie sich. Wieso
Weitere Kostenlose Bücher