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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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sich noch immer mit Harald, als Robin seinem Meister verkündet, dass ich fertig sei. Das bin ich wirklich . U nd zwar mit den Nerven, spätestens als mich Robin zu einem Stuhl ohne Spiegel führt. Irritiert sehe ich mich um.
    „Suchst du was?“, trällert Katja, in der Hand ihr Gläschen Prosecco .
    „Tja, äh, eigentlich ... wo ist der Spiegel?“
    Katjas grinst mich blöde an. „Teil deiner Verwandlung: D u darfst dich erst ansehen, wenn Harald fertig mit dir ist. “
    Na super!
    Ein Blind Date mit meinem neuen Ich. Bevor ich mich weiter damit auseinandersetzen kann, taucht Harald vor mir auf. Gelangweilt zieht er seine Schere aus der Hüfte wie ein Cowboy seinen Colt. Hilfe suchend sehe ich zu Katja, die es sich inzwischen in einem Ohrensessel neben dem Zeitschriftenständer gemütlich gemacht hat und mir zuprostet – was ich wohl als Aufmunt e rung verstehen soll. Verräterin!
    Die erste Locke segelt an meinen Augen vorbei nach unten und mit ihr mein Wille zur G e genwehr. Fassungslos starre ich auf den Boden, wo sich innerhalb kürzester Zeit ein Berg von abgeschnittenen Haaren türmt. Mein Gott, wenn dieser Mann nicht bald aufhört, habe ich keine Haare mehr auf dem Kopf und sehe aus wie Mia Farrow in Rosmaries Baby . Eine grauenhafte Vorstellung!
    Ich habe festgestellt: D ie meisten Männer stehen auf lange Haare. Haare stehen als Zeichen für Weiblichkeit. Man braucht sich nur ein Beispiel an den weiblichen Stars zu nehmen. Bis auf wenige Ausnahmen haben alle lange Haare.
    Hilfeeee! Ich will keine kurzen Haare. Katja steht auf und tippt etwas in ihr iPhone . Ich räuspere mich, in der Hoffnung ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken zu können.
    „Katja“, flüstere ich.
    Leider ohne Erfolg, denn Katja verlässt den Lad en bevor ich sie aufhalten kann. Stattdessen hält Harald in der Bewegung inne und zieht die gezupften Augenbrauen vorwurfsvoll nach oben.
    „Liebelein, mit ihren Haaren kann ich ihr helfen . Aber wenn ich sonst noch etwas für sie tun soll, muss sie schon lauter sprechen.“ Also diese Form der Ansprache ist schon gewöhnungsb e dürftig und ich bin ständig versucht Harald über die Tatsache aufzuklären, dass wir uns nicht am französischen Hof befinden sondern in seinem Friseursalon. Angesicht der Gegebenheiten lasse ich es lieber sein, schließlich will ich es mir mit meinem Friseur nicht vergraulen.
    „Ich hätte gern ein en Schluck Wasser“, krächze ich entschuldigend. Harald nickt und gibt einem  seiner unzähligen Angestellten ein Zeichen. Sofort verschwindet eine junge Frau in mod i schen Haremshosen um die Ecke, um kurz darauf mit einem Glas Wasser wieder vor mir zu st e hen. Wie eine Ertrinkende nach dem Rettungsfloß greife ich mit zittrigen Händen danach. Harald zuppelt derweilen ungeduldig an meinen Haaren oder besser, was davon noch übrig geblieben ist. Gott sei Dank sind Hüte dieses Jahr modisch ganz weit vorne. Im Notfall laufe ich eben die nächsten Wochen mit einer Kopfbedeckung durchs Leben. Ohne Vorwarnung macht Harald we i ter. Er schneidet schon wieder!
    Hilfeee!
    Meine innere Stimme schreit ganz erbärmlich. Ich versuche Haralds Gesicht zu deuten. Bi l de ich es mir ein oder verzieht er tatsächlich den Mund? Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Ein Gefühl von Panik kriecht langsam entlang meiner Magenwände nach oben. Meine Hände sind schweißnass. Verlegen wische ich sie mir an der Hose ab. Vielleicht hat Harald heute einen schlechten Tag und verschneidet mich völlig?! Der Gedanke macht meine Situation nicht besser. Hör auf! Alles wird gut! Hoffentlich ... Vielleicht sollte ich mich ein wenig ablenken?
    „Wer kommt denn sonst so in deinen Laden?“ Mein Versuch locker zu klingen hört sich selbst für meine Ohren hölzern an. Harald hält für einen Moment inne, dann beginnt die Schere wieder zu klappern. „Ich würde meinen Salon nicht als »Laden« bezeichnen, Liebelein.“
    Oh toll! Gleich in den erstbesten Fettnapf zu treten gehört zu meinen Spezialitäten. „Tschuldigung“, piepse ich.
    Harald nickt zufrieden und fährt dann fort. „Die meisten meiner Kunden sind jahrelang zu Marli e s Möller gerannt . Bis sie gemerkt haben, dass die Frau immer das Gleiche macht: Blond, blond, blond! Dabei sieht die gute Marli e s doch selbst aus, als hätte man ihr eine schlecht gefär b te Perücke aufgesetzt.“  Haha, der Mann hat Humor.
    „Ich möchte jede Frau zu einer Prinzessin gemacht haben, wenn sie meinen Laden verlä ss t. Ein

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