Holly greift nach den Sternen
ersten Mal -, und drei Tage später zurück nach London zu ihrem Moderatorinnenjob bei Das Leben beginnt um halb zehn . Die Fernsehfritzen hatten an ihr ursprüngliches Angebot noch eine Null angehängt und Holly eine Visagistin mit besserem Benehmen besorgt. Also hatte sie für die restlichen Folgen der Staffel unterschrieben.
»Holly, Schatz, tut mir leid. In der Kantine hatten sie keine Diätcola mehr, aber ich gehe noch mal ins Konferenzzimmer, vielleicht kann ich da noch welche auftreiben«, sagte Charli, ihre Visagistin, atemlos von der Tür her. »Soll ich zuerst die Lockenwickler rausmachen?«
Holly stemmte sich aus den Tiefen des Sessels hoch. »Schon gut, ich geh selbst. Wenn ich hier noch länger sitzen bleibe, schlaf ich ein.«
»Vielleicht solltest du nach dem Kühlen eine trinken«, schlug Charli vor und beäugte kritisch Hollys Gesicht. »Bevor du gehst, schmier ich dir aber ein Pfund Feuchtigkeitsgel ins Gesicht. Dieser Flug hat dich ausgedörrt wie eine Rosine.«
Holly stand geduldig da, während die Schmiere aufgetragen wurde. Charli sagte immer geradeheraus, was sie dachte, das war irgendwie erfrischend. Die meisten Leute sagten das eine, meinten aber etwas ganz anderes.
Und jetzt marschierte sie mit Lockenwicklern im Haar und dickem Schleim auf dem Gesicht zum Konferenzzimmer. Dabei wäre sie früher nie ohne ein perfektes Make-up aus dem Haus gegangen. Daran konnte man gut erkennen, wie erwachsen sie geworden war.
Im Kühlschrank standen einige Dosen mit Diätcola und sahen äußerst verlockend aus. Aber Hollys Mission wurde plötzlich unterbrochen …
»Reed«, sagte sie so frostig, wie sie konnte, und zuckte merklich zurück, als er ihr eine Hand auf die Schulter legte.
Sie hatte sich diesen Augenblick oft vorgestellt - die Wiederbegegnung mit ihrem Erzfeind. Aber immer war sie fantastisch angezogen gewesen, möglichst in Gucci, und trug ein paar tolle Accessoires wie diesen niedlichen Armreif, genau wie der Typ aus dem Superman-Film, und Reed war es jedes Mal ganz schlecht gegangen und er hatte als Hausierer irgendwelchen Kram verhökert.
In ihren Träumen hatte sich Holly nie vorgestellt, dass ihr Gesicht mit einer dicken Schicht Feuchtigkeitsgel zugeschmiert wäre und dass sie dicke lila Lockenwickler in den Haaren hatte. Oder dass Reed einen Anzug von Christian Dior trug und sorglos lächelte. Sie fand ihn abscheulich!
»Wie geht es dir?«, fragte er, als würde ihn die Antwort wirklich interessieren. »Candy sagt, du würdest schwer schuften.«
Da Candy und sie in den vergangenen drei Wochen genau neun Wörter gewechselt hatten (»Ich glaube, das hier ist mein Touche Éclat -Parfum«), stellte sich Holly vor, dass Candy diesen Satz mit noch ein paar Gemeinheiten weitergetratscht hatte.
»Ja, das stimmt«, sagte sie tonlos, ohne eine Miene zu verziehen - ein kleiner Trick aus der Zeit, als sie mit schrecklichen Leuten (wie, ähm, George) zusammengearbeitet hatte und ihnen keine Hinweise auf ihr Befinden zukommen lassen wollte.
Reed war aber aus etwas härterem Material.
»Ich bin ein paarmal bei euch gewesen, um zu sehen, wie es dir geht - hab mich durch die ganzen Fotografen durchgekämpft, aber es war nie jemand da.«
Das war ja wieder die alte Masche - Reed benahm sich so, als würde er sich Sorgen um sie machen. Und er neigte auch den Kopf auf eine besorgte Weise, aber Holly kaufte ihm das nicht ab.
Oh nein.
»Ich hab dir doch schon gesagt, dass es mir gut geht«, beharrte sie kühl. Das ausdrucklose Gesicht wirkte nicht, also versuchte sie es stattdessen mit einem hochnäsigen Blick.
»Na ja, war schön, dich wiederzusehen, und noch dazu so strahlend gelaunt«, sagte Reed gedehnt, ganz wieder sein ekliges Selbst, weil er in der Rolle des edlen Ritters niemanden hatte täuschen können.
Holly wurde davor bewahrt... was auch immer zu tun. Vielleicht hätte sie ja ihren bleistiftdünnen Absatz auf Reeds Zehen platziert. Aber Ross Thomas war hinter ihr aufgetaucht und hatte seine Hände um ihre Taille gelegt.
»Lass mir auch noch was von meinem Lieblingsmädchen«, sagte er zu Reed, der immer noch dastand, als müsste er nicht irgendwo anders sein. »Reed hat mir kräftig die Leviten gelesen für diese Nummer damals mit Wolfsbrut «, fügte Ross erklärend hinzu. »Er hat mir sogar gedroht, er würde meiner Freundin von unseren nächtlichen Pokerrunden erzählen.«
»Ach ja?« Hollys Oberlippe zitterte etwas, doch sie blickte verächtlich um sich. »Reed nimmt seine
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