Hollywood
das wäre doch reiner Betrug«, sagte Joe.
»Nicht unbedingt«, sagte sie. »Vielleicht fällt dir ja tatsächlich was ein?«
»Das glaube ich nicht«, sagte er. »Mara hat ja einen schönen Busen, das gebe ich zu, aber sie ist nun mal keine große Schauspielerin. Einen Film, der sie zu einer echten Persönlichkeit macht, kann ich mir nicht vorstellen.«
»Du sagst doch, du brauchst das Geld nicht«, stellte Marissa fest. »Sag ihm, es würde ihn nichts weiter kosten, außer daß er uns Quartier gibt.«
»Und du hättest deine Ferien in Nizza?«
»Genau«, lachte Marissa. »Und dich würde es auch nichts kosten. Ich würde umsonst für dich arbeiten, wenn du mich brauchst.«
Joe lachte. »Bist du so scharf auf die Villa?«
Sie sah ihm ernst in die Augen. »Ja«, sagte sie, »für ein Mädchen wie mich ist die Côte d'Azur ganz einfach das Zentrum der Welt. Wer weiß, vielleicht kriege ich dort auch endlich mal eine Chance. Alle reichen Leute sind da. Vielleicht habe ich Glück?«
Joe dachte einen Augenblick nach. »Okay, ich werd es ihm vorschlagen. Aber bitte mach mir keine Vorwürfe, wenn es nicht klappt.«
Sie küßte ihn auf die Backe. »Ich mach dir bestimmt keine Vorwürfe. Und nach den zwei Wochen laß ich dich auch wirklich in Ruhe. Du wirst dich allerdings trotzdem vorsehen müssen.«
»Vorsehen? Wieso?« fragte er.
»Wegen Mara«, sagte sie. »Sie ist scharf auf dich, und Gianpietro muß die Woche über in Rom bleiben und kann nur am Wochenende nach Nizza kommen.«
»Wie kommst du denn darauf?« fragte Joe überrascht. »Mara ist doch nicht dumm. Sie weiß genau, auf welcher Seite ihre Brötchen gebuttert werden.«
»Das stimmt schon«, sagte Marissa. »Aber gegen ein paar Löffelchen Honig von dir hätte sie offenbar auch nichts.«
32
Die Villa war ein hochherrschaftliches Gebäude, das majestätisch auf einem mächtigen Felsvorsprung über dem Meer thronte. Das kleine Gästehaus, das ihm Gianpietro zur Verfügung gestellt hatte, lag weiter landeinwärts in der Nähe der Auffahrt. Es war weit weniger prunkvoll als das Haupthaus und hatte in früheren Zeiten vermutlich als Kutscherwohnung gedient. Aber trotz der kleinen Zimmer war es äußerst gemütlich und lag auch weit genug von der Villa entfernt, um einen ungestörten Aufenthalt zu erlauben. Zum Strand führte eine eigene Treppe hinunter.
Joe stellte seine Schreibmaschine an das große Fenster im Wohnzimmer, von dem aus er immer noch einen herrlichen Blick über die Bucht von Villefranche hatte.
Ein Teil der Aussicht wurde allerdings von der Villa versperrt, und ganz rechts war der Anfang der Treppe zu sehen, über die man vom Haupthaus hinunter zum Strand gelangte. In der Bucht vor dem Privatstrand der Villa lag ein großer Schwimmsteg im Wasser, an dem ein kleines Motorboot festgemacht war.
Gianpietro kam am Nachmittag aus der Villa herüber. »Nun«, fragte er, »wie gefällt es Ihnen bei uns?«
Joe lächelte. »Es ist wunderschön«, sagte er. »Vielen Dank!«
Der Italiener war geschmeichelt. »Ich dachte mir, daß es Ihnen gefallen würde. Hier können Sie in Ruhe arbeiten. Niemand wird Sie hier stören.«
»Noch einmal: herzlichen Dank.«
»Darf ich Sie um etwas bitten?« fragte Gianpietro.
»Ja, natürlich«, erwiderte Joe.
»Mara möchte gern ihr Englisch verbessern«, sagte der Italiener, »und wir haben keinen vernünftigen Lehrer gefunden. Marissa hat angeboten, diese Aufgabe zu übernehmen und vielleicht sogar noch ein paar Wochen länger zu bleiben. Ist Ihnen das recht?«
»Aber natürlich«, sagte Joe rasch. »Sehr vernünftig.«
»Vielen Dank, Joe«, sagte Gianpietro lächelnd. Er zeigte mit der Hand hinaus auf die Bucht vor dem Fenster. »Und was halten Sie von der Côte d'Azur?«
»Was ich bisher gesehen habe, ist wunderschön.«
»Es ist ein Paradies auf Erden«, sagte Gianpietro. »Hoffentlich wird es nicht irgendwann völlig zerstört. Es kommen jedes Jahr mehr Touristen mit ihren stinkenden Autos.« Er nickte Joe aufmunternd zu. »Richten Sie sich in Ruhe ein, Joe, und kommen Sie so gegen sechs in die Villa! Wir nehmen einen Aperitif, und dann fahren wir zum Essen nach Monte Carlo ins Hotel de Paris. Und später ins Casino oder in einen der Nachtklubs.«
»Sie verschwenden nicht viel Zeit«, lachte Joe.
»Ich hab ja nur am Wochenende Zeit«, klagte Gianpietro, »dann muß ich wieder zur Arbeit nach Rom. Aber nächsten Freitag bin ich wieder zurück.«
»Sie sollten mehr Zeit hier verbringen«, sagte
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