Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
Vom Netzwerk:
Vermutlich haben Sie sich gefragt, ob Sie mit
    diesem Wissen überhaupt weiterleben können. Sie konnten sich nicht
    vorstellen, wie Sie Ihren Kindern beibringen sollen, was passiert ist. Zum
    Beispiel. Habe ich recht?«
    Halvorsrud schnappte nach Luft. Er starrte Billy T. in die Augen, in seinem
    Blick mischten sich tiefe Scham und frische Hoffnung.
    »Sie glauben mir«, flüsterte er. »Es klingt so, als ob Sie mir glaubten!«
    »Was ich glaube, bedeutet null und nichts. Und das wissen Sie sehr gut.«
    Billy T. rieb sich mit der rechten Hand den Nacken und fischte mit der linken
    einen Ordner aus der obersten Schreibtischschublade. Er knallte ihn auf den
    Tisch, öffnete ihn aber nicht.
    »Ich finde Ihre Geschichte interessant«, sagte er kurz. »Aber noch
    interessanter fände ich Ihre Erklärung zu dieser Scheidungseinleitung, die in
    Ihrem Müll gefunden wurde. Unterschrieben von Ihrer Frau, datiert am 4.
    März. Am Tag ihres Todes. Am Tag, an dem jemand sie ermordet hat.«
    Zum ersten Mal lief Halvorsruds Gesicht tiefrot an. Er schlug die Augen nieder
    und rieb sich wie besessen die Hose über dem Knie.
    »Ich wußte das nicht. Ich wußte nicht, daß sie wirklich. . . ich hielt unsere
    kleinen Probleme der letzten Zeit für nicht relevant für diesen Fall.«
    37
    »Nicht relevant?« brüllte Billy T. und sprang aus dem Sessel hoch.
    »Nicht relevant«, schrie er noch einmal, stemmte die Pranken auf die
    Tischplatte und beugte sich zum Staatsanwalt vor. »Und Sie wollen einer der
    großen Macher bei den Anklagebehörden sein? Sind Sie. . . spinnen Sie denn
    total, oder was?«
    Auch Anwältin Borg sprang auf und hielt einen Arm vor ihren Mandanten, wie
    um Billy T. an einem physischen Angriff auf den Mann zu hindern.
    »Also wirklich. Das brauchen weder Halvorsrud noch ich uns gefallen zu
    lassen. Entweder bewahrst du Ruhe und setzt dich wieder, oder ich werde
    meinem Mandanten empfehlen, keine weiteren Fragen zu beantworten.«
    »Gefallen lassen müßt ihr euch noch einiges«, fauchte Billy T. durch
    zusammengebissene Zähne. »In diesem Ordner hier. . . «
    Er klopfte mit den Fingern auf den geschlossenen Ordner.
    » . . . habe ich Indizien dafür, daß something was really rotten in the house of Halvorsrud. Und eins müssen Sie sich klar vor Augen halten, Halvorsrud. . . «
    Billy T. ließ sich wieder in den Sessel sinken und kratzte sich wütend mit
    beiden Händen seinen kahlen Schädel, ehe er einen mahnenden Zeigefinger
    auf den Anwalt richtete.
    »In diesem Haus haben Sie nur einen einzigen Freund. Auf der ganzen Welt
    haben Sie nur einen einzigen Freund. Und der bin ich. Karen zum Beispiel. . . «
    Jetzt zeigte sein Finger auf die Anwältin.
    » . . . ist eine glänzende Anwältin. Absolut tolle Frau. Sympathisches Mädel.
    Aber sie kann Ihnen nicht einen Meter weiterhelfen. Nicht einen Meter,
    verstehen Sie das? Ich dagegen, ich kann das, weil ich Ihre und Salvesens
    Geschichte
    38
    dermaßen unglaublich finde, daß ich sie gern genauer untersuchen möchte.
    Mit jedem Tag, der vergeht, ohne daß sein Leichnam an Land gespült wird,
    bessert sich Ihre Lage. Wenn ich das will. Wenn Sie sich als kooperativ
    erweisen. Wenn Sie meine Fragen beantworten und außerdem Ihr verdammt
    riesiges Gehirn nutzen, um zu kapieren, daß Sie mir auch das erzählen
    müssen, wonach ich Sie nicht frage. Klar?«
    Es war ganz still. Das schwache Rauschen des Computers verstärkte den
    Eindruck totaler Stille nur noch.
    »Tut mir leid«, sagte Halvorsrud endlich, inzwischen war sicher eine Minute
    vergangen. »Es tut mir wirklich leid. Natürlich hätte ich darüber sprechen
    müssen. Aber es kam mir so weit weg vor. Im Moment, meine ich. Wir hatten
    wirklich eine schwierige Phase. Doris hatte von Trennung gesprochen. Aber
    ich wußte nicht, daß sie schon konkrete Schritte unternommen hatte. Am
    Donnerstag, ehe Salvesen gekommen ist. . . «
    In seiner Salvesen-Geschichte ist er immerhin bemerkenswert konsequent,
    dachte Billy T. erschöpft.
    » . . . war alles sehr harmonisch. Ich hatte mir für Freitag freigenommen, wir
    wollten das ganze Wochenende miteinander verbringen. Allein. Die Kinder
    sind verreist.«
    Als er die Kinder erwähnte, huschte wieder etwas, das Ähnlichkeit mit
    körperlichem Schmerz hatte, über sein Gesicht; eine Muskelanspannung unter
    seinen Augen, eine Wellenbewegung unter den Wangenknochen.
    »Ich muß das aufschreiben, ehe wir weitermachen können«, sagte Billy T.
    Er drehte seinen Sessel zur

Weitere Kostenlose Bücher