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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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aus weicher Baumwolle.
    Als Joe eintrat, lächelte sie freundlich, aber ihre Stimme war rauh, man hörte, daß sie wenig schlief und viel trank. »Magst du einen Kaffee oder einen kalten Drink?« fragte sie.
    »Eine Cola wäre mir recht«, sagte er. »Du siehst müde aus, Kitty.«
    Trotz ihrer damenhaften Erscheinung redete sie wie ein Lastwagenfahrer. »Ich bin völlig geschafft. Ich muß unbedingt trocken werden. Ich saufe einfach zuviel. Das bringt mich noch einmal um.«
    Joe ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Du wirst schon wissen, was gut für dich ist.«
    »Das schon«, sagte sie. »Aber es fällt mir so schwer, es zu tun.«
    Joe schwieg.
    »He, Lutetia«, rief Kitty ins andere Zimmer hinüber. »Bring Joe eine Cola!«
    Sie wandte sich Joe wieder zu, zählte fünf Dollarscheine aus ihrer Schublade ab und gab sie ihm über den Tisch. »Du hast mir sehr geholfen«, sagte sie.
    »War mir ein Vergnügen«, sagte Joe grinsend.
    Lutetia brachte die Cola und ein großes Glas mit Eiswürfeln. »Wollt ihr sonst noch was haben?« fragte sie mürrisch.
    Sie trug denselben durchsichtigen Morgenmantel wie gestern, stellte Joe fest. Kitty hatte seinen Blick offensichtlich bemerkt. »Verdammt noch mal!« fauchte sie Lutetia an. »Warum läufst du eigentlich ständig halbnackt rum?«
    Lutetia zuckte die Achseln. »Wozu soll ich mich anziehen?« fragte sie schnippisch. »Wir gehen doch sowieso nirgends hin. Die ganze letzte Woche hast du dich jeden Tag besoffen, bis du unter dem Tisch lagst. Das ist alles, was du tust: Saufen und Schlafen. Ich habe es satt, weißt du?«
    »Warum suchst du dir keine Arbeit?« schnappte Kitty.
    »Was für eine denn?« fragte Lutetia. »Das einzige, womit man etwas verdient, ist Modellstehen in der New School. Aber du hast es nicht gern, wenn ich als Aktmodell arbeite.«
    »Du warst doch mal eine gute Sekretärin«, sagte Kitty.
    »Sicher. Da habe ich zwanzig Dollar die Woche verdient. Beim Modellstehen verdiene ich fünfzehn am Tag, und wenn ich's privat mache, kriege ich sogar fünfundzwanzig. Außerdem könnte ich mal mit jemandem reden.« Sie warf Joe einen verächtlichen Blick zu und wandte sich dann wieder an Kitty. »Der einzige lebende Mensch, den ich gestern gesehen habe, war dein komischer Freund hier, dieser eingebildete Macho, der seinen Schwanz für den Nabel der Welt hält.« Damit stolzierte sie aus dem Zimmer.
    »Was hat sie denn?« fragte Joe.
    Kitty senkte die Augen. »Ich glaube, sie will mich verlassen.«
    Joe füllte sein Glas. »Na und? Laß sie doch abhauen.«
    »Das verstehst du nicht«, sagte Kitty mit rauher Stimme. »Ich liebe sie, weißt du?«
    Joe nahm einen Schluck Cola.
    Kitty warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Sie hat mir gesagt, du hättest sie vergewaltigen wollen.«
    Joe starrte sie verblüfft an. »Hast du das geglaubt?«
    Kitty zögerte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich kenne Lutetia. Sie wird jedesmal sauer, wenn ich auf einen Mann scharf bin.«
    Joe schwieg.
    »Was ist denn gestern passiert?« fragte Kitty.
    »Sie wollte, daß ich sie nehme«, sagte er.
    Kitty ließ ihn nicht aus den Augen. »Hast du es gemacht?«
    »Ja«, sagte er.
    »Hat sie für dich auch was getan?«
    »Hereingelegt hat sie mich«, knurrte er.
    Kitty lachte. »Sie ist schon ein Miststück.«
    »Ja«, sagte er mürrisch.
    »Aber sie ist eine der besten, die ich jemals erlebt habe«, sagte Kitty zufrieden.
    »Es gibt auch noch andere Dinge im Leben«, sagte Joe.
    »Sie ist doch erst neunzehn«, sagte Kitty. »Sie weiß es nicht besser.«
    »Kann schon sein«, sagte Joe. »Aber dich macht sie fertig. Da könnte ich wetten.«
    Kitty sah ihn einen Augenblick unsicher an, dann griff sie nach einer Zigarette. »Da könntest du recht haben. Aber was soll ich dagegen machen? Ich liebe sie eben.«
    »Entschuldige«, sagte Joe. »Ich wollte nicht…«
    Kitty zuckte mit den Schultern. »Ich komm schon zurecht«, sagte sie. »Ich hab so was schon öfter erlebt.« Sie wechselte abrupt das Thema. »Ich habe gehört, die Redaktion will eine fünfteilige Geschichte über die Familie Gould. Du weißt schon, das sind die Typen, die zusammen mit den Astors New York Central gebaut haben. Wenn ich das tatsächlich machen soll, hätte ich ungefähr zwanzig Stunden Arbeit für dich. Was hältst du davon?«
    »Gut«, sagte er. »Ich arbeite jetzt nachmittags in einem Geschäft in der Stadt, und ich habe einen Vertrag über ein paar Geschichten für das Magazin. Aber sonst…«
    Kitty

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