Hollys Weihnachtszauber
entgegenwirken.«
Ich hielt mich bei beiden nicht lange in der Kälte auf: Ich wollte weiter und meine Besorgungen erledigen, um dann in Ruhe Mittag zu essen … auch hatte ich Omas aktuelles Tagebuch in der Seitentasche meines Rucksacks. Ich wusste, später wäre ich sicher viel zu beschäftigt, um Muße dafür zu finden.
Es gab eine Telefonzelle im Dorf, aber sie war außer Betrieb, und außerdem hätte ich weiß Gott wie viel Kleingeld gebraucht, um ein Handy in den USA anzurufen! Zum Schutz vor der Kälte blieb ich darin stehen und wählte auf meinem Mobiltelefon die Nummer, die Noel mir gegeben hatte, doch eine Automatenstimme erklärte mir, der Teilnehmer sei nicht erreichbar.
Nun, immerhin hatte ich es versucht … und da ich mich seelisch darauf eingestellt hatte, Judes patzigen Umgangston zu kontern (vor allem bei der Erklärung, dass ich ihm diesen Anruf in Rechnung stellen würde), fühlte ich mich nun ziemlich merkwürdig, so als hätte man mir ganz plötzlich die Luft aus den Segeln genommen …
Mrs Comfort, die strickend hinter der Ladentheke saß, merkte auf und begrüßte mich begeistert, vor allem als ich sagte, ich bräuchte ein paar Geschenke in letzter Minute.
»Die Geschenke sind hauptsächlich drüben im Merry Kettle «, erklärte sie und deutete durch die offene Tür ins Café, wo ihre Waren ausgestellt waren, vermutlich, um die Besucher im Sommer zu verlocken, während sie ihren Cream Tea zu sich nahmen.
Ich spürte, wie sich der erwartungsvolle Blick ihrer Knopfaugen in meinen Rücken bohrte, während ich mich in der begrenzten Auswahl an Spielwaren und Schnickschnack umschaute. Außerdem gab es ein großes hölzernes Regal mit allem Möglichen von Kaffeebechern bis Tischdecken, die mit Sprüchen bedruckt und mit dem Etikett »Comfort’s Weisheiten« versehen waren.
Ich sah mich neugierig um, beschloss dann aber, meine Last-Minute-Geschenke selbst zu machen: Im Wirtschaftsraum von Old Place hatte ich einen Vorrat an alten, sauberen Einmachgläsern samt Wachsscheiben, Etiketten und Zellophan entdeckt, die ich mit Süßigkeiten füllen wollte.
Also kaufte ich eine Menge dieser grellbunt glänzenden Dinger, die Jess gerne mochte, außerdem Weingummis, Bonbons, Lakritzmischung, Pfefferminzpastillen und Kokoshappen, dazu noch Klebeband, Geschenketiketten und eine große Rolle fröhlich buntes Geschenkpapier. Ich fand sogar ein paar rot-weiß karierte Papierservietten, die ich in Deckelgröße kreisrund zuschneiden könnte, und eine Tüte mit Gummibändern zur Befestigung.
Während sich der Stapel meiner Einkäufe immer höher auf der Theke türmte, machte Mrs Comfort ein immer vergnügteres Gesicht und fing an, mir hilfreiche Vorschläge zu unterbreiten.
»Noel mag gern türkischen Honig«, vertraute sie mir an, »und seine Frau liebt Vollmilchschokolade, die kauft er oft. Sie haben Glück, das hier ist der letzte türkische Honig. Und wie wäre es mit diesem Schokoladen-Baumschmuck?«
Ungefragt legte sie beides mit auf den Haufen, dann ließ sie die Blicke über ihr Warenangebot wandern und überlegte, was sie mir sonst noch andrehen könnte.
Ich zog meine Einkaufsliste hervor. »Ich bräuchte da ein paar Dinge, falls vorrätig, wie Kakaopulver, Puderzucker, Gelatine …«
Es gab in der Tat nicht viel, was sie nicht hatte. Es war ein bisschen so, als sähe man einen Zauberkünstler unendlich viele Tauben aus einem Zylinder ziehen.
»Und die letzten Dosen Sprühsahne«, drängte sie mich.
»Wir haben schon jede Menge von dem Zeug!«
»Die lieben sie im Torhaus«, versicherte sie mir. »Können gar nicht genug davon kriegen.«
Mit einem Seufzer hakte ich den letzten Punkt (mehr Streichhölzer) auf meiner Liste ab und fragte mich, wie ich das alles wieder den Berg hochschaffen sollte, falls George mich nicht erspähte.
Oriel schlug nun einen neuen Kurs ein: »Old Nan mag gern mit Pfefferminze gefüllte Schokoladentäfelchen, und der Pfarrer hat eine Schwäche für Bonbons. Henry ist mehr für Uncle Joe’s Mint Balls .«
Ich brauchte doch nicht etwa Geschenke für Leute, die ich kaum kannte und die nur zum Essen kamen?, fragte ich mich. Andererseits sollte ich vielleicht lieber auf Nummer sicher gehen.
»Na schön«, gab ich mich geschlagen, »aber das Geschenk für Henry müsste ich jetzt hier lassen, falls ich ihn vor Weihnachten nicht mehr sehe.«
»Ich schlage es kostenlos in ein bisschen Geschenkpapier ein und bringe es ihm später rüber, ja?«, schlug sie
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