Hollywood
lächelte. »Ich wünschte, du könntest mal für ein etwas weniger schmieriges Blatt arbeiten.«
»Vielleicht habe ich Glück«, sagte er. »Aber vorläufig bin ich mit diesem Sex-Magazin ganz zufrieden. Ich krieg zwar nicht viel, aber ich werde fürs Schreiben bezahlt.«
»Da hast du recht«, sagte Kitty. »Darauf kommt's an.« Sie drückte ihre Zigarette aus. »Du meldest dich wieder? Vielleicht gehen wir auch mal essen zusammen?«
»Gern«, sagte er und erhob sich. »Ich hoffe, es klärt sich alles bei dir.«
Kitty brachte ihn zur Tür. »Das hoffe ich auch«, sagte sie.
***
Motty kam eilig die Einfahrt herauf. Schon von weitem konnte sie sehen, daß die Garagentür offenstand. Onkel Phils Wagen war nicht da. Motty öffnete die Hintertür und trat in die Küche. Es war offenbar niemand zu Hause. Aber das hatte sie auch gar nicht anders erwartet. Das war immer so freitags abends. Motty kam früher als sonst von der Arbeit, und ihr Onkel und ihre Tante waren in der Synagoge. In der Regel kamen sie nicht vor zehn oder elf Uhr abends nach Hause.
Motty warf einen Blick in die beiden Töpfe, die auf dem Herd standen. Im einen war ein Schmorbraten mit kleinen runden Kartoffeln, im anderen Zimmes – Karotten und Erbsen mit Honig oder braunem Zucker. Motty brauchte bloß noch das Gas anzustellen und beides auf kleiner Flamme zu kochen. Aber das hatte noch Zeit. Jetzt würde sie erst einmal duschen.
Als sie die Treppe hinaufging, begann in Joes Zimmer plötzlich die Schreibmaschine zu hämmern. Motty blieb vor seiner Tür stehen. Er hatte wirklich ein wahnwitziges Tempo drauf. Sie zögerte einen Augenblick, dann klopfte sie leise. »Ich bin's«, rief sie.
»Ich arbeite!« rief er durch die geschlossene Tür.
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich dusche bloß schnell. Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist, dann mache ich Essen für uns.«
»In Ordnung«, rief er. Dann setzte das Hämmern der Schreibmaschine erneut ein. Motty ging in ihr Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Plötzlich war sie todmüde. Sie zog ihr Kleid aus und legte sich in Slip und Büstenhalter aufs Bett. Ehe sie sich versah, war sie fest eingeschlafen und träumte.
Allerdings war es kein glücklicher Traum, sondern ein Alptraum. »Nie im Leben kriegst du meinen Stevie!« schrie ihre Tante Marta sie an. »Nur über meine Leiche. Du bist wohl verrückt? Du hast doch keinen Pfennig! Wo soll er denn das Geld für die Praxis hernehmen? Ganz zu schweigen von Möbeln und einer Wohnung. Mein Stevie soll Arzt werden! Er muß ein Mädchen aus guter Familie heiraten, das eine ordentliche Mitgift in die Ehe mitbringt. Was soll er mit einem Mädchen, das wir selber in unser Haus aufnehmen und großziehen mußten, damit sie nicht auf der Straße aufwächst!«
Motty spürte, daß ihr die Tränen über die Wangen hinabstürzten. »Aber Tante! Wir lieben uns doch. Wir haben uns schon immer geliebt! Auch schon als Kinder!«
»Liebe! So ein Quatsch!« höhnte Marta. »Aus dem Haus mit dir! Du, du, du schmutzige Hure! Hinaus! Du kommst mir nicht mehr über die Schwelle!«
Weinend wandte sich Motty an Stevie. »Stevie! Hilf mir doch! Sag deiner Mutter, daß wir uns lieben!«
Stevie starrte sie durch seine Hornbrille mit seinem feierlichen, etwas hilflosen Blick an und sagte: »Vielleicht sollten wir noch einmal in Ruhe darüber nachdenken, Motty. Wir dürfen nichts überstürzen. Mama will doch nur unser Bestes.«
Danach konnte sie nur noch heulen, bis ihr alles vor den Augen verschwamm. Sie heulte und heulte, bis sie plötzlich von zwei starken Händen an den Oberarmen gepackt wurde. »Stevie! Ach, Stevie!« schrie sie. Immer noch liefen ihr die Tränen über die Wangen. »Joe?«
»Du hast laut geschrien«, sagte er. »Ich habe dich durch die geschlossene Tür schreien hören.«
Motty setzte sich im Bett auf. Es war ihr peinlich, daß sie nur Unterwäsche anhatte. »Das tut mir leid, wenn ich dich bei der Arbeit gestört habe.«
»Das macht doch nichts«, sagte er. »Jeder hat mal einen bösen Traum, Motty.«
»Meiner war besonders blöde«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe wirklich Angst vor deiner Mutter. Du weißt ja, was für große Stücke sie auf ihren Ältesten hält.«
Joe lachte. »Ich weiß, ich weiß. Sie denkt, es gibt überhaupt kein Mädchen, das gut genug für ihn ist. Doktor Steven Kronowitz. Ihr Sohn.«
»Bei dir scheint sie nicht so heikel zu sein«, sagte Motty.
»Ich bin ein Nichtsnutz«, sagte Joe. »Ein Schriftsteller, der
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