Hollywood
nicht gefällt?« fragte Joe.
»Dann kann er mich mal. Es gibt noch genug andere. Carlo Ponti oder Rossellini oder ein Dutzend andere, die mir Geld schulden.« Gianpietro ging zur Tür. »Überlassen Sie das nur mir. Sie brauchen sich bloß noch umziehen fürs Essen, alles andere erledige ich.«
***
Das Restaurant im Hôtel de Paris erstreckte sich aus einem hellerleuchteten, festlichen Saal bis auf eine große, blumengeschmückte Terrasse hinaus. Eine hohe, mit einem Spalier noch verstärkte Balustrade hinderte die Touristen und den übrigen Pöbel daran, die wohlhabenden, mächtigen Gäste und ihre wohlgeformten Begleiterinnen allzu direkt zu begaffen. Die Tische waren mit weißem Leinen, funkelndem Kristall und Silber gedeckt. Die Blumenarrangements waren auf jedem Tisch anders.
Gianpietro hatte einen Tisch für zehn Personen reservieren lassen, der sich in einer besonders ruhigen Ecke befand. Außer Joe, Mara und Marissa waren noch drei Franzosen und ihre Damen seine Gäste. Bedauerlicherweise schien außer Joe niemand Englisch zu sprechen, und nach der Begrüßung schien er für die anderen praktisch unsichtbar geworden zu sein. Niemand beachtete ihn. Die Männer sprachen ohne jede Leidenschaft und Betonung, die Frauen hielten völlig den Mund. Gelacht wurde gar nicht, und es wurde Joe sehr bald klar, daß es sich bei diesem Essen nicht um ein geselliges Treffen, sondern um eine geschäftliche Konferenz handelte. Zum Glück waren die Speisen ganz ausgezeichnet, und so begnügte sich Joe damit, Marissa gelegentlich zuzuprosten und freundlich zu lächeln. Er war durchaus mit dem Verlauf der Dinge zufrieden.
Das Essen wurde rasch und routiniert serviert, und Joe hatte den Eindruck, daß der Verlauf des Abends vorher abgesprochen worden war; denn unmittelbar nach dem Kaffee standen die Franzosen abrupt auf und verabschiedeten sich mit ihren Damen. Gianpietro brachte sie bis zum Ausgang, kehrte dann zum Tisch zurück und nahm wieder Platz. »Es ist doch immer dasselbe mit den Franzosen«, sagte er. »Sie haben einfach keine Manieren.«
Mara sprach italienisch mit ihm. Ihre Stimme klang wütend.
Gianpietro schüttelte den Kopf. »Geschäft ist Geschäft«, sagte er.
Mara war immer noch wütend. »Du wirst mich hier nicht allein sitzenlassen, während du dich in Rom oder sonstwo herumtreibst!«
»Es sind doch nur zwei Wochen«, versuchte Gianpietro sie zu beruhigen. »Dann komme ich wieder.« Er verlangte die Rechnung. »Wir können im Auto darüber reden, Mara. Wir sollten hier in der Öffentlichkeit keinen Streit inszenieren. Laß uns lieber nach Hause fahren.«
»Aber wir wollten doch noch ins Casino«, maulte die Schauspielerin.
»Da wird nichts draus«, sagte Gianpietro. »Ich muß morgen früh um sechs am Bahnhof in Nizza sein. Ich nehme den Expreßzug nach Rom.«
33
Als Joe und Marissa die Tür des Gästehauses hinter sich schlossen, war es schließlich doch fast halb zwei. »Worum ging es eigentlich beim Essen?« fragte Joe seine Begleiterin.
Marissa schlüpfte aus ihrem Kleid. »Nur ums Geschäft«, sagte sie. »Die Franzosen wollen, daß Gianpietro zehn Tonnen Rohopium in Sizilien abholt und nach Marseille bringt, wo sie gerade ein neues Labor aufgebaut haben. Wenn er das in zwei Wochen schafft, kriegt er eine Million Dollar von ihnen.«
»Und warum regt sich Mara darüber so auf? Sie wird doch wohl wissen, daß Gianpietro Geld braucht, um sie zu versorgen?«
»Sie möchte sich gern in der High Society an der Côte d'Azur zeigen und vor den Leuten den Star spielen. Aber wer soll sie ausführen, wenn Gianpietro nicht da ist? Sie ist eine egozentrische Ziege.«
Joe hatte seine Smokingjacke ausgezogen und seine Krawatte und das weiße Hemd abgestreift, als es zu ihrer Überraschung noch einmal an die Tür klopfte. »Herein«, sagte Joe. Marissa konnte gerade noch ihren Morgenrock anziehen, da stand Gianpietro auch schon im Zimmer.
Aber er gönnte ihr ohnehin keinen Blick, sondern wandte sich ausschließlich an Joe. »Ich brauche Ihre Hilfe, mein Freund«, sagte er.
»Wie kann ich Ihnen helfen?« fragte Joe überrascht.
»Sie haben vielleicht schon gehört, daß ich ein paar Tage weg muß. Mara hat sich über diese Reise sehr aufgeregt, aber es läßt sich nun einmal nicht ändern, und ich habe sie schließlich beruhigen können. Sie möchte aber auf jeden Fall, daß Sie weiter an dem Drehbuch für sie arbeiten. Andererseits möchte sie nicht allein in dem großen Haus bleiben und hat deshalb
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