Hollywood
Joe.
»Das geht nicht.« Der Italiener hob in gespielter Verzweiflung die Hände. »Selbst hier verfolgen mich ja schon die Geschäfte. Heute abend zum Dinner sind wir mit ein paar französischen Partnern aus Marseille verabredet.«
Joe nickte. »Ich verstehe.«
Gianpietro warf Joe einen prüfenden Blick zu. »Glauben Sie, daß Mara das Talent hat, ein Filmstar zu werden?«
Joe erwiderte den Blick. »Das kann man nicht wissen. Das Aussehen hat sie, ob sie ein Star wird, wissen die Götter. Eins allerdings spricht sehr für sie: Sie schreckt nicht vor harter Arbeit zurück.«
Gianpietro nickte. »Das ist wahr. Vielen Dank. Mir wäre es allerdings lieber, sie wäre etwas weniger ehrgeizig und würde statt dessen ein Kind kriegen. Ich hätte so gern ein Baby mit ihr.« – »Und warum kriegt sie dann keins?«
»Sie sagt, wir müßten erst heiraten. Sie möchte keine Putana sein wie so viele andere Schauspielerinnen.«
»Dann heiraten Sie sie doch einfach«, sagte Joe.
Gianpietro lächelte müde. »Für euch Amerikaner ist alles so einfach! In Italien ist das viel komplizierter. Ich bin schon verheiratet, und obwohl ich schon seit zehn Jahren nicht mehr bei meiner Frau war, kann ich mich nicht scheiden lassen.«
»Das tut mir leid«, sagte Joe ehrlich.
Gianpietro lachte. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Da ich schon verheiratet bin, kann ich nicht heiraten. Und wenn ich bedenke, daß Mara in den letzten zehn Jahren schon das vierte Mädchen ist, in das ich mich verliebt habe, hat das auch seine Vorteile. Es ist immer einfacher, eine Freundin loszuwerden als eine Frau.«
»Darauf wäre ich gar nicht gekommen«, sagte Joe. »Aber wahrscheinlich haben Sie recht.«
»Ich habe bestimmt recht«, sagte Gianpietro. »Denken Sie doch bloß mal an die Schwierigkeiten, die Rossellini und Ingrid Bergman haben. Dem will seine Frau auch keine Scheidung erlauben, von der katholischen Kirche zu schweigen. Der braucht noch vom Papst persönlich eine Erlaubnis. Oder denken Sie an Vittorio de Sica! Der hat eine legale und eine illegale Frau, die in benachbarten Häusern untergebracht sind. Beide mit Kindern!« – »Wissen sie voneinander?«
Der Italiener zuckte die Achseln. »Wer weiß? Wahrscheinlich ist allen Beteiligten klar, was sich abspielt, aber niemand redet darüber. Ich habe allerdings oft den Eindruck, daß er allmählich verrückt wird. Kein Wunder, daß er die meiste Zeit in irgendeiner Bar sitzt.«
»Kennen Sie ihn gut?« fragte Joe.
»Recht gut, ja«, sagte Gianpietro.
»Glauben Sie, daß er mit Mara einen Film drehen würde?«
»Geld braucht er immer«, sagte Gianpietro.
»Wenn ich eine Idee für einen Film hätte«, sagte Joe. »Kein komplettes Drehbuch, nur ein Konzept. Könnten Sie ihm das geben?«
Gianpietro nickte. »Natürlich. Und wenn es ihm gefällt, würde er bestimmt einen Film daraus machen. Mit Mara.«
»Was macht Sie so sicher?«
Gianpietro lachte. »Man kann einem Mann auf die verschiedenste Weise die Eier massieren. De Sica schuldet mir fast siebzigtausend Dollar.« Der Mafioso dachte einen Augenblick nach. »Haben Sie schon eine Idee für eine Geschichte?«
»Ich weiß nicht«, sagte Joe. »De Sica ist ein erstklassiger Regisseur. Ich weiß nicht, ob er von einem Autor wie mir etwas annehmen würde.«
»Er schuldet mir siebzigtausend Dollar«, wiederholte Gianpietro. »Für einen solchen Betrag würde er auch mit einem Affen im Zoo arbeiten.«
»Vielen Dank«, lachte Joe. »Ich dachte an eine Liebesgeschichte. Eine Liebesgeschichte etwas anderer Art allerdings. Normalerweise lassen die amerikanischen Soldaten ihre italienischen Freundinnen mit einem Kind sitzen. Der Held meiner Geschichte reagiert anders. Er will das Kind selbst haben und nimmt es mit in die Vereinigten Staaten. Damit ist aber die Mutter nicht einverstanden. Sie kämpft sich mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln nach Amerika durch und spürt ihren Sohn in einer kleinen Stadt im Mittleren Westen auf. Erst als sie erkennt, daß es ihrem Sohn dort wirklich gut geht und daß sie ihm das Leben nie bieten könnte, das er dort hat, kehrt sie allein nach Italien zurück.«
»De Sica wird das bestimmt machen. Er wird allerdings wollen, daß Sie mit seinen Autoren am Drehbuch arbeiten, aber das würden Sie doch hoffentlich tun, oder? Man braucht ja sehr viel italienischen Nationalcharakter für so einen Film. Ich werde dafür sorgen, daß Sie sich kennenlernen. Vielleicht schon sehr bald.«
»Und wenn es ihm
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