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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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der
    Kriminalpresse«, sagte er verärgert und laut. »Und auch frecher und frecher.
    Das hängt sicher zusammen.«
    Er setzte gegen einen Grünschnabel von TV2 die Ellbogen ein und mußte am
    Ende seinen Hintern als Schild nehmen, um Annmari Skar überhaupt das
    Betreten des Gerichtssaals zu ermöglichen. Karen Borg war schon da. Sie
    grüßte kurz, und Billy T. nahm an, daß sie zusammen mit ihrem Mandanten
    aus dem Keller nach oben gekommen war. Karen Borg hatte sich zu dem Fall
    kaum öffentlich geäußert. Trotz der massiven undichten Stellen auf Seiten der
    Polizei - Billy T. hatte längst alle Spekulationen darüber aufgegeben, wer hier
    einen so fahrlässigen Umgang mit der Presse pflegte — hatte sie den Mund
    gehalten. Was an sich schon beeindruckend war. Jetzt hatte sie beschlossen,
    die Presse ganz und gar auszuschließen.
    Der Antrag der Polizei auf Ausschluß der Öffentlichkeit wurde angenommen.
    Annmari Skar wußte, daß das nicht ihr Verdienst war. Pflichtschuldig hatte sie
    ihre Phrasen darüber vorgebracht, daß Presseberichte über die Verhandlung
    »den Ermittlungen schaden würden«. Besonders mitreißend hatte sie nicht
    geklungen. Sie war zwar von Sigurd Halvorsruds Schuld überzeugt und war
    mehr als einmal durch die Gänge des Polizeigebäudes gerannt, auf der
    vergeblichen Jagd nach den vielen Polizeiquellen, zu denen die Presse offenbar
    mehr als nur freien Zugang hatte. Doch da der Fall mit allen bluttriefenden
    Details schon längst in den Zeitungen breitgetreten worden war, würde es den
    Journalisten schwerfallen, etwas Neues zu finden, was hier noch irgendeinen
    Schaden anrichten konnte. Wenn sie trotzdem den Ausschluß der
    Öffentlichkeit verlangte, dann auch aus Rücksicht auf sich selbst. Sie konnte
    Journalisten nicht ver
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    tragen. Sie waren anmaßend und servil zugleich, allwissend und von
    bodenloser Ignoranz, unverschämt und verdammt clever. Annmari Skar
    konnte mit Journalisten nicht auskommen und verachtete sie heiß und innig.
    Obwohl Karen Borg — zu Annmari Skars großer Erleichterung — im Hinblick
    auf die Privatsphäre ihres Mandanten den Antrag der Polizei unterstützte,
    reichte auch das nicht, um die Türen schließen zu lassen. Die Presse hatte
    selbst schuld an ihrem schlechten Image. Während der Antrag auf ihren
    Ausschluß behandelt wurde, schlugen sie sich um die Sitzplätze wie Möwen
    um eine verlassene Krabbentüte. Richter Birger Bugge, ein untersetzter, übel-
    launiger Mann, der bald in Pension gehen würde und endlich eingesehen
    hatte, daß mit einer Beförderung nicht mehr zu rechnen war, teilte Skars
    Verachtung der Journalisten. Er haßte die Presse, und das so energisch, daß er
    keine anderen Zeitungen mehr las als die Herald Tribüne, die er jeden
    Nachmittag am Kiosk im Osloer Hauptbahnhof kaufte, ehe er mit dem Zug zu
    seiner Frau nach Ski fuhr.
    »Das Osloer Untersuchungsgericht behandelt heute Fall 99-02376 F/42«,
    begann er, als sich der Tumult endlich gelegt, ein wütender Gerichtsdiener die
    Presse zusammengestaucht hatte und in Birger Bugges kleinem Königreich
    wieder Ruhe und Ordnung eingezogen waren. »Verteidigerin ist Karen Borg,
    Anklägerin Polizeijuristin Annmari Skar, Richter bin ich, Birger Bugge. Mir
    sind keine Umstände bekannt, durch die ich als befangen gelten könnte.
    Bestehen irgendwelche Einwände?«
    Billy T. ertappte sich dabei, wie er zusammen mit den Anwältinnen Skar und
    Borg den Kopf schüttelte. Ihm liefen nur selten Menschen über den Weg, die
    ihm als beängstigend erschienen, aber Richter Bugges großer Bulldoggenkopf
    hätte alle Welt erschrecken können. Mit seinem
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    kräftigen Unterbiß, seinem gewaltigen Doppelkinn und den winzigen Auglein
    unter den grauen Augenbrauen, die an den Schläfen wie zwei Hörner nach
    oben ragten, brauchte er nie große Worte zu machen, um sich Respekt zu ver-
    schaffen.
    »Brmfrfr«, sagte dann Richter Bugge und zeigte auf den Zeugenstand.
    Karen Borg sprang auf.
    »Euer Ehren, ich möchte darum bitten, daß mein Mandant aus
    Gesundheitsgründen hier sitzen bleiben darf.«
    Sie legte leicht die linke Hand auf Halvorsruds Schulter, wie um zu betonen,
    daß der Mann dringend fürsorgebedürftig sei.
    »Brmfrrf«, wiederholte Richter Bugge, und Anwältin Borg beschloß, das als
    Zustimmung zu deuten. »Sie sind also Sigurd Harald Halvorsrud. Geboren?«
    Billy T. blätterte in den Unterlagen, während die Formalitäten erledigt
    wurden. Dann ließ er sich auf seinem

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