Holly greift nach den Sternen
stellte sie fest. »Es ist sehr schlimm, ja? Schlimmer als schlimm.«
»Erzähl mir nur, was passiert ist«, sagte Mervyn, schnappte sich einen wackligen Stuhl, drehte ihn um und setzte sich mit gespreizten Beinen darauf.
Sie konnte sich nicht gut an das Geschehene erinnern und nicht in der richtigen Reihenfolge, vor allem weil sie sich an manches gar nicht erinnern konnte und nur Alains Version kannte.
»Hat er dir gesagt, was er dir gegeben hat? GHB? Rohypnol?«
»Bist du ganz sicher, dass nichts passiert ist? Dass ihr keinen Sex hattet?«
»Wer hat die Fotos gesehen? Hast du sie gesehen? Ich habe alles im Speicher der Kamera gelöscht, aber ich kümmere mich auch noch um seinen Computer, bevor wir abhauen.«
Holly saß mit dem Kopf in den Händen auf der Bettkante, bis Mervyns Befragung gnädigerweise endlich ein Ende nahm.
»Ich bin ja so blöd«, jammerte sie kläglich. »Ich hätte wissen müssen, dass er zu gut war, um wahr zu sein. Ich hätte keinen Champagner trinken dürfen...«
»Hätte, könnte, wäre...«, erwiderte Mervyn, beugte sich vor und klopfte ihr mechanisch auf die Schulter. »Kopf hoch, Holly. Es ist eine ziemliche Scheiße, ja, aber im Aufräumen bin ich einer der Besten.«
Holly gestattete sich ein zitterndes Hoffnungsfünkchen.
»Kriegst du es hin, dass sie diese Fotos nicht veröffentlichen? Dass sie gar nichts veröffentlichen? Denn wir könnten ja zur Polizei gehen und ihnen sagen, dass man mich unter Drogen gesetzt hat! Und dass er mich ausgezogen hat! Das ist doch Freiheitsberaubung, oder?«
Mervyn schüttelte den Kopf. »Draußen sind mindestens zehn Fotografen. Wenn wir zur Polizei gehen, kommt das auf allen Titelseiten.«
»Es gibt also doch so was wie schlechte Publicity.« Holly seufzte. »Ich will mich nicht nackt in der Zeitung sehen. Ich weiß, dass das Sexvideo für Paris Hilton Wunder bewirkt hat, aber sie war ja auch nie ein erfolgreicher Kinderstar. Das ist das Ende meiner Karriere!« Ihre Stimme war ganz schrill geworden.
Sogar Mervyn verzog das Gesicht. »Mal sehen, ob wir was aushandeln können. Du erzählst deine Seite der Geschichte. Du hast dich mit George gestritten, er hat dir den Eindruck vermittelt, dass du nicht liebenswert seist, deshalb hast du dich zu etwas hinreißen lassen, was du zutiefst bereust. Ich seh mal, ob wir deinem kleinen Freund Alan etwas anhängen können...«
»Er heißt Alain und er ist nicht mein Freund«, beteuerte Holly energisch, aber Mervyn drückte bereits die Tasten seines Handys.
» Daily News , ja? Eins der Mädels in der Feuilletonredaktion schuldet mir noch einen Gefallen.«
Da sie nur Mervyns Seite des Gesprächs folgen konnte, was zum größten Teil aus Grunzen bestand, bekam Holly kaum etwas mit. Die zehn Minuten des Telefonats erschienen ihr wie eine Ewigkeit, während sie seine undurchdringliche Miene nach irgendwelchen Hinweisen absuchte.
Schließlich beendete er das Gespräch. »Gut. Jetzt nimm dein Zeug, und nichts wie weg hier.«
»Aber was...«
»Du hast fünf Sekunden Zeit.«
Das Spießrutenlaufen durch die Fotografen war nicht witzig. Schon gar nicht ohne roten Teppich und ohne freundliche Rufe wie »Holly, zeig uns was von deinen Beinen, Schätzchen...«.
Holly verließ Alains Wohnung mit Mervyns Mantel - der definitiv nach Achselschweiß stank - über dem Kopf und seinem Arm um ihrer Taille, damit er sie durch die Mauer aus Blitzlichtern führen konnte. Leute drängelten, betatschten sie und brüllten sie an.
»He, Holly, wir haben gehört, George und du, ihr habt euch getrennt? Ist der neue Typ nur Rache? Kannst du uns was für die Morgenausgabe sagen?«
Nichts konnte je so schlimm sein wie das Gedränge der Presseleute vor ihrer Villa in Malibu an dem Tag, als sie von der Bank beschlagnahmt wurde. Der einzige Augenblick, in dem man ihr keine Kameras vors Gesicht gehalten hatte, war während des Abtransports ihres Prinzessinnenhimmelbetts auf dem Lastwagen des Gerichtsvollziehers gewesen. Aber das heute - das war fast genauso schlimm.
Nachdem Mervyn mit Alains Computer fertig gewesen war, hatte er telefoniert, und deshalb wartete am Randstein ein Wagen mit laufendem Motor. Holly musste sich - immer noch den Mantel über dem Kopf - auf den Boden zwischen die Sitze kauern, während Mervyn die Presse verfluchte und die Tür zuknallte.
Das Auto raste mindestens fünf Minuten durch die Straßen, bevor er sagte: »Ich glaube, wir haben sie abgehängt. Du kannst hochkommen.«
Holly warf den
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