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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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fremd. Ihre Eltern haben die Erziehung den älteren Geschwistern überlassen und sich selten d a rum gekümmert, was mit ihr los war. Ich glaube, das ist einer der Gründe warum Katja so durc h setzungsstark geworden ist.
    „Und was wird nun aus dir und Johann?", fragt meine Mutter vorsichtig.
    „Ich habe mir bis morgen Bedenkzeit erbeten", erkläre ich ihr.
    „Na, das ist doch schon mal ein Anfang", flötet meine Mutter, „dann ist das Kind ja noch nicht in den Brunnen gefallen.“ Sie zwinkert Papa unauffällig zu.
    Ich nicke.
    „Dann können dein Vater und ich ja einigermaßen beruhigt nach Sylt fahren." Der plötzl i che Themenwechsel zeigt mir, dass meine Mutter glaubt,  alles läuft nach ihrer Vorstellung .
    „Und wann kommt ihr wieder?“, frage ich etwas erstaunt über diesen spontanen Kurzurlaub. Normalerweise machen meine Eltern nämlich nie Urlaube ohne ein Jahr im Voraus gebucht zu haben.
    Meine Mutter kichert hysterisch. „Gebucht haben wir eine Woche, aber ... " , s ie kichert e r neut , „... wenn es uns gut gefällt, bleiben wir vielleicht auch länger. Nicht wahr Kläuschen?"
    Säusel.
    Mein Vater sieht meine Mutter mit einem etwas dümmlichen Grinsen an, was er normale r weise nur macht, wenn er einen versauten Witz erzählt.
    „Wir haben da eine schnuckelige Pension am Rande von Westerland aufgetan. Die haben da so ein Sonderangebot für Paare. Mit Wellness und so. Paarmassage, Candlelight Dinner und Frühstück zu zweit im Bett."
    „Genug! Das reicht an Information", rufe ich mit erhobenen Händen, bevor ich ein Bild in meinem Kopf habe, das ich nicht mehr loswerde. Die Vorstellung von meinen Eltern als Lieb e spärchen ist mir absolut zuwider. Ich möchte lieber glauben, meine Zeugung hat durch eine Flu g besamung stattgefunden .
    Meine Mutter zieht einen Schmollmund. „Du hast aber wirklich eine Laune heute." Mein Vater tätschelt ihr beruhigend die Hand.
    Ich ignoriere ihre letzte Bemerkung. „Das hört sich gut an. Da wünsche ich dir und Papa auf jeden Fall ganz viel ... äh Spaß. Hoffentlich habt ihr gutes Wetter."
    „Im Wetterbericht haben sie ein Hoch vorhergesagt." Mein Vater steht auf und sieht mich an. „Das Gleiche hoffe ich auch für dich." 
     
     
    Katja betrachtet mich nachdenklich, während ich die Flasche Rotwein entkorke.
    „Du siehst aber ziemlich unglücklich aus für jemand en , deren Verlobter gerade auf Knien vor ihr herumgerobbt ist."
    Ich halte den Korkenzieher fest und sehe hoch. „Unglücklich? Ich habe das Gefühl, über mich bricht gerade die ganze Welt zusammen. Im Moment ist mir alles zu viel.“
    Katja mustert mich weiter.
    „Hast du dir inzwischen Gedanken gemacht, was aus dir und Johann werden soll? Oder mit Benni?"
    „Mit Benni? Meine Güte, was soll schon mit ihm passieren?"
    Sie hält mir ihr Glas hin, ich drehe weiter. „Nicht mit ihm. Mit euch."
    Mit einem Schwung ziehe ich den Korken. „Ich weiß nicht. Eigentlich gibt es ja offiziell kein »euch«. Außerdem hat er sich nicht mehr bei mir gemeldet. Und jetzt, wo Johann da ist ..." Ich schenke mir den Rotwein ins Glas und nehme einen Schluck. „Irgendwie hat das wieder alles verändert."
    „Das verstehe ich nicht. Ich meine, entweder du liebst Johann oder du liebst Benni."
    „Genau genommen kenne ich Benni doch gar nicht", antworte ich bitter. „Ich dachte, ich würde ihn kennen . A ber nach gestern Abend bin ich mir da nicht mehr so sicher. Johann hing e gen kenne ich. Ich weiß genau, worauf ich mich da einlasse."
    „Auf einen Typen, der mit der erstbesten Maus aus dem Büro ins Bett hüpft. Also, wenn du mich fragst ist das keine echte Alternative." Katja nimmt den Korken vom Tisch und riecht d a ran. „Jetzt mal im Ernst. Du willst doch nicht wieder zurück nach Freiburg, oder?" Bevor ich antworten kann, hakt sie nach. „So richtig glücklich warst du da doch noch nie."
    Ich schenke sehr langsam Wein ein, um Zeit zu gewinnen. Katja beobachtet jede meiner Bewegungen.
    „Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst." Ihrem Gesicht sehe ich an, dass sie sich wirklich Gedanken darüber macht.
    Ich mag nicht, dass sie sich Gedanken macht. Ebenso wenig wie ich will, dass sich meine Eltern Gedanken über mich machen. Und außerdem will ich nicht, dass ich mir Gedanken m a chen muss . W eil es in letzter Konsequenz bedeutet, dass ich eine Entscheidung fällen muss.
    „Ich weiß es nicht. Ehrlich. Ich bin völlig durcheinander . An Johann ist mir alles so vertraut. Das ist, als

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