Holly greift nach den Sternen
lieb, doch das würde nicht ewig so bleiben.
Aber es hielt immerhin so lange an, dass Holly ihren Tee austrinken konnte, während Irina sich lang und breit über neue Teufeleien von Laura und Candy ausließ.
Hollys Lider wurden schwer, aber Irina wärmte sich noch immer an der Vorstellung, wie diese beiden Flittchen es im Winter in Moskau nicht zwei Sekunden lang aushalten würden. Sie würden festfrieren und allen wäre das egal.
Holly gähnte und gab beifällige Töne von sich als Zeichen, dass sie zuhörte, obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, worüber Irina redete.
»Okay, ich gähen.« Irina stand auf und Holly schlüpfte tiefer unter die Decken. Aber als Irina schon die Hand auf dem Türknauf hatte, drehte sie sich plötzlich um. »Wenn du sagst irgendwem, ich freundlich zu dir, dann ich hau dich zu Brei.«
»Cool«, sagte Holly.
Erst als sich die Tür geschlossen hatte, fing sie wieder an zu weinen.
24
W enigstens fielen Holly diesmal nicht die Haare aus. Sie blieben auf ihrem Kopf, während sie gezwungen war, in der Wohnung zu bleiben.
Sie würde nie wieder rausgehen und sich anhören, wie die Leute ihr immer neue Varianten davon nachschrien, wie sehr sie sie hassten und was für eine totale Niete sie wäre. Außerdem hatten die Paparazzi vor dem Haus ihr Lager aufgeschlagen. Wieder mal.
Schließlich hatte Candy die Nase so voll von Journalisten aus mindestens sechs verschiedenen Ländern, die unablässig an der Tür klingelten, dass sie in ein Hotel zog.
Irina und Laura waren auch nicht oft da, deshalb schickte Derek Tegan, die täglich mit Mr Chow Chow Gassi ging und Notvorräte im Supermarkt kaufte. Das klappte gut: Holly konnte bis ans Ende ihrer Tage im Bett bleiben oder auf dem Sofa liegen und pausenlos MTV gucken.
Derek hatte aber andere Pläne.
Am neunten Tag ihrer Bettlägerigkeit tauchte er auf. Eben noch hatte Holly sich eine Modelshow angesehen, im nächsten Moment platzte Derek ins Zimmer und warf einen Ordner auf die Liegende.
»Das ist dein neuer Terminkalender«, informierte er sie ruhig. »Wasch dich und zieh dich an, du hast in zwei Stunden einen Termin an der Canary-Werft.«
Holly drehte den Kopf, damit sie weiterhin auf den Bildschirm sehen konnte. »Da geh ich nicht hin«, brummte sie verstockt. »Ich hab keine Termine mehr.«
Wenn sie diesen Ton jemals Amber gegenüber angeschlagen hätte, hätte ihr das Ohrfeigen und mindestens fünfzig Stunden Verhaltenstherapie eingebracht. Aber Derek riss sie einfach hoch, mitsamt der Bettdecke, und warf sie sich über die Schulter.
»Ich hatte viel Zeit, um darüber nachzudenken, was wir früher verkehrt gemacht haben«, bemerkte er freundlich.
»Lass mich runter!«, kreischte Holly, weil die Welt von da oben kein bisschen schöner aussah.
»Du hast mir Befehle gegeben, und ich habe versucht, sie zu befolgen«, fuhr Derek fort, als wäre Hollys Gejaule und Gestrampel unwichtig. »Aber jetzt gebe ich die Befehle, und du wirst alles tun, was ich dir sage, und zwar ohne zu meckern. Klar?«
»Nein, gar nicht klar«, erwiderte Holly wütend, als Derek sie vor der Badezimmertür runterließ. »Wie kannst du es wagen, mich so zu behandeln?«
Derek sah aus, als würde er es jederzeit wieder wagen und als wäre ihm ihr Widerstand völlig wurst.
»Du bist wütend«, stellte er mit belustigtem Lächeln fest. »Das ist gut. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, diese Starre könnte chronisch sein. Ich könnte dich jetzt eigenhändig unter die Dusche stellen, aber wahrscheinlich würde das unter sexuelle Belästigung fallen.« Holly glotzte ihn fassungslos an, während er sie durch die Türöffnung schob. »Und wasch dich auch hinter den Ohren.«
Holly gähnte und kratzte sich nachdenklich am Kopf mit den ungewaschenen Haaren. Vielleicht war es einfacher, Derek zu gehorchen. Dann brauchte sie über nichts nachzudenken. Das brachte sowieso nichts.
Drei Wochen später war Holly immer noch am Gähnen. Jetlag war was Hundsgemeines, dachte sie unglücklich, während sie darauf wartete, dass ihr die Visagistin zwei Dosen eiskalte Diätcola brachte, damit sie die auf die Augen legen konnte und danach vielleicht nicht mehr wie ein Versuchskaninchen mit rosa Augen aussah.
Dereks Geldverdien-Strategie (Codename: Operation Diamant ) war zwar bildschön, aber mit einer äußerst anstrengenden Reiseroute verbunden. Holly war nach Australien geflogen, um noch zwei Soft-Lux-Seidenweich-Werbespots zu drehen - für doppelt so viel Gage wie beim
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