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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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nicht aufhalten können.
    Jetzt zog sich eine breite Spur von ihren hochhackigen schwarzen Schuhen bis
    zum Rocksaum, und sie schluckte einen saftigen Fluch hinunter.
    Soviel sie wußte, fehlte Evald Bromo rein gar nichts.
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    »IKEA«, sagte Billy T. höhnisch und schaute sich um. »Is'ja was anderes als in
    Aker Brygge.«
    Vorsichtig setzte er sich in den Besuchersessel, als wisse er nicht so recht, ob der sein Gewicht aushalten könne. Dann zog er eine Halbliterflasche Cola aus
    der Tasche seiner umfangreichen Jacke.
    »Aber gemütlich«, sagte er nach einem kräftigen Schluck und reichte die
    Flasche an Karen Borg weiter. »Möchtest du?«
    »Nein, danke.«
    Sie drehte sich mit ihrem breiten Schreibtischsessel hin und her und nippte an
    einer Tasse Tee. Seit sie bei der angesehenen, auf Wirtschaftsrecht
    spezialisierten Kanzlei mit eleganter Adresse und Möbeln von Expo-Nova ge-
    kündigt hatte, um ihre eigene Kanzlei aufzumachen, in der sie nur eine
    Sekretärin von Manpower als Hilfe hatte, hatte sie keinen Kaffee mehr
    angerührt. Es hatte etwas Symbolisches. In Aker Brygge wurde Cappuccino
    getrunken. Hier,
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    in einem hellen, persönlichen Zimmer mit grünen Pflanzen und einem bunten
    Repertoire an Aufträgen, war Tee angesagt.
    »Das mit Cecilie ist traurig«, sagte sie und schüttelte langsam den Kopf.
    »Wirklich entsetzlich. Ich wünschte, ich hätte das früher erfahren.«
    »Hätte auch nichts gebracht«, sagte Billy T. und gähnte. »Hanne ist absolut
    unansprechbar. Und sie weiß es auch erst seit Montag. Ich habe gestern mit
    Cecilie telefoniert. Sie wird operiert...«
    Er fischte eine Taschenuhr hervor und starrte aus zusammengekniffenen
    Augen auf die Zeiger.
    »Gerade jetzt.«
    Beide schwiegen. Billy T. nahm leichten Vanilleduft wahr und beugte sich zu
    der Tasse vor, die Karen Borg in den Händen hielt. Dann lächelte er kurz und
    schaute aus dem Fenster. Ein Mann stand in einem Korb und ließ einen
    verdreckten Lappen über die Fensterscheibe wandern. Er winkte Billy T.
    munter zu und ließ dabei den Lappen fallen. Das änderte nichts an seiner
    munteren Stimmung, er zog einen weiteren Lappen aus einem Eimer mit Was-
    ser, das schon drei Etagen früher hätte erneuert werden müssen.
    »Wie gefährlich ist es eigentlich«, fragte Karen endlich und stellte ihre Tasse
    weg.
    »Das wird sich heute herausstellen, wenn ich richtig verstanden habe. Aber ruf
    Hanne nicht an. Die Frau gehört in einen Käfig. Ist geradezu lebensgefährlich.
    Sie würde dir nur das Ohr abbeißen.«
    Der Fensterputzer war jetzt fertig und winkte fröhlich zum Abschied, als er in
    den nächsten Stock hochgehievt wurde. Seine Arbeit war kaum der Mühe wert
    gewesen; Schmutzstreifen zogen sich wie ein Gefängnisgitter über die
    Fensterscheibe.
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    »Brötchentüte«, sagte Billy T. plötzlich und legte einen rosa Ordner voller
    Fotokopien auf Karens Schreibtisch.
    »Was?«
    »Das Geld steckte in einer Brötchentüte der Bäckerei Hansen. Fünf
    Fingerabdrücke. Zwei sind noch nicht identifiziert. Die drei anderen stammen
    von Halvorsrud. Es war also nicht gerade clever von dem Typen, jegliches
    Wissen um dieses Geld abzustreiten.«
    »Daß er eine Brötchentüte angefaßt hat, ist ja wohl kaum ein Beweis«,
    erwiderte Karen Borg trocken. »Habt ihr auf dem Geld Fingerabdrücke
    gefunden?«
    »Ja. Viele verschiedene. Keiner bisher identifiziert. Aber es waren alles
    gebrauchte Scheine, deshalb ist das ja kein Wunder.«
    Er rieb sich lange und energisch mit den Fingerknöcheln die Kopfhaut. Eine
    flüchtige Wolke aus trockenen Hautpartikeln umgab im Licht, das durch das
    Fenster fiel, seinen Kopf wie ein Heiligenschein.
    »Ist ja nicht meine Aufgabe, deine Mandanten zu beraten«, sagte er und griff
    wieder zur Colaflasche. »Aber wäre es nicht eine gute Idee, sich ein wenig
    glaubwürdiger zu äußern? Alles, absolut alles weist daraufhin, daß er seine
    Frau wirklich umgebracht hat. Könnte er nicht irgendwas über plötzliche
    Geisteskrankheit erzählen, daß er ausgerastet ist, weil sie sich von ihm trennen wollte, oder irgendwas in der Richtung? Dann kriegt er zehn Jahre Knast und
    ist nach sechs wieder draußen. Oder so. Und kommt vielleicht noch rechtzeitig
    zur Hochzeit seiner Tochter.«
    »Aber er hat es eben nicht getan«, sagte Karen Borg und lehnte abermals die
    lauwarme Cola dankend ab. »So einfach ist das. In seinen Augen. Und
    dementsprechend muß ich mich verhalten. Übrigens gibt es da eine Sache,

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