Hollys Weihnachtszauber
Großvater ein Rätselhafte-Baptisten-Pfarrer gewesen ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass er deine Oma in dem Wissen geheiratet hätte, dass sie von einem anderen Mann ein Kind erwartet, oder?«
»So gesehen klingt es nicht sehr wahrscheinlich«, räumte ich ein.
»Er war sehr viel älter als sie, nicht wahr?«
»Ja, sie hat mir mal erzählt, er sei der Vater ihrer Jugendliebe gewesen, die im Krieg gefallen ist, und es sei ihnen ganz naheliegend erschienen, zu heiraten und sich gegenseitig zu trösten. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern, aber alle sagen, er sei der freundlichste und liebenswürdigste Mann gewesen, den man sich denken kann.«
»Vielleicht solltest du im Tagebuch weiterlesen und nicht versuchen, jetzt schon irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen«, schlug Laura vor.
»Wahrscheinlich hast du recht – und außerdem habe ich wirklich viel zu viel zu tun, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Aber vielleicht versuche ich doch herauszufinden, wann Ned den Unfall hatte, und vergleiche das Datum dann mit dem von Omas Heirat und der Geburt meiner Mutter – ich habe den ganzen Koffer mit ihren Papieren mit hierhergebracht. Wenn das alles gar nicht zusammenpasst, habe ich Gewissheit.«
»Das ist wahr«, sagte Laura. »Und es hat ja keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wenn alles bereits Vergangenheit ist. Ich meine, es ist ja nicht so, als wolltest du einen Anspruch auf das Familienvermögen erheben, oder?«
Ich lachte. »Ich glaube nicht, dass es eines gibt! Das Haus ist ziemlich heruntergekommen, und Jude Martland hat kein neues Personal eingestellt, als die letzten Bediensteten gegangen sind, noch dazu scheint es ihn sehr zu beschäftigen, wie viel Geld ich ihn koste – beziehungsweise seiner Vermutung nach koste. Eigentlich sollte ich ihm all die zusätzlichen Arbeiten, die mir bevorstehen, tatsächlich in Rechnung stellen, denn die Lage spitzt sich immer mehr zu!«
»So, was ist denn los? Ich dachte, du hast nur die Familie aus dem Torhaus zum Weihnachtsschmaus oben?«
»So sah es aus, nur dass sie bereits hier eingezogen sind, und Becca, Noels Schwester, auch, sodass ich in Old Place nun eine Familien-Weihnachtsgesellschaft auszurichten habe. Ich bin Köchin, Stallbursche, Dienstmädchen und Putzfrau in einem – auch wenn ich fairerweise dazusagen muss, dass Becca es übernommen hat, sich um die Pferde zu kümmern.«
Und ich erzählte ihr alles von Tildas Unfall und wie auf einmal die einzige mögliche Lösung darin bestanden hatte, sie einzuladen, nach Old Place umzusiedeln, und wie dann Becca auf Nutkin aufgetaucht war und ich erfahren hatte, dass außerdem noch zwei weitere Gäste zum Weihnachtsessen kamen – der Pfarrer im Ruhestand und das alte Kindermädchen der Familie.
»Falls Jude Martland daran irgendetwas nicht passt, hat er Pech gehabt und wird es nach seiner Rückkehr selbst mit seinen Verwandten klären müssen, denn ich hätte ihnen schließlich kaum die Tür weisen können. Und da die Telefonverbindung abgebrochen ist, konnten wir ihn vorher nicht fragen.«
»Hättest du ihn nicht von deinem Handy oder vom Dorf aus anrufen können?«, schlug sie vor.
»Ich habe es versucht, aber sein Anschluss war nicht erreichbar. Ich bin wirklich erleichtert, dass er mich nicht weiterhin jeden Tag anruft und drangsaliert; das hat im Übrigen bisher noch keiner meiner Kunden getan!«
»Das geht sicher alles in Ordnung, Holly – ich meine, was hättest du sonst schon machen sollen? Du hattest wirklich keine andere Wahl«, meinte sie lachend.
»Du hast recht, ich hätte nichts anderes tun können, auch wenn es jede Menge Mehrarbeit bedeutet – und die Teilnahme an einer großen Familien-Weihnachtsfeier.«
»Vielleicht stellst du ja sogar fest, dass es dir Freude macht«, meinte sie.
»Zumindest ist genügend zu essen und zu trinken im Haus, um zwölf Monate Belagerung zu überstehen, und Noel hat die Schlüssel zum Keller, Getränke liegen also in seiner Verantwortung.«
»Also selbst wenn ihr total eingeschneit werdet, kämst du zurecht?«
»Oh ja, und außerdem habe ich gerade den Dorfladen halb leergekauft! Es gab ein paar Sachen, die zur Neige gingen, und auf einmal dachte ich mir, ich brauche vielleicht doch ein paar Geschenke.«
Als ich ihr von den Süßigkeiten und von Oriel Comforts Vorschlag, einen Weihnachtsstrumpf für Jess zu machen, erzählte, fand auch Laura das sehr amüsant.
»Wenn Jess nicht zu alt dafür ist, werden sicher ihre
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