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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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t situationen waren noch nie seine Stärke. Das überlässt er lieber meiner Mutter.
    Meine Mutter lässt ihre Tasche krachend auf den Tresen fallen. „Und wann willst du de i nem Vater und mir endlich ein Tässchen Kaffee anbieten? Schließlich haben wir extra den U m weg nach Hamburg gemacht, um dich zu besuchen." Sie stemmt die Arme in die Hüfte und fu n kelt mich angriffslustig an.
    „Was meinst du mit »Umweg«?", verwirrt sehe ich sie an.
    „Dein Vater und ich sind auf dem Weg nach Sylt." Meine Mutter lacht kurz auf.
    „Ihr ward doch noch nie auf Sylt!", antworte ich baff.
    „Eben drum. Wir sind schließlich in der glücklichen Lage Urlaub zu machen, wann immer wir es wollen." Sie wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Mama, du tust gerade so, als wäre ich erst gestern mit der Schule fertig geworden", prote s tiere ich.
    „Wir dachten, du würdest dich freuen uns zu sehen", antwortet sie schmollend.
    „Der Besuch ist wohl eher eine Kontrolle", brumme ich. Mein Vater betrachtet unglücklich seine Fußspitzen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der ganzen Welt. „War nicht so gemeint. Ich  freue mich, dass ihr hier seid", sage ich versöhnlich.
    Ein Strahlen geht über das Gesicht meines Vaters.
    „Hallo, meine Große. Deine Mutter hat völlig recht, du siehst blass aus." Mein Vater nimmt mich in den Arm. Es entsteht eine kleine Pause, in der sich meine Eltern kurz ansehen und dann wieder wegschauen.
    „Ich soll dich schön von Frau Hugendübel grüßen. Sie lässt dir ausrichten, dass sie sich freuen würde, wenn du bei einem deiner nächsten Besuche mal vorbei schaust“, wechselt sie das Thema und tut so, als wäre alles in Ordnung . Sie räuspert sich. „Ihre Tochter hat eine neue Stelle bei einem Tierarzt angenommen.“
    „Aha“, sage ich beklommen, „das ist ja interessant.“
    Ich fasse es nicht. Meine Eltern sind tatsächlich hierher gekommen, um mich zu kontrolli e ren. Ich hatte eigentlich gedacht, dass das irgendwann aufhört . A ber anscheinend bleibe ich in ihren Augen immer ein Kind, auf das man ständig aufpassen muss.
    „Du hast aber eine Laune", brummt meine Mutter.
    „Wir ...“ Mein Vater fährt sich über die Glatze. „Wir haben das Gefühl ... dass du dabei bist ... einen großen Fehler zu machen.“ Er bricht wieder ab und reibt sich so hektisch über die Kop f haut, als wolle er sie auf Hochglanz polieren.
    Na endlich ist es raus! Wehret den Anfängen! „Papa! Ich bin doch kein kleines Kind mehr!“, protestiere ich.
    Meine Mutter nimmt meine Hand. „Was dein Vater sagen will ...“ Sie wirft Klaus-Peter e i nen bösen Blick zu, der ihn sofort zur Salzsäule erstarren lässt. „Du hast dich da in etwas ve r rannt.“
    „So?“, bringe ich heraus.
    Meine Mutter nickt eifrig. „Dein Vater und ich ... wir lieben dich sehr.“ Sie gibt meinem Vater einen Wink mit dem Kopf, den ich noch allzu gut von früher kenne. Das macht sie immer, wenn sie von ihm Unterstützung erwartet.
    „Julia, wir wollten dir sagen ... wir ... ich bin sehr stolz auf dich und wir lieben dich.“
    Oh Gott, ich muss gleich weinen. Das hat Papa noch nie zu mir gesagt.
    „Und wir ... haben uns überlegt ...“ , e r räuspert sich , „Dass es unsere Pflicht ist , dir zu he l fen ... deshalb haben wir beide ...“
    Er macht eine Pause und holt tief Luft. Ich dagegen halte die Luft an in Erwartung, was gleich kommen wird. Wenn er allerdings noch lange wartet, ersticke ich hier und jetzt vor ihren Augen.
    „Was deine Mutter und ich dir sagen wollen ...“, fängt er erneut an. „Wie du schon weißt, hat deine Mutter mit Johann gesprochen.“  Oje, das wird ja mit jedem Satz schlimmer! Ich werfe einen hilfesuchenden Blick zu Katja, die mir aufmunternd zuzwinkert, was in ihrer Sprache heißt: Halte-durch-alles-wird-gut!
    Mein Vater bricht wieder ab und wischt sich ein paar Schweißperlen von der Stirn. „Es ist nämlich so ... dass wir möchten, dass du glücklich bist.“
    „Klaus-Peter, jetzt sag deiner Tochter endlich, dass unten im Wagen Johann auf sie wartet“, schimpft meine Mutter.
    „Waaas?“ Ich ringe nach Luft.
    „Na siehst du“, sagt meine Mutter stolz und reibt sich die Hände. „Ich wusste, dass du dich freuen würdest.“

14. Julias Facebook Staus: Zwei sind einer zu viel!
     
    Als Johann auf mich zukommt, toben in mir die Gefühle. Mein Herz hämmert in meiner Brust. Er sieht gut aus, wenn auch ein bisschen blass um die aristokratische Nase. Dies ist der Mann, von dem

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