Hollys Weihnachtszauber
Lazarett in Ormskirk, als sie nichts hatte, um die Geschenke ihrer Freundinnen zu erwidern, bis ihr immerhin die Lesezeichen eingefallen waren …
Ich hatte nicht einmal Lesezeichen – und als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass Jess mir etwas Selbstgemachtes schenken wollte und ich folglich doch mit mindestens einem Geschenk zu rechnen hatte.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, meldete sich Jess just in diesem Moment zu Wort und sagte: »Wenn wir den Baum fertig geschmückt haben, können wir alle Geschenke darunter legen. Ich habe meine schon fast alle fertig, ich muss sie nur noch einpacken.«
»Jess ist eine Meisterin im Origami«, meinte Noel stolz.
»Ich mache Schmuck aus Origami und verkaufe ihn in der Schule«, erklärte Jess. »Winzige, knifflige Origamiteilchen.«
»Wie geschickt!«, sagte ich. »Ich würde mir gerne einmal etwas davon ansehen.«
Ich hatte überlegt, einen letzten Gang ins Dorf hinunter zu machen, um ein paar Dinge wie das zur Neige gehende Kakaopulver zu besorgen, und dachte mir jetzt, ich sollte außerdem, nur für alle Fälle, vielleicht einen Vorrat an kleinen Not-Weihnachtsgeschenken anlegen!
»Hilfst du uns beim Dekorieren?«, fragte Noel. »Du warst offenbar schon sehr fleißig, vielleicht willst du ja lieber auch mal ein bisschen die Füße hochlegen, meine Liebe?«
»Nein, mir geht’s gut. Ich helfe euch eine halbe Stunde, und dann werde ich wohl ins Dorf hinuntergehen. Ich brauche noch ein paar letzte Dinge aus dem Laden und will mir die Beine vertreten, aber Merlin nehme ich nicht mit – es ist ganz schön kalt draußen für seine Arthritis, und ich müsste ihn vor der Tür anbinden.«
Jess war sichtlich hin- und hergerissen, ob sie mich begleiten oder den Baum schmücken sollte, und deshalb fügte ich rasch hinzu: »Ich wäre dankbar, wenn du ein Auge auf ihn haben könntest, während ich fort bin, Jess. Der arme alte Kerl vermisst sein Herrchen so sehr, dass er sich nun ersatzweise an mich hängt, von daher wird es ihm gar nicht gefallen, wenn ich ohne ihn weggehe.«
»Ja, und ich brauche dich, damit du auf die Trittleiter steigst, während ich sie festhalte«, betonte Noel. »Alleine kann ich das nicht, und unser alter Weihnachtsmann hier muss ganz oben an die Spitze des Baumes.« Er hielt eine bräunliche Figur aus gestanztem Papier in die Höhe. »Den hat mein Bruder Jakob von seinem Taschengeld gekauft, als er etwa fünf war, der ist also schon deutlich über achtzig Jahre alt«, erklärte er gefühlvoll.
»Ein altehrwürdiger Santa Claus«, meinte ich gerührt. »Er hat einen Ehrenplatz verdient. Und eigentlich glaube ich, wenn ich mich über die Brüstung lehne, könnte ich ihn von dort aus an der Baumspitze befestigen.«
Auf diese Weise gelang es mir auch, zahlreiche kleine Christbaumkugeln oben in den Baum zu hängen, und ich half, die lange Lichterkette drumherum zu drapieren, sodass ich beim Aufbruch wenigstens wusste, dass Jess nicht allzu hoch oben auf der Leiter herumturnen musste.
»Ihr seid bitte vorsichtig, solange ich weg bin, nicht wahr?«
»Natürlich – wir sind ein gutes Team, stimmt’s, Jess?«, antwortete Noel. »Bis du zurückkommst, wird das Wohnzimmer ein malerisches Bild abgeben!«
»Ganz bestimmt«, sagte ich und überließ die beiden sich selbst, während ich in der Küche einige Vorbereitungen traf und mich dann für den Fußmarsch warm einpackte. Diesmal wollte ich es nicht darauf ankommen lassen, ob das Auto es den Berg wieder hochschaffte.
Merlin begann sichtlich unruhig zu werden, doch als ich wieder ins Wohnzimmer ging, unterbrach Jess das Entwirren einer Girlande und lenkte ihn ab.
»Ich bin dann mal weg, aber ich habe fürs Mittagessen einen Topf Suppe hinten auf den Ofen gestellt und Sandwiches in den Kühlschrank. Für später gibt es noch Karottenkuchen oder Mince-Pies . Ihr braucht nichts für mich aufzuheben, ich werde im Pub Brot und Käse essen.«
»Ich kümmere mich darum, und so wie es klingt, werden wir ja wohl kaum verhungern, während du fort bist«, meinte Becca vergnügt. »Und falls du nicht zurückkommst, senden wir Suchtrupps aus!«
»Wenn ich dir die Schlüssel mitgebe, könntest du dann vielleicht kurz im Torhaus vorbeischauen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist?«, fragte Noel. »Ob auch kein Wasserrohr geplatzt ist? Zu dieser Jahreszeit macht uns das Thema immer Sorge.«
»Ja, natürlich.«
»Und wenn du irgendetwas aus der Küche brauchst, bedien dich ruhig«, meinte Tilda
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