Holunderküsschen (German Edition)
zusammen, hat sich aber sofort wieder im Griff.
Jetzt ist die Gelegenheit alles richtigzustellen . Dies ist der Moment, um sich das Mikrofon zu schnappen und der Welt zu verkünden, dass ich, Julia Zoe Löhmer es war, die die Idee mit dem Makeover der Holiday Dream hatte.
Aber Benni schweigt.
Feigling!
Memme!
Arschloch!
Ich möchte schreien, aber stattdessen kommt ein Schluchzen aus meiner Kehle. Tränen ste i gen mir in die Augen. Ich widerstehe dem Drang mit den bloßen Fäusten auf den Fernseher ei n zutrommeln. Ich komme mir betrogen, verraten und verkauft vor.
„Pumbi, das ist bestimmt nur ein blödes Missverständnis. Ich bin mir sicher, dass er gleich anruft und sich bei dir entschuldigt."
„Der kann mir gestohlen bleiben. Erst führt er mich mit seinen Lügen hinters Licht und dann in sein Bett." Ich schnappe wütend nach Luft. „Und jetzt klaut er mir noch meine Idee. Mit so einem Mann will ich nichts mehr zu tun haben." Eine Träne kullert mir die Wange herunter.
„Pumbi, soll ich Sergej anrufen? Der hetzt die gesamte russische Mafia auf deinen Benni."
Ich muss unter Tränen lachen. „Der Gedanke ist absolut verlockend ... aber lieber nicht. Würde ihm zumindest recht geschehen. Warum falle ich nur immer auf solche Idioten rein? Da war ja Johann noch besser, der hat mich wenigstens nicht vor der ganzen Welt verleugnet."
„Dafür hat er dich mit Titten-Annette betrogen. Auch nicht gerade eine Meisterleistung", bemerkt Katja trocken.
„Noch eine Frage für alle, die uns zuschauen. Wann wird die Jubiläumsausgabe ersche i nen?", fährt die Moderatorin fort.
Benni räuspert sich. Hoffnungsvoll starre ich ihn an. Sag es!
Benni schweigt.
Die Moderatorin reicht das Mikrofon an seine Schwester weiter.
„Die Jubiläumsausgabe wird wie immer pünktlich zum Monatsende erscheinen." Arianne strahlt in die Kamera.
„Vielen Dank! Mein Name ist Isabella Antinori und das waren die Aktuellen News live aus Hamburg“, verabschiedet sich die Moderatorin.
Das war's dann wohl.
13. Julias Facebook Status: Sind eigentlich alle Männer bescheuert?
Ich ziehe das Laken von der Matratze. Ich kann unmöglich in einem Bett schlafen, indem ich noch vor kurzem Sex mit dem Mann hatte, der mich so schändlich hinters Licht geführt hat. Die Matratze sieht kalt und wenig einladend aus . A ber besser so, als ständig Bennis Duft in der Nase zu haben. Ich lasse mich auf die Matratze fallen und fange an zu weinen. Noch nie im L e ben habe ich mich so in einem Menschen getäuscht. Die letzten Stunden habe ich damit ve r bracht, neben dem Telefon zu sitzen und auf einen klärenden Anruf von Benni zu warten, aber NICHTS.
Mein Handy fängt an zu vibrieren. Hektisch wische ich mir mit dem Handrücken übers G e sicht. Mein Herz setzt für einen Moment aus, als ich auf das Display starre. Unbekannte Nu m mer! Wer kann das sein? In meinem Kopf arbeitet es fieberhaft. Keiner meiner Freunde hat eine Rufunterdrückung ... Benni?! Das Handy klingelt zornig weiter.
Grundgütiger!
Soll ich rangehen? Was sage ich, wenn es Benni ist? Sag ich überhaupt etwas? Eigentlich will ich gar nicht mehr mit dem Lügner reden. Aber irgendwie würde mich schon interessieren, was er mir zu sagen hat. Das Handy klingelt und vibriert so heftig, als würde jeden Moment der Selbstzerstörungsmechanismus einsetzen. Das Schlimmste: wenn ich jetzt nicht rangehe, werde ich nie erfahren, wer am anderen Ende der Leitung war. Und diese Unsicherheit wird mich bis ans Ende meiner Tage quälen.
Ich nehme ab. „Du hast echt Nerven, mich um diese Uhrzeit anzurufen", blaffe ich in den Hörer. „Das nächste Mal wenn du eine Frau anlügst, solltest du wenigstens so viel Charakter b e sitzen, persönlich mit ihr Schluss zu machen und ihr zu sagen, dass du der Sohn der Verlagsleit e rin bist."
Ha! Dem habe ich es aber gegeben!
Schweigen.
Schweres Atmen!
„Sag mal, wie redest du eigentlich mit mir?!"
„Mama?" Oh Gott, das hat mir gerade noch gefehlt! Mütter besitzen so eine Art Radar, der es ihnen ermöglicht, in den unpassendsten Momenten bei ihren Kindern anzurufen. Meine Mutter bildet da keine Ausnahme.
„Wen hattest du denn erwartet? Hast du dich mit deinem Chef verkracht?" Empörung klingt aus ihrer Stimme.
„Niemanden. Ich dachte nur ... es wäre ein Bekannter von mir ...", stottere ich.
„So, so! Dafür klingst du aber ganz schön aufgeregt", stellt meine Mutter mit dem Gespür eines Polizeihundes fest. „Was ist denn das für ein
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