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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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er-
    wachen.
    »Das habe ich bei Erwachsenen noch nie erlebt«, sagte Billy T. leise und
    betrachtete Hanne, während Cecilie sie gut
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    zudeckte. »Daß sie nicht aufwachen, wenn sie gefragt werden, meine ich.«
    »Getragen«, flüsterte Cecilie, lächelte und winkte ihn aus dem Zimmer.
    »Irgendwas ist in die Frau gefahren«, sagte Billy T. und blieb stehen. »Weißt
    du, was es sein kann?«
    Cecilie Vibe versuchte, seinen Augen auszuweichen. Sie waren zu blau und zu
    vertraut und sahen zuviel. Cecilie wollte fort aus dem Schlafzimmer, fort von
    der schlafenden Hanne und dem stickigen Geruch von Bettzeug und Schlaf.
    Sie wollte ins Wohnzimmer, eine neue Flasche Wein öffnen, über Filme
    sprechen, die sie nicht gesehen hatten, über Gästelisten und den Namen des
    neuen Kindes. Sie konnte sich nicht rühren. Als sie endlich den Kopf hob, zog
    er sie an sich.
    »Was in aller Welt ist denn bloß los mit euch«, flüsterte er und hielt sie weiter im Arm. »Ist hier die Krise ausgebrochen, oder was?«
    Billy T. blieb bis fast vier Uhr am Samstagmorgen bei Cecilie sitzen. Als er
    ging, hatte Cecilie einen Moment lang Gewissensbisse, weil Hanne es nicht als
    erste erfahren hatte. Zugleich fühlte sie sich erleichtert und empfand fast eine Art Optimismus, als sie Hanne vorsichtig auszog und dann selbst unter die
    Decke schlüpfte.
    »Ich glaube, ich verkaufe die Harley«, sagte Hanne im Halbschlaf und
    schmiegte sich an sie. »Es wird Zeit, erwachsen zu werden.«
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    Oberstaatsanwalt Sigurd Halvorsrud sah bemerkenswert gut aus. Seine
    Kleidung war sauber, sein Hemd frisch gebügelt. Im rotgrünen Schlips
    funkelte ein in Weißgold eingefaßter Diamant. Nur die Spuren einer
    nachlässigen Rasur verrieten etwas über seine derzeitigen Lebensumstände.
    Seine Hautfarbe war frisch und auffällig wenig blaß für diese Jahreszeit. Seine
    gesamte Erscheinung hätte, in Anbetracht der Tatsache, daß seine Frau zwei
    Tage zuvor umgebracht worden war und er nun unter Mordverdacht stand, auf
    zartere Seelen als Billy T. anstößig wirken können.
    Aber etwas war da mit seinen Augen.
    Sie waren blutunterlaufen und leblos. Obwohl der Mann versuchte, in seiner
    ganzen Haltung eine Art Würde zu bewahren — er saß sehr aufrecht da und
    hatte sein Kinn auf die in der ganzen Branche bekannte Weise vorgeschoben —
    verriet sein verzweifelter Blick, was er für sich zu behalten versuchte.
    Billy T. wischte mit den Fingern zwei Tassen aus und schenkte dann Kaffee
    aus einer Thermoskanne ein. »Schwarz?«
    »Ein wenig Zucker, bitte.«
    Die Hände des Staatsanwalts waren ruhig, als er sich zwei Stück Zucker aus
    einer Pappschachtel nahm. Billy T. nahm sich auch eins, tunkte es in den
    Kaffee und schob es zwischen seine Lippen.
    »Anwältin Borg muß jeden Moment da sein«, sagte er und saugte geräuschvoll
    an seinem Zuckerstück. »Warten wir auf sie oder fangen wir sofort an?«
    »Wir können anfangen«, sagte der Oberstaatsanwalt und räusperte sich leise.
    »Wenn sie wirklich gleich kommt.«
    »Dieser Stäle Salvesen«, begann Billy T. und schlürfte Kaf
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    fee um den restlichen Zucker hinunterzuspülen. »Woher kennen Sie den
    Mann eigentlich?«
    Halvorsrud blickte Billy T. verwirrt an.
    »Aber«, sagte er und knallte die Kaffeetasse auf den Tisch, »ich habe doch
    gehört, daß er tot ist. Er hat. . . mir ist berichtet worden, er habe Selbstmord begangen. Warum fragen Sie also danach?«
    Billy T. nahm sich noch zwei Zuckerstücke, tunkte sie in den Kaffee und legte
    sie sich auf die Zunge.
    »Ha'm noch keine Leiche«, nuschelte er. »Außerdem weiß ich von Hanne
    Wilhelmsen, daß Sie sich Ihrer Sache sehr sicher sind. Stäle Salvesen hat Ihre
    Frau umgebracht, sagen Sie. Also frage ich Sie nach Stäle Salvesen. Okay?«
    Halvorsrud fuhr sich mit der Hand über die Kopfhaut, die durch seine
    schütteren graublonden Haare zu sehen war. Er schien nicht so recht zu
    wissen, ob es sich noch lohnte, an seiner Behauptung festzuhalten. Er schien
    überhaupt nichts mehr so recht zu wissen. »Ich begreife das nicht«, sagte er,
    preßte sich die Fäuste vor den Mund und versuchte, einen Brechreiz zu
    unterdrücken. »Verzeihung. Natürlich glauben Sie mir nicht. Aber ich weiß,
    daß Stäle Salvesen in meinem Wohnzimmer gestanden hat. Er war dort.«
    Er hob die Tasse an die Lippen. Dann schluckte er zweimal, schlug sich auf die
    Brust und bat ein weiteres Mal um Verzeihung.
    »Stäle Salvesen war lange da. Schwer zu sagen, wie lange,

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