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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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Italien liefern wir leider nicht, Signore. Hahaha.« Neapolitanische Sprachfärbung und ein fieses Lachen.
    »Es reicht mir, wenn du mir meine Bestellung nach Weil lieferst, okay? Und zwar Folgendes, mach mir eine Pizza, so, wie du sie auch deiner Mutter vorsetzen würdest,
Margherita semplice
, und eine
bianca
, aber nur bestes Olivenöl, kein Knoblauch. Hast du irgendeine Fischsuppe?«
    »
Certo
, mach ich dir. Hab
cefalo
da, aus dem
mediterraneo
. Ganz frisch von heute.«
    »Bottarga auch?«
    »In die Suppe?!« Der Chef war ehrlich entsetzt.
    »Wo denkst du hin! Extra, als Vorspeise,
sottilissima
, mit Tomate, Olivenöl, Zitrone, kein extra Salz! Und die Suppe ganz leicht, als Krankenkost für die Signora,
capisci

    »
Certo che caspisco
. Noch extra Brot?«
    »Nein danke, wenn du mir die
bianca
nicht in Öl ertränkst, reicht mir das.«
    »Wein, Wasser?«
    »Deinen besten Weißen, zwei Flaschen San Pellegrino, zweimal Acqua Panna.«
    »In Ordnung. Sonst noch was?
Qualcosa di dolce
? Oder sorgst du für eure Nachspeise selbst? Hahaha.«
    »Ja, für das Süße sorge ich selbst, mein Freund.« Ganz eisig hat er klingen können, der Matteo.
    Und am Ton von seiner Stimme hat der Pizzeria-Chef gleich gemerkt: Schluss mit Anzüglichkeiten.
    »Okay. Die Suppe koch ich extra für dich, dauert alles ein bisschen, wird auch ein bisschen teurer.«
    »Kein Problem. Geld spielt keine Rolle, solang du mich nicht bescheißt, also mach.«
    »
Non c’è problema
, ich lass dir alles bringen. Name, Adresse?«
    »Commissario Lucarelli, Allmandinger-Hof in Weil, findet ihr den?«
    »
Certo, Signor

Commissario

    So, das Zweitwichtigste war gemacht, und das Wichtigste war, noch einmal nach der Katharina zu sehen, und sie hat geschlafen, was gut war.
    Der Matteo hat sich wieder an den Computer gesetzt und der Katharina ihr schwarzes Notizheft aufgeschlagen. Bei Gelegenheit wird er daran denken müssen, ihr italienische Moleskine-Hefte zu besorgen, einen ganzen Karton, die mit den Linien.
    Akkurat hat sie hinten im Heft die Adressen derer notiert, deren Namen sie ihm genannt gehabt hat. Sabine von Hohenstein aus Süchting, zum Beispiel, und die Garage vom Hafner Andreas, am Ortsrand von Halling, in der der Jaguar XKR gestanden ist. Er hat alle relevant scheinenden Namen und Nummern in sein iPhone kopiert, die Adressen in Google Earth herausgesucht und sich, weil die Katharina keinen Drucker gehabt hat, die Screenshots dazu mit den Wegbeschreibungen auf sein Telefon gezogen, weil die Internetverbindung übers italienische iPhone hat er in Weil nicht hingekriegt.
    Bis es schließlich an der Tür geklopft und der Pizzadienst das Essen gebracht hat, inklusive zweier schöner Wein- und Wassergläser. Er hat dem Lieferanten noch ein Trinkgeld gegeben.
    »Danke,
Commissario
, schönes Auto, nebenbei.«
    »Richte deinem Chef einen Gruß aus, ich bin zufrieden.«
    »Mach ich. Die Suppe muss noch einmal aufs Feuer, kleine Flamme, nicht kochen, für 15   Minuten, soll ich Ihnen bestellen.«
    »Alles klar,
ciao, buona sera

    Kaum war alles vorbereitet, Essen und Trinken zwischen den Laptops ausgepackt und die Suppe auf dem Herd, da ist der Doktor Lechner dahergekommen. Recht viel Zeit hat er sich gelassen, alle Achtung, dafür, dass laut Google Earth die Entfernung zwischen seiner Praxis und dem Allmandinger-Hof nur knapp 4   km beträgt. Drei Stunden hat er gebraucht. Es war schon Nachmittag.
    »Doktor Vincent Lechner«, hat er sich vorgestellt und dem Lucarelli die Hand gegeben. Ein fester, bestimmter Händedruck. Einer, der zupackt. Wo die Patientin ist, hater auf Englisch gefragt. Der Matteo hat ihn hinaufgeführt und die Katharina sanft geweckt.
    »Frau Berger, Lechner«, hat der Doktor sich vorgestellt, während er seinen Arztkoffer geöffnet, auf der Bettkante Platz genommen und ihr die Hand auf die Stirn gelegt hat.
    Der Matteo hat sich an der Katharina ihre andere Seite gesetzt und aufmerksam zugesehen. Den Arzt gemustert.
    Der Dr.   Lechner war ein hochgewachsener, gut aussehender Endvierziger, dunkles Haar, grau durchsetzt, perfekter Schnitt, geschmackvoll gekleidet mit einem teuren Anzug, nichts von wegen Arztkittel, und ohne seinen edlen Arztkoffer hätte man ihm seinen Beruf auch nicht angesehen. So ein Modell, wie sie es früher gehabt haben, die Ärzte, aber auf den ersten Blick hat der Matteo erkannt, dass dieser Koffer neu und handgearbeitet war. Und an der ganzen Art von dem Doktor hat er ablesen können, dass

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