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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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„Annette tut die Sache genauso leid wie mir."
    „Ach, wirklich!?" Jetzt bin ich ernsthaft von den Socken.
    Johann nickt.
    „Das letzte Mal, als ich sie zwischen deinen Schenkeln liegend gesehen habe, sah sie aber gar nicht so aus, als würde es ihr leid tun. Im Gegenteil." Das hat gesessen.
    Johann lässt meine Hand fallen und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Das war doch jetzt wirklich nicht nötig, oder?"
    „Doch, war es!", bestehe ich auf meinem Standpunkt. „Du kannst nicht so mir nichts dir nichts in mein neues Leben herein spazieren und hoffen, dass ich dir einfach so verzeihe."
    „Wenn du mich wirklich liebst, würdest du mir eine zweite Chance geben", kontert Johann. „Meinst du, ich habe den weiten Weg von Freiburg hierher gemacht, weil du mir egal bist?" Er holt tief Luft. „Außerdem sind wir immer noch offiziell miteinander verlobt."
    „Wenn du mich lieben würdest, hättest du mich gar nicht erst betrogen. Und deine Verl o bung kannst du dir sonst wo hinstecken." Ich zerre an dem Ring, um ihn Johann in einer theatral i schen Geste vor die Füße zu werfen. Aber das Mistding sitzt fest a n meinem Finger und lässt sich nicht einen Millimeter von seinem Platz bewegen. Alles was passiert ist, dass mein Finger a n schwillt.
    Johann räuspert sich. Es klingt belustigt, was mich noch wütender macht.
    „Julia, du neigst wie immer dazu zu dramatisieren. Ich kann nicht mehr machen, als mich zu entschuldigen und dir zu versprechen, dass dergleichen nie wieder passieren wird." Johann ve r schränkt die Arme vor der Brust und sieht mich an. Jetzt ist er wieder ganz der alte Johann . Selbstbewusst und völlig von sich überzeugt. „Solange du die Verlobung nicht offiziell auflöst, bist du für mich immer noch meine zukünftige Braut."
    Wir schweigen beide.
    Ich denke an Benni. An den Kuss und wie viel er mir bedeutet hat. Johann hat in gewisser Weise recht. Ich habe unsere Verlobung nie offiziell gelöst. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass es so ist. Auf der anderen Seite, was ist schon eine Verlobung ... ein Versprechen. Mehr nicht.
    Mit einem Mal bin ich furchtbar müde und mein Zorn ist verraucht. Die eigentümliche M i schung aus Vertrautheit und Fremdheit macht es mir schwer, mich irgendwie sinnvoll zu verha l ten. Ich beschließe, das Gesagte auf sich beruhen zu lassen.
    „Hör zu", fange ich schließlich an, „ich habe zwei schreckliche Tage hinter mir. Vielleicht bin ich ein bisschen ungerecht zu dir, aber ich kann nicht einfach vergessen, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich brauche Zeit."
    Johann nickt. Er wirkt fast ein bisschen erleichtert, als er mich ansieht. „Ich bin noch bis morgen in Hamburg. Ich habe zwei Plätze auf der Abendmaschine nach Frankfurt gebucht. Ruf mich an. Aber vergiss nicht, egal wie du dich entscheidest ...  ich liebe dich . ." Er beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen Kuss. Ich lasse es geschehen. Alles daran fühlt sich vertraut an. Kein Prickeln, keine Schmetterlinge im Bauch, kein Pulsrasen. Ich atme ruhig weiter, als sich seine Lippen von den meinen lösen. Seine Augen ruhen forschend auf mir. Ich lächle ihn an. Dann geht er.
     
     
    „Und?" Meine Mutter sieht mich erwartungsvoll an.
    „Wie, und?" Ich schnappe mir ein Glas und schenke mir von dem Mineralwasser ein, das vor meinen Eltern auf dem Tisch steht
    „Habt ihr euch gestritten?"
    „Wer?“
    „Jetzt stell dich doch nicht so blöd an Julia. Du und Johann natürlich."
    „Nein. Wieso?“
    Meine Mutter verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich an.
    „Weil du überhaupt nichts sagst."
    Genervt lasse ich mein Glas sinken. „Mama, nur weil ich nichts sage, heißt das nicht, dass Johann und ich uns gestritten haben. Wir haben uns ausgesprochen."
    „Du hast ja vielleicht eine Laune." Meine Mutter stupst meinen Vater an. „Willst du mit uns darüber reden?“
    „Nein." Ich ziehe mir einen Stuhl an den Tisch. „Will ich nicht. Wir haben uns nicht gestri t ten, okay? Aber ihr könnt nicht erwarten, dass ihr Johann ohne es mir zu sagen nach Hamburg schleift und dann hoffen, dass alles wieder gut wird."
    „Das sehen dein Vater und ich aber anders."  Meine  Mutter spitzt die Lippen.
    Resigniert sehe ich meine Eltern an. Mein Vater macht einen gequälten Gesichtsausdruck und verschanzt sich hinter meiner Mutter. Katja sitzt nur stumm da und beobachtet fasziniert, was sich in ihrer Küche abspielt. Als Jüngstes von vier Geschwistern sind ihr solche Szenen völlig

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